
Manipulationsvorwürfe: RUSAF-Präsident im Fall Lysenko vorläufig gesperrt

Der Fall des russischen Weltklasse-Hochspringers Danil Lysenko zieht immer weitere Kreise. Die unabhängige Integritätskommission AIU des Leichtathletik-Weltverband IAAF erhob am Donnerstag wegen "ernsthafter Verstöße" gegen die Anti-Doping-Richtlinien Anklage gegen den russischen Verband RUSAF. Sieben Personen, darunter Lysenko und RUSAF-Präsident Dimitri Schljachtin, wurden mit sofortiger Wirkung vorläufig gesperrt. Die Offiziellen sollen Ermittlungen behindert und "nicht kooperiert" haben.
Grundlage der Entscheidung ist das Verhalten der Personen während der Untersuchung möglicher Verstöße gegen die Meldeauflagen des ehemaligen WM-Zweiten Lysenko. Zudem wurden die Beschuldigten, zu denen auch Lysenkos Trainer Jewgenij Sagorulko und RUSAF-Geschäftsführer Alexander Parkin gehören, wegen des Verdachts der Sabotage und/oder der Komplizenschaft angeklagt.
Die harten Schritte seien das Ergebnis einer 15-monatigen AIU-Untersuchung, hieß es in einer Mitteilung. Diese sei zu dem Schluss gekommen, dass "RUSAF-Offizielle an der Beschaffung falscher Erklärungen und gefälschter Dokumente" beteiligt gewesen sind, mit denen die Verstöße Lysenkos gegen die Meldeauflagen erklärt werden sollten.
Unter anderem sollen Offizielle versucht haben, dem Hallen-Weltmeister mit illegalen Tricks zu helfen. So sollen Dokumente verfasst worden sein, die belegen, dass Lysenko zu krank gewesen sei, um sich ordnungsgemäß abzumelden. Diese Dokumente stammen angeblich von Ärzten, die es gar nicht gebe und die in einer Scheinklinik in Moskau gearbeitet haben sollen.
RUSAF-Sprecherin Natalja Jucharewa betonte in einer ersten Reaktion, die Sperren seien vorläufig und würden nun überprüft. "Wir haben die Dokumente erst heute erhalten. Unsere Anwälte untersuchen die Umstände des Falls und die erhobenen Vorwürfe. Die Sperre ist provisorisch, die Untersuchung geht weiter und die Einzelheiten sind vertraulich", sagte Jucharewa.
Russlands Leichtathleten sind seit dem 13. November 2015 international gesperrt, einzelne Sportler können aber per Ausnahmegenehmigung eine Starterlaubnis als neutrale Athleten beantragen. Bei der WM 2017 hatte Lysenko die Silbermedaille gewonnen. Der Verband hat bis zum 12. Dezember Zeit für eine Antwort.
Medaillenkandidat Lysenko war unmittelbar vor der EM 2018 in Berlin suspendiert worden, weil er den Dopingermittlern seine Aufenthaltsorte für mögliche Tests nicht genannt hatte.
(T.W.Lukyanenko--DTZ)