Deutsche Tageszeitung - Prozess um mutmaßlichen Auftragsmord vor 23 Jahren in Berlin begonnen

Prozess um mutmaßlichen Auftragsmord vor 23 Jahren in Berlin begonnen


Prozess um mutmaßlichen Auftragsmord vor 23 Jahren in Berlin begonnen
Prozess um mutmaßlichen Auftragsmord vor 23 Jahren in Berlin begonnen / Foto: ©

Knapp 23 Jahre nach einem mutmaßlichen Auftragsmord in Berlin hat am Freitag vor dem Berliner Landgericht der Prozess gegen einen heute 59-jährigen Mann begonnen. Der Angeklagte Serghei N. soll den damals 41-jährigen Frank E. "heimtückisch und aus Habgier" getötet haben, wie die Staatsanwaltschaft bei der Verlesung der Anklage sagte. Ein in Großbritannien gesondert verfolgter Geschäftspartner des Opfers soll dem Angeklagten 1500 Mark für den Mord gezahlt haben.

Textgröße ändern:

Das Ermittlungsverfahren zu dem im März 1998 begangenen Mord wurde bereits kurz nach der Tat wieder eingestellt. Erst im Jahr 2017 meldete sich überraschend ein Zeuge bei der britischen Polizei und belastete den Angeklagten N. schwer. Die Staatsanwaltschaft Berlin nahm daraufhin die Ermittlungen wieder auf, im März 2019 wurde N. an seinem Wohnort in Italien festgenommen.

Laut Anklage arbeitete N. im Jahr 1998 bereits seit längerem als Bauarbeiter für den Geschädigten. Zum Tatzeitpunkt habe er gemeinsam mit E. Renovierungsarbeiten in dessen Büroräumen vorgenommen. Als dieser sich über eine Badewanne beugte, um eine Farbrolle auszuwaschen, soll N. dem 41-Jährigen mit einer automatischen Pistole einmal in den Rücken und zweimal in den Kopf geschossen haben. Laut Anklage erfolgte der Mord im Auftrag von Joseph B., einem damaligen Geschäftspartner des Opfers.

Bedeutend für Anklage und Verteidigung ist die Rolle des Zeugen, durch dessen Aussage die Ermittlungen im Jahr 2017 wieder ins Rollen kamen. Die Verteidiger von N. stellten die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen in ihren Eröffnungserklärungen in Frage. Der Zeuge habe sich bei seiner Vernehmung psychisch auffällig verhalten, seine Aussagen seien deshalb "in keiner Weise belastbar", sagte eine Strafverteidigerin. Auch die Möglichkeit, dass der Zeuge die Tat selbst begangen habe, müsse in Betracht gezogen werden, argumentierte die Verteidigung.

Kammer, Staatsanwaltschaft und Verteidiger einigten sich am ersten Prozesstag auf eine psychologische und psychiatrische Begutachtung des Zeugen. Ob und wann dieser in dem Prozess aussagen wird, war unklar. Der Angeklagte selbst kündigte über seine Verteidiger an, sich an einem der kommenden Prozesstage zu den Vorwürfen zu äußern. Für den Prozess sind Termine bis in den späten Juli angesetzt.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Nach El Salvador abgeschobener Migrant zurück in die USA gebracht und festgenommen

Der vor knapp drei Monaten irrtümlich nach El Salvador abgeschobene Migrant Kilmar Ábrego García ist zurück in die USA gebracht und dort umgehend festgenommen worden. US-Justizministerin Pam Bondi erklärte am Freitag, Ábrego García müsse sich wegen des Vorwurfs des Menschenschmuggels verantworten. Er werde beschuldigt, Migranten ohne gültige Papiere in die USA geschleust zu haben.

Harvey Weinstein: Habe "unmoralisch" aber nicht "kriminell" gehandelt

Der frühere US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat inmitten der Jury-Beratungen im neu aufgerollten Missbrauchsprozess gegen ihn erneut seine Unschuld beteuert. Er habe "unmoralisch" gehandelt, aber nicht "illegal" oder "kriminell", sagte Weinstein in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Sender Fox5.

Supreme Court gewährt Doge Zugriff auf Daten der Sozialversicherung

Der Oberste Gerichtshof der USA hat der umstrittenen Regierungsabteilung für staatliche Effizienz (Doge) Zugriff auf sensible Daten von Millionen Bürgern bei der US-Sozialversicherung gewährt. Das Doge-Team bei der Sozialversicherungsbehörde (SSA) solle Zugang zu den fraglichen Daten erhalten, urteilte der Supreme Court in Washington am Freitag in einer einstweiligen Verfügung.

Wegen Urteilen nach Kapitol-Sturm: Proud Boys verlangen 100 Millionen Dollar Schadenersatz

Fünf nach der Erstürmung des US-Kapitols vorübergehend inhaftierte Mitglieder der rechtsradikalen Gruppierung Proud Boys haben den Staat auf 100 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. In der am Freitag bei einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Florida eingereichten Klage erklären die Männer, ihre verfassungsmäßigen Rechte seien verletzt worden.

Textgröße ändern: