Deutsche Tageszeitung - Von der Leyen fordert von Astrazeneca Einhaltung von Lieferzusagen

Von der Leyen fordert von Astrazeneca Einhaltung von Lieferzusagen


Von der Leyen fordert von Astrazeneca Einhaltung von Lieferzusagen
Von der Leyen fordert von Astrazeneca Einhaltung von Lieferzusagen / Foto: ©

Nach der Empörung über Lieferverzögerungen bei den Corona-Impfstoffen erhöht die EU-Kommission den Druck auf den britisch-schwedischen Pharmakonzern Astrazeneca. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte Konzernchef Pascal Soriot am Montag auf, die Lieferzusagen an die EU einzuhalten. Der US-Pharmakonzern Merck und das französische Pasteur-Institut mussten unterdessen einen Rückschlag bei der Impfstoff-Entwicklung verbuchen. Sie geben ihr gemeinsam entwickeltes Vakzin wegen zu geringer Wirksamkeit auf.

Textgröße ändern:

Von der Leyen erinnerte Astrazeneca-Chef Soriot nach Angaben eines Kommissionssprechers in einem Telefongespräch daran, dass die EU "beträchtliche Summen" in das Unternehmen investiert habe, um sicherzustellen, dass die Impfstoff-Produktion in Gang komme. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides wandte sich nach Angaben eines Sprechers bereits am Sonntag in einem Brief an Astrazeneca, um die Einhaltung der Lieferzusagen zu fordern.

Der Impfstoff von Astrazeneca, von dem die EU-Kommission bis zu 400 Millionen Dosen bestellt hat, ist in der EU noch nicht zugelassen. Am Freitag könnte die EU-Arzneimittelbehörde EMA aber grünes Licht geben. Es wäre der dritte Impfstoff nach Biontech/Pfizer und Moderna, der in der EU eingesetzt werden könnte.

Am Freitag hatte Astrazeneca jedoch mitgeteilt, der EU zunächst weniger Corona-Impfdosen liefern zu können als vorgesehen. Grund seien Probleme in "einem Werk in unserer europäischen Lieferkette". Eine Woche zuvor hatte bereits Pfizer über Lieferverzögerungen des Biontech-Impfstoffs wegen Umbaumaßnahmen in einem Werk im belgischen Puurs informiert.

Der Kommissionssprecher sagte, es könne bei komplexen Impfstoffen immer zu Produktionsproblemen kommen. "Aber wir erwarten, dass das Unternehmen Lösungen findet." Astrazeneca müsse "alle Möglichkeiten ausschöpfen", um zügig zu liefern.

Die Bundesregierung erklärte, sie unterstütze die Bemühungen der EU, Astrazeneca zur Einhaltung seiner Lieferzusagen zu bewegen. Es sei "völlig richtig", dass sich die EU-Kommission um diese Angelegenheit kümmere, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Allerdings gebe es bei der Herstellung von Impfstoffen wegen der langen Lieferketten "immer Unwägbarkeiten".

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte unterdessen eine Regelung auf EU-Ebene, wonach Hersteller von Corona-Impfstoffen ihre Lieferungen in andere Weltregionen vorab genehmigen lassen müssten. "Eine entsprechende Pflicht auf EU-Ebene macht Sinn", erklärte er am Montag. "Wir müssen als EU wissen können, ob und welche Impfstoffe aus der EU ausgeführt werden. Nur so können wir nachvollziehen, ob unsere EU-Verträge mit den Herstellern fair bedient werden."

Um die Corona-Pandemie einzudämmen, forschen etliche Pharmakonzerne und Institute intensiv an einem Impfstoff. Wie am Montag bekannt wurde, geben Merck und das französische Pasteur-Institut ihren gemeinsamen Impfstoffkandidaten auf. Erste Tests hätten eine zu geringe Wirksamkeit gegen das Coronavirus ergeben, erklärte das Pasteur-Institut in Paris. Wegen zu geringer Wirksamkeit stoppt Merck nach eigenen Angaben zudem noch ein eigenes Impfstoff-Projekt.

Eine gute Nachricht hatte dagegen der US-Hersteller Moderna zu vermelden. Sein Corona-Impfstoff wirkt nach Unternehmensangaben auch gegen die zuerst in Großbritannien und Südafrika aufgetauchten neuen Virus-Varianten, die als besonders ansteckend gelten.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Fünf Festnahmen wegen Anschlagsplänen auf Weihnachtsmarkt in Bayern

In Bayern sind wegen der mutmaßlichen Planung eines islamistischen Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt fünf Männer festgenommen worden. Wie die Generalstaatsanwaltschaft München und die Polizei am späten Samstagabend mitteilten, wurde mit den Festnahmen ein "möglicher Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing-Landau" in Niederbayern verhindert.

Merz: Freilassung politischer Gefangener in Belarus "erfüllt mich mit Freude"

Die Bundesregierung hat mit Freude und Erleichterung auf die Freilassung von mehr als 120 politischen Gefangenen in Belarus reagiert. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Samstagabend im Onlinedienst X, die Nachricht aus Belarus erfülle ihn "mit Freude". Die Freilassung von Maria Kolesnikowa, Ales Bjaljazki und weiterer politischer Gefangener sei "überfällig und ein Erfolg der mutigen für Freiheit und Bürgerrechte kämpfenden Zivilgesellschaft". Deutschland stehe "an ihrer Seite", versicherte Merz.

Londoner Polizei: Keine Ermittlungen gegen Andrew wegen Vorwürfen von Giuffre

Die Londoner Polizei wird nach eigenen Angaben keine Ermittlungen gegen Andrew Mountbatten-Windsor einleiten wegen des Vorwurfs, er habe seine Leibwächter auf Virginia Giuffre angesetzt, um Nachforschungen anzustellen. Eine Untersuchung habe keine "Hinweise auf strafbare Handlungen oder Fehlverhalten" ergeben, weshalb die Polizei keine weiteren Maßnahmen ergreifen werde, erklärte die leitende Polizeibeamtin Ella Marriott am Samstag.

Geplante Bolsonaro-Amnestie in Brasilien: USA heben Sanktionen gegen Richter auf

Entspannung zwischen den USA und Brasilien: Das US-Finanzministerium hob am Freitag Sanktionen vom Juli gegen den brasilianischen Verfassungsrichter Alexandre de Moraes wieder auf. Dieser hatte den Prozess gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro geleitet, der im September wegen eines Umsturzversuchs zu gut 27 Jahren Haft verurteilt worden war.

Textgröße ändern: