Deutsche Tageszeitung - Grüne loben Unternehmen wegen Lebensmittel-Kennzeichnung Nutriscore

Grüne loben Unternehmen wegen Lebensmittel-Kennzeichnung Nutriscore


Grüne loben Unternehmen wegen Lebensmittel-Kennzeichnung Nutriscore
Grüne loben Unternehmen wegen Lebensmittel-Kennzeichnung Nutriscore / Foto: ©

Die Grünen haben große Lebensmittelkonzerne wegen ihrer Bereitschaft zum Einsatz des Nährwert-Kennzeichnungssystems Nutriscore gelobt. "Die Unternehmen haben begriffen, dass sie sich verändern müssen und befürchten andernfalls einen Wettbewerbsnachteil", sagte die frühere Landwirtschaftsministerin Renate Künast den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Montag. Dies sei "eine ähnliche Entwicklung wie bei Bioprodukten".

Textgröße ändern:

Zumindest Teile der Industrie und des Handels hätten deutlich schneller als die derzeitige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erkannt, dass die Verbraucher endlich wissen wollten, was sie da essen, und ob sie sich gesund ernährten, sagte Künast mit Blick etwa auf die Haltung von Danone, Bofrost und Nestlé zu der Lebensmittelampel.

Sie warf Klöckner eine Verschleppungsstrategie bei der Lebensmittelkennzeichnung vor. "Es ist doch grotesk, dass die Industrie beim Thema Nährwert-Logo bei Klöckner Druck machen muss. Umgekehrt müsste es sein. Die Ministerin schadet inzwischen der Wirtschaft", kritisierte die Grünen-Politikerin.

Weiter sagte Künast, sie halte das Kennzeichnungssystem Nutriscore für das derzeit beste auf dem Markt. Es sei simpel und durch die Ampelfarben leicht verständlich. Allerdings richte sich das Logo eher an sozial und finanziell schwächere Schichten, "die der Werbung für angeblich gesunde Produkte schon mal auf dem Leim gehen", fügte die Grünen-Politikerin hinzu. "Wer keine Fertiggerichte und Softdrinks kauft und sich den halben Tag von Obst und Gemüse ernährt, braucht so etwas nicht."

Kritik an dem Kennzeichnungssystem äußerte der Präsident des Lebensmittelverbands Deutschland, Philipp Hengstenberg. Der Nutriscore teile Lebensmittel "in gesund und ungesund ein – eine wissenschaftlich höchst umstrittene Bewertung", sagte er der Zeitung "Die Welt" vom Montag. Aus seiner Sicht bringe das System nur eine Scheinaufklärung.

Hengstenberg verwies als Beispiel auf Angaben zu Fisch und Süßigkeiten. Dass ein Brownie schlecht abschneide, sei erwartbar, aber auch geräucherter Lachs und Olivenöl seien laut Nutriscore "derzeit fragwürdig, obwohl sie wertvolle Fettsäuren enthalten", sagte der Unternehmer. Die von dem System angewandte Aufrechnung vermeintlich positiver und negativer Inhaltsstoffe greife zu kurz. Hengstenberg hält das System wegen seiner Gesundheitsbewertungen auch für "juristisch angreifbar".

Der Nutriscore ist ein farbcodiertes System mit einer Skala von A (gesündere Wahl) bis E (weniger gesunde Wahl). Nestlé und weitere Unternehmen haben sich für das System ausgesprochen, Nestlé will schrittweise mit der Einführung beginnen. Frankreich, Belgien und die Schweiz empfehlen die Anwendung des Systems, das auch von Verbraucherschutz-Verbänden befürwortet wird. Klöckner will zunächst eine Verbraucherbefragung über dieses und weitere mögliche Systeme für eine Lebensmittel-Kennzeichnung abhalten.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Versicherer: Weniger Menschen steigen auf E-Autos um

Im vergangenen Jahr sind einer Studie zufolge weniger Menschen vom Verbrenner aufs E-Auto umgestiegen als in den Jahren zuvor. Weniger als vier von hundert Verbraucherinnen und Verbrauchern (3,7 Prozent) entschieden sich beim Fahrzeugwechsel für einen elektrisch betriebenen Wagen, wie aus Daten des Versicherers HUK Coburg hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorlagen. Der E-Automarkt in Deutschland schwächelt demnach "extrem".

Netflix wächst auf mehr als 300 Millionen Abonnenten

Der Streamingdienst Netflix ist am Ende des vergangenen Jahres weltweit auf mehr als 300 Millionen Abonnenten gewachsen. Wie aus den am Dienstag veröffentlichten Quartalszahlen hervorgeht, stieg der Umsatz des Unternehmens auf 10,25 Milliarden US-Dollar, der Gewinn belief sich auf 1,87 Milliarden (umgerechnet rund 1,79 Milliarden Euro). Insgesamt gewann der Dienst demnach im Jahr 2024 41 Millionen Abonnenten hinzu.

Freischwimmer: Anforderungen werden bei Prüfung teilweise unterlaufen

Bei der Prüfung des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze werden die Anforderungen teilweise unterlaufen. In anderen Fällen fordern Schwimmlehrer ihren Prüflingen etwa beim Tauchen sogar mehr ab, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zeigt.

Corona-Impfstoffe: Belgiens Justiz weist Klagen gegen von der Leyen ab

Die belgische Justiz hat Klagen gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen abgewiesen. Dabei geht es um die von der Kommissionschefin während der Corona-Pandemie ausgehandelten Impfstoffverträge für die Mitgliedsländer, wie von der Leyens Anwalt Adrien Masset am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP in Brüssel mitteilte. Kritiker hatten der Deutschen vorgeworfen, sie habe "ohne jedes Mandat" gehandelt und Dokumente zerstört.

Textgröße ändern: