Deutsche Tageszeitung - Familie erwartet in Lübcke-Prozess umfassende Aufklärung der Tat

Familie erwartet in Lübcke-Prozess umfassende Aufklärung der Tat


Familie erwartet in Lübcke-Prozess umfassende Aufklärung der Tat
Familie erwartet in Lübcke-Prozess umfassende Aufklärung der Tat / Foto: ©

Die Familie des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erwartet vom Prozess eine umfassende Aufklärung der Tat. Die Nebenklage wolle "alle Umstände zur Mordtat erfahren", sagte Holger Matt, der Anwalt der Familie, vor Prozessbeginn am Dienstag am Oberlandesgericht in Frankfurt am Main. Dazu zählten Planung und Durchführung der Tat, Täter und Mitwisser sowie Motive.

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"Wir werden mit allen Möglichkeiten, die uns als Nebenkläger zur Verfügung stehen, unseren Beitrag leisten an der Aufklärung des Verbrechens", sagte Matt. "Nach meiner Überzeugung handelt es sich um ein kaltblütig geplantes, heimtückisch begangenes, feiges Mordverbrechen aus übelsten Beweggründen."

Dirk Metz, Sprecher Familie Lübcke, sprach von einer "belastenden Situation" für die Angehörigen. Sie hätten sich aber entschieden, an der Verhandlung teilzunehmen, um "ein Signal der Verbundenheit" zu ihrem Vater und Ehemann und "auch ein klares Signal gegen Hass und Gewalt in diesem Land" zu setzen. Metz kündigte an, dass sich die Familie am ersten Prozesstag nicht äußern möchte.

Angeklagt sind Lübckes mutmaßlicher Mörder Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H., die als Rechtsextremisten gelten und Lübcke wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Haltung als Opfer ausgewählt haben sollen. E. muss sich als Hauptangeklagter auch wegen eines versuchten Mordes an einem Asylbewerber verantworten.

Lübcke wurde in der Nacht zum 2. Juni 2019 tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen.

Die Ermittler gingen bald von einem rechtsextremistischen Hintergrund der Tat aus. Bis Ende Oktober sind zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt.

Die Verhandlung findet auch wegen der Corona-Krise unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Bereits Stunden vor dem Beginn des Prozesses bildeten sich vor dem Oberlandesgericht am Dienstag lange Warteschlangen.

(V.Korablyov--DTZ)

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