Deutsche Tageszeitung - Dating-App für Polygamisten sorgt in Indonesien für Kontroverse

Dating-App für Polygamisten sorgt in Indonesien für Kontroverse


Dating-App für Polygamisten sorgt in Indonesien für Kontroverse
Dating-App für Polygamisten sorgt in Indonesien für Kontroverse / Foto: ©

Mit einer Dating-App für Polygamisten hat ein Programmierer in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, eine Kontroverse ausgelöst. Ayo Poligami, was sich frei mit "Los geht’s mit Polygamie" übersetzen lässt, ist eine kostenlose Smartphone-Anwendung, die verheiratete wie auch alleinstehende muslimische Männer mit Frauen zusammenbringen soll, die "große Familien" gründen wollen. Die Vielehe ist in Indonesien zwar weitgehend verpönt, unter bestimmten Umständen aber möglich.

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Entwickler Lindu Cipta Pranayama erfand die App nach eigenen Angaben, um noch unverheirateten Frauen mittleren Alters zu helfen. Tatsächlich scheint es Bedarf zu geben: Seit dem Start der App im April gewann sie bereits mehr als 56.000 Nutzer. Frauenrechtsaktivistinnen reagieren empört. Sie warnen, dass es bei Vielehen ein erhöhtes Risiko für häusliche Gewalt gebe. "Wenn der Ehemann Polygamie praktiziert, werden die Frauen emotional, wirtschaftlich und manchmal auch mit Gewalt misshandelt", erklärte etwa Adriana Venny Aryani von der Staatlichen Kommission zur Gewalt gegen Frauen.

"Wegen der Kontroverse wollte ich die Seite ursprünglich schließen", sagte Programmierer Pranayama am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. "Aber als ich die vielen Frauen um die 40, 50 gesehen habe, die noch Jungfrauen sind und unverheiratet, haben ich entschieden, sie weiter zu betreiben", fügte der 35-Jährige hinzu. "Können Sie sich vorstellen, um die 40, 50 zu sein und noch nie von einem Mann berührt worden zu sein?"

Die indonesischen Behörden hatten vor kurzem ein anderes umstrittenes Dating-Portal dicht gemacht. Auf Nikahsirri.com fanden "Jungfrauenversteigerungen" statt. Gründer Aris Wahyudi wurde wegen des "pornografischen Inhalts" der Website festgenommen.  (W.Budayev--DTZ)