Zahl der Arbeitslosen in der EU steigt im April um knapp 400.000
Die Corona-Krise hat im April nicht zu einem sprunghaften Anstieg in der Arbeitslosenzahlen in der EU-Statistik geführt. Wie die Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch mitteilte, legte die Erwerbslosenquote von 6,4 Prozent im März auf 6,6 Prozent zu. Allerdings räumten die Statistiker ein, dass sich die Wirklichkeit auf dem Arbeitsmarkt in der Corona-Krise nur schwer erfassen lässt. Kurzarbeit und Effekte der Kinderbetreuung zuhause dürften die Auswirkungen auf die EU-Statistik begrenzt haben.
Im April waren Eurostat zufolge in der EU insgesamt 14,08 Millionen Menschen ohne Job. Dies waren 397.000 mehr als im März, als die meisten Mitgliedstaaten begonnen hatten, umfassende Eindämmungsmaßnahmen wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu verhängen.
Im Euro-Raum aus 19 Ländern waren 11,92 Millionen Frauen und Männer auf Arbeitssuche, 211.000 mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg von 7,1 auf 7,3 Prozent. Damit scheint Europa weit von der Entwicklung in den USA entfernt, wo im selben Zeitraum die Arbeitslosigkeit von 4,4 auf 14,7 Prozent sprang.
Durch die Corona-Krise kam das wirtschaftliche Leben aber auch in der EU seit März durch Unternehmens- und Geschäftsschließungen weitgehend zum Erliegen. In vielen Ländern und Regionen durften Menschen wegen Ausgangsbeschränkungen auch ihre Wohnungen nur noch in dringenden Fällen verlassen.
Grund für den verhältnismäßig geringen Anstieg in Europa dürften einerseits Formen von Kurzarbeit sein, die sofortige Entlassungen in Krisenzeiten verhinderten. Arbeitnehmer müssen sich nicht erwerbslos melden, weil sie davon ausgehen, dass sie in einigen Wochen oder Monaten wieder in ihrem alten Job arbeiten können.
Allerdings habe auch "ein erheblicher Teil derjenigen, die sich bei Arbeitsämtern angemeldet hatten, nicht mehr aktiv nach einem Arbeitsplatz" gesucht, erklärte Eurostat. Dies wäre aber nötig, um in der EU-Statistik erfasst zu werden. Die Statistiker verweisen auch auf Fälle, in denen Betroffene die Arbeitssuche in der Corona-Krise unterbrochen haben, weil sie sich wegen geschlossener Schulen oder Kitas um ihre Kinder kümmern mussten.
Derartige Effekte führen in einigen Ländern im April sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit. Dies war der Fall in Italien, einem der am härtesten von der Pandemie getroffenen Länder. Dort sank die Arbeitslosenquote deutlich von 8,0 auf 6,3 Prozent. Auch in Dänemark wurde ein leichter Rückgang von 4,7 auf 4,6 Prozent verzeichnet.
Die Eurostat-Daten müssen damit eine komplizierte Wirklichkeit in der Corona-Krise abbilden. Negative Auswirkungen auf den EU-Arbeitsmarkt durch ihre wirtschaftlichen Folgen könnten erst mit zeitlicher Verzögerung eintreten.
(P.Vasilyevsky--DTZ)