Deutsche Tageszeitung - Großbritannien holt nach Airline-Pleite zehntausende gestrandete Urlauber zurück

Großbritannien holt nach Airline-Pleite zehntausende gestrandete Urlauber zurück


Großbritannien holt nach Airline-Pleite zehntausende gestrandete Urlauber zurück
Großbritannien holt nach Airline-Pleite zehntausende gestrandete Urlauber zurück / Foto: ©

Nach der überraschenden Insolvenz der britischen Fluggesellschaft Monarch steht die britische Regierung vor einer gewaltigen Rückholaktion für zehntausende im Ausland gestrandete Passagiere. Alle Flüge der Airline, die vor allem bei britischen Urlaubern beliebt ist, wurden abgesagt, wie die Luftfahrtbehörde CAA am Montag mitteilte. Davon betroffen sind auch mehr als 110.000 Fluggäste, die sich am Montag noch im Ausland befanden.

Textgröße ändern:

"Das ist eine ungeheuer bedauerliche Situation für britische Urlauber im Ausland", erklärte Verkehrsminister Chris Grayling. Oberste Priorität habe nun, "ihnen zu helfen, zurück nach Großbritannien zu kommen". Deshalb habe er "sofort die größte Rückführungsaktion des Landes in Friedenszeiten" angeordnet. Dies sei "eine beispiellose Antwort auf eine beispiellose Situation", erklärte Grayling.

Die Luftfahrtbehörde CAA bezeichnete die Insolvenz als "größtes Scheitern einer Airline", das es in Großbritannien je gegeben habe. Nun sollten auf Bitte der britischen Regierung 30 Flugzeuge bereitgestellt werden, um betroffene Kunden nach Großbritannien zurückzuholen. Der Internetseite Flightradar24 zufolge schickte die Fluggesellschaft Qatar Airways bereits A320-Maschinen, um der CAA bei der Rückführung der Urlauber aus zahlreichen Ländern - darunter Frankreich, Griechenland, Israel und die Türkei - zu helfen.

Der Luftfahrtbehörde zufolge sind insgesamt rund 410.000 Kunden davon betroffen, dass alle Monarch-Maschinen am Boden bleiben. Die Fluggesellschaft rief über den Kurzbotschaftendienst Twitter alle Fluggäste auf, nicht zum Flughafen zu kommen. "Es wird keine Monarch-Flüge mehr geben", erklärte die Airline.

Viele Fluggäste reagierten fassungslos. "Wenn du denkst, du bist den Ryanair-Streichungen entkommen, meldet #Monarchairlines am Tag deines Fluges Insolvenz an", schrieb die Kundin Holly-Rae Copeland im Kurzbotschaftendienst Twitter mit Blick auf die irische Billigfluggesellschaft Ryanair, die jüngst die Streichung zahlreicher Flüge wegen Problemen mit der Urlaubsplanung der Piloten verkündet hatte.

Monarch war bislang insbesondere als Ferienflieger beliebt, hatte zuletzt aber verstärkt mit der wachsenden Konkurrenz zu kämpfen. "Steigender Kostendruck und zunehmend wettbewerbsintensive Bedingungen auf dem europäischen Markt für Kurzstreckenflüge" hätten der in Luton nördlich von London ansässigen Fluggesellschaft zugesetzt, sagte Blair Nimmo von der Beratungsgesellschaft KPMG, die als Insolvenzverwalter bestimmt wurde.

Von der Pleite profitieren könnten Experten zufolge nun Ryanair und Easyjet. "Was schlecht für eine Airline ist - höhere Treibstoffkosten, Terroranschläge, Streiks der Fluglotsen - ist normalerweise schlecht für den ganzen Sektor", sagte der Experte Neil Wilson vom Finanzdienstleister ETX Capital. "Aber das Scheitern von Monarch ist eine gute Nachricht für die Konkurrenz", sagte Wilson. Deshalb hätten die Börsenkurse von Ryanair und Easyjet am Montag zu Handelsbeginn deutlich zugelegt.

Monarchs Hauptanteilseigner Greybull Capital hatte noch im vergangenen Oktober versucht, die Fluggesellschaft mit einer Kapitalspritze von umgerechnet 185 Millionen Euro in die Erfolgsspur zu bringen. 2018 hätte die Airline die ersten von insgesamt 30 bestellten 737-Maschinen des US-Flugzeugbauers Boeing in Empfang nehmen sollen.

Durch die Pleite droht nun 2100 Mitarbeitern der Fluggesellschaft der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Oliver Richardson von der Gewerkschaft Unite erhob deshalb Vorwürfe gegen die britrische Regierung. Die Bitte nach einem Überbrückungskredit für die Traditionsfluggesellschaft sei von Kabinettsmitgliedern abgelehnt worden. Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Belegschaft gehe nun "eine der ältesten Fluggesellschaften des Landes" in die Insolvenz.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Weltbank-Chef: Entwicklungsländer müssen schnell Handelsabkommen mit den USA abschließen

Weltbank-Chef Ajay Banga hat den Entwicklungsländern eindringlich zum schnellen Abschluss von Handelsabkommen mit der US-Regierung geraten. "Sie müssen mit den USA frühestmöglich Handelssysteme aushandeln", sagte Banga in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP an die Entwicklungsländer gewandt. "Wenn Sie das hinausschieben, wird das allen weh tun." Nach ihrer Einigung mit Washington sollten die Entwicklungsländer dann Handelsbarrieren abbauen und den regionalen Warenstrom fördern.

VW-Chef stellt Aus für neue Verbrennerautos im Jahr 2035 infrage

VW-Chef Oliver Blume stellt das Datum 2035 für das Aus für neue Benziner und Diesel-Fahrzeuge in der EU infrage. Bei der Verkehrswende brauche es "immer wieder Prüfpunkte, die sich an den Realitäten orientieren, wie schnell sich die E-Mobilität verbreitet", sagte Blume der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe) am Rande der Automesse in Shanghai. "Und gegebenenfalls braucht es politisch flexible Übergangszeiträume."

Bericht: Gasverbrauch in Deutschland im Winter um fast neun Prozent gestiegen

Der Gasverbrauch in Deutschland hat in dieser Heizperiode deutlich zugenommen. Wie die Funke Mediengruppe am Samstag unter Berufung auf eine Erhebung der Bundesnetzagentur berichtete, haben Privathaushalte und Unternehmen im Winter 8,9 Prozent mehr Gas verbraucht als im Vorjahreszeitraum. Während sich die Zunahme bei Haushalten und Gewerbe auf 7,7 Prozent beläuft, sei der Gasverbrauch der Industrie um 10,1 Prozent gestiegen. Insgesamt habe der Verbrauch bei 594.314 Gigawattstunden (GWh) gelegen.

Vorratsdatenspeicherung: Datenschutzbeauftragte sieht Drei-Monats-Frist skeptisch

Die Bundesdatenschutzbeauftragte Louise Specht-Riemenschneider sieht die von der künftigen schwarz-roten Koalition geplante Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung skeptisch. Zwar sei die geplante dreimonatige Speicherfrist kürzer als die bisherigen Vorschläge, sagte Specht-Riemenschneider der "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe). "Aber ich sehe dennoch Widersprüche zur nationalen und europäischen Rechtsprechung."

Textgröße ändern: