
US-Ökonom Thaler erhält Nobelpreis für Arbeiten zur Wirtschaftspsychologie

Wirtschaftlich handelnde Akteure sind auch nur Menschen: Für seine Arbeiten zur Wirtschaftspsychologie ist der US-Forscher Richard Thaler mit dem diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet worden. Der 72-jährige Professor habe den Einfluss von psychologischen und sozialen Faktoren auf die wirtschaftlichen Entscheidungen von Individuen aufgezeigt, erklärte das Preiskomitee in Stockholm am Montag zur Begründung.
"Er hat die Wirtschaftslehre menschlicher gemacht", erklärte das Preiskomitee. Thaler habe die Auswirkungen von menschlichen Phänomenen wie "eingeschränkte Rationalität, soziale Präferenzen und Mangel an Selbstkontrolle" studiert und herausgearbeitet, wie diese Faktoren individuelle Entscheidungen und Marktentwicklungen beeinflussen, erklärte die Jury. Thalers Arbeiten gehören zum Bereich der Verhaltensökonomie. Mit seinen empirischen und theoretischen Ergebnissen habe er diesen Forschungsbereich mit aufgebaut und entscheidend weiterentwickelt.
Thaler, der an der Universität in Chicago lehrt, zeigte sich "sehr erfreut" über die Auszeichnung, die mit neun Millionen Kronen (rund 944.000 Euro) dotiert ist. "Ich denke die wichtigste Anerkennung ist, dass wirtschaftlich Handelnde menschlich sind und Wirtschaftsmodelle müssen das berücksichtigen", fügte er hinzu. Endlich müsse er außerdem Eugene Fama auf dem Golfplatz nicht mehr "Professor Fama" nennen, scherzte er in Anspielung auf seinen Kollegen an der Universität, der 2013 den Nobelpreis bekommen hatte.
Thaler entwickelte unter anderem ein Modell zur Erklärung, wie Individuen bei Entscheidungen an den Finanzmärkten vorgehen. So hätten sie weniger die übergeordneten Folgen im Blick, sondern vielmehr unmittelbare und eng begrenzte Auswirkungen jeder einzelnen Entscheidung. Dabei zeigte er auch, dass Individuen aus Angst vor Verlusten ein Gut dann für wertvoller halten, wenn sie es selbst besitzen.
Der Wirtschaftsnobelpreis geht im Gegensatz zu den anderen Preisen nicht direkt auf das Testament des Preisstifters Alfred Nobel zurück. Der Preis wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel ins Leben gerufen und wird seit 1969 verliehen. Im vergangenen Jahr waren der US-britische Forscher Oliver Hart und der Finne Bengt Holmström für ihre Arbeiten zur Ausgestaltung von Verträgen mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt worden.
Seit der ersten Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises gab es 79 Preisträger. Ungefähr drei Viertel davon sind US-Forscher, viele kommen außerdem von der Universität in Chicago. Die häufige Ehrung von männlichen US-Forschern über 55 Jahren in diesem Bereich stößt auch immer wieder auf Kritik - in den vergangenen 20 Jahren trafen diese Eigenschaften auf drei Viertel der Preisträger zu.
(N.Loginovsky--DTZ)