Deutsche Tageszeitung - Verbraucherschützer fordern staatliches Label statt Fleischsteuer

Verbraucherschützer fordern staatliches Label statt Fleischsteuer


Verbraucherschützer fordern staatliches Label statt Fleischsteuer
Verbraucherschützer fordern staatliches Label statt Fleischsteuer / Foto: ©

Verbraucherschützer haben zurückhaltend auf den Vorschlag einer höheren Mehrwertsteuer auf Fleisch zur Verbesserung der Haltungsbedingungen reagiert. "Bei einer Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch würden Verbraucher draufzahlen, ohne dass etwas für das Tierwohl gewonnen wäre", erklärte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, am Mittwoch. Verbraucher wollten vielmehr sicher sein, dass das zusätzliche Geld, das sie für Fleisch aus tiergerechter Haltung ausgeben, "dort ankommt, wo es hin soll".

Textgröße ändern:

Oberste Priorität der Bundesregierung müsse es daher sein, das staatliche Tierwohllabel auf den Weg zu bringen, forderte Müller. Nötig seien außerdem eine verbindliche nationale Nutztierstrategie und hohe gesetzliche Mindeststandards für die Haltung von Nutztieren. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) plant ein staatliches Tierwohlkennzeichen, das zunächst aber nur freiwillig und auch nur für die Haltung von Schweinen gelten soll.

Müller reagierte auf Überlegungen von Politikern von SPD und Grünen, den derzeit reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Fleisch aufzuheben und stattdessen den normalen Satz von 19 Prozent zu berechnen. Auch Tierschützer forderten zuletzt eine Fleischsteuer. Das Geld müsse ins Tierwohl fließen.

Grünen-Chef Robert Habeck wandte sich gegen den Vorschlag seines Parteikollegen Friedrich Ostendorff, die Mehrwertsteuer-Reduktion für Fleisch aufzuheben. Eine "isolierte Betrachtung von Einzelsteuersätzen" sei nicht sinnvoll, sagte Habeck der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Wer wirklich etwas ändern wolle, müsse das gesamte Mehrwertsteuersystem "auf ökologische Lenkungswirkung, Kohärenz und soziale Auswirkungen" umbauen.

Indes müsse die weltweit hohe Fleischproduktion, die das Klimaproblem verschärfe, sinken, fuhr Habeck fort. Dafür sei es aber nötig, bei den Produktionsbedingungen anzusetzen. Auf EU-Ebene bedeute das, dass Bauern für Klimaschutz und tiergerechte Haltung entlohnt werden müssten, sagte er der "SZ".

Kritisch auf den Vorschlag einer höheren Mehrwertsteuer auf Fleisch reagierte auch die FDP. Eine solche Maßnahme würde die Verbraucher mit Milliarden belasten, "ohne einen nachhaltigen Effekt auf das Klima und das Tierwohl zu haben", sagte Generalsekretärin Linda Teuteberg der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstagsausgabe). Das sei "schädlicher Aktionismus".

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Biden überlässt Trump die Frage der Umsetzung des Tiktok-Gesetzes

Der scheidende US-Präsident Joe Biden überlässt es seinem Nachfolger Donald Trump, ob er das Gesetz zur Verbannung der Videoplattform Tiktok aus den App-Stores von Google und Apple umsetzt oder nicht. Angesichts der knappen Zeit sei klar, "dass die Maßnahmen zur Umsetzung des Gesetzes von der nächsten Regierung ergriffen werden müssen", teilte Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre am Freitag mit.

Supreme Court bestätigt Gesetz zur Verbannung von Tiktok aus US-App-Stores

Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Freitag das Gesetz bestätigt, das den chinesischen Eigentümer Bytedance zum Verkauf der Videoplattform Tiktok in den USA zwingen soll oder andernfalls deren Verbannung aus den App-Stores von Google und Apple vorsieht. In der Entscheidung hieß es, das Gesetz verstoße nicht gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung. Zudem habe die US-Regierung berechtigte Sicherheitsbedenken angeführt.

EU und Mexiko stärken Handelsbeziehungen

Kurz vor dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident hat die Europäische Union eine Vereinbarung mit Mexiko zur Stärkung der wechselseitigen Handelsbeziehungen verkündet. Damit werde ein bereits seit dem Jahr 2000 bestehendes Abkommen gestärkt, teilte die EU-Kommission am Freitag in Brüssel mit. Exporteure unter anderem aus der Landwirtschaft und dem Lebensmittelsektor erhielten so "neue Geschäftsmöglichkeiten", erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

EU verschärft Gangart gegen Musks Plattform X

Die EU-Kommission verschärft die Gangart gegen die Online-Plattform X von US-Milliardär Elon Musk: EU-Digitalkommissarin Henna Virkkunen verlangte von dem Unternehmen am Freitag interne Informationen über die Algorithmen der Plattform, also die Empfehlungssysteme für Nutzerinnen und Nutzer. Bis zum 15. Februar soll X interne Dokumente übermitteln. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warf Musk indessen vor, die Demokratie in Europa zu gefährden.

Textgröße ändern: