Prozess um Mord an Kasseler Regierungspräsident Lübcke in Frankfurt begonnen
Gut ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat am Dienstag der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Mörder und einen Komplizen begonnen. Zunächst wurden vor dem hessischen Oberlandesgericht in Frankfurt am Main mehrere Anträge gestellt, so dass sich die Verlesung der Anklage durch die Bundesanwaltschaft verzögerte.
Der Hauptangeklagte Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H. gelten als Rechtsextremisten und sollen Lübcke wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Haltung als Opfer ausgewählt haben. E. muss sich auch wegen eines versuchten Mordes an einem Asylbewerber verantworten. H. erhob sich im Gerichtssaal zum Prozessauftakt nicht.
Lübcke wurde in der Nacht zum 2. Juni 2019 tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen. Die Ermittler gingen bald von einem rechtsextremistischen Hintergrund der Tat aus.
Zwei Wochen nach der Tat wurde E. festgenommen. Ein erstes Geständnis widerrief er im Sommer vergangenen Jahres nach wenigen Tagen. Im Januar bezichtigte er H., Lübcke versehentlich erschossen zu haben. Beide seien zu Lübcke gefahren, um ihm eine "Abreibung" zu verpassen. Lübckes Tod sei nicht geplant gewesen.
Die Bundesanwaltschaft klagte E. wegen Mordes und H. wegen Beihilfe an. Bis Ende Oktober sind in dem Prozess zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Die Verhandlung findet auch wegen der Corona-Krise unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Zum Prozessauftakt herrschte am Gericht großer Andrang.
(W.Novokshonov--DTZ)