Deutsche Tageszeitung - Eine der weltweit größten Kinderpornoplattformen im Darknet abgeschaltet

Eine der weltweit größten Kinderpornoplattformen im Darknet abgeschaltet


Eine der weltweit größten Kinderpornoplattformen im Darknet abgeschaltet
Eine der weltweit größten Kinderpornoplattformen im Darknet abgeschaltet / Foto: ©

Ermittler haben eine der weltweit größten Kinderpornoplattformen im sogenannten Darknet gesprengt. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Montag in Wiesbaden mitteilte, hatte die Darknetplattform "Boystown" zuletzt weltweit mehr als 400.000 Mitglieder. Drei mutmaßliche Verantwortliche und Mitglieder der Plattform wurden in Deutschland festgenommen. Ein weiterer Deutscher wurde auf Grundlage eines internationalen Haftbefehls in Paraguay verhaftet.

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Ihnen wird bandenmäßige Verbreitung kinderpornografischer Inhalte vorgeworfen. Auf der Plattform wurden den Ermittlern zufolge auch Aufnahmen von schwerstem sexuellen Missbrauch von Kleinkindern geteilt.

Bei den drei Hauptbeschuldigten handelt es sich laut BKA um einen 40 Jahre alten Mann aus dem Kreis Paderborn, einen 49-Jährigen aus dem Landkreis München und einen 58 Jahre alten, aus Norddeutschland stammenden Mann, der seit mehreren Jahren in Südamerika lebt. Ihnen wird vorgeworfen, die kinderpornografische Plattform als Administratoren betrieben zu haben.

Sie sollen maßgeblich mit der technischen Umsetzung der Darknetseite und der Einrichtung und Wartung der Serverstruktur befasst gewesen sein. Zudem erhielten die Mitglieder der Plattform von ihnen Sicherheitshinweise, um das Entdeckungsrisiko vor den Strafverfolgungsbehörden zu minimieren.

Ein weiterer Beschuldigter, ein 64 Jahre alter Mann aus Hamburg, soll sich im Juli 2019 als Mitglied auf "Boystown" registriert haben und als einer der aktivsten Nutzer der Plattform mehr als 3500 kinderpornografische Beiträge gepostet haben.

Mitte April wurden insgesamt sieben Objekte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg durchsucht. Zeitgleich erfolgte auf Ersuchen der deutschen Strafverfolger im Zusammenhang mit einer Durchsuchung die Festnahme eines weiteren mutmaßlichen Bandenmitglieds in der Region Concepción in Paraguay.

Die Beschuldigten befinden sich seit dem 14. beziehungsweise 15. April in Untersuchungshaft. Für den Beschuldigten in Südamerika lag ein internationaler Haftbefehl vor, auf dessen Grundlage er nach seiner Festnahme nun nach Frankfurt am Main ausgeliefert werden soll.

"Boystown" und weitere Chatplattformen wurden nach den Razzien abgeschaltet. Die Plattform existierte den Angaben zufolge seit mindestens Juni 2019 und war ausschließlich über das sogenannte Darknet zu erreichen. In dem weltweiten Forum wurden hauptsächlich Missbrauchsaufnahmen von Jungen ausgetauscht.

Neben dem Forum gab es auch zwei Chatbereiche, die der Kommunikation der Mitglieder untereinander und dem Austausch kinderpornografischer Missbrauchsaufnahmen von Jungen und Mädchen dienten. Für diesen Zweck waren verschiedene Sprachkanäle eingerichtet.

Den Durchsuchungen und Festnahmen gingen mehrmonatige aufwändige Ermittlungen im Rahmen einer durch Deutschland initiierten Taskforce unter der Koordination der EU-Polizeibehörde Europol voraus. Beteiligt waren auch Strafverfolgungsbehörden in den Niederlanden, Schweden, Australien, den USA und Kanada.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, der Ermittlungserfolg habe "eine klare Botschaft: Wer sich an den Schwächsten vergeht, ist nirgendwo sicher". "Wir ziehen die Täter zur Rechenschaft und tun das Menschenmögliche, um Kinder vor so widerwärtigen Verbrechen zu schützen."

Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sprach in Wiesbaden von einem "phantastischen Ermittlungserfolg bei der Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche".

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsbundestagsfraktion, Thorsten Frei (CDU), wertete den Fall auch als Beispiel für eine stärkere internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die Kinderpornografie. Das Bundesjustizministerium müsse mehr Druck machen, damit die Verhandlungen über die sogenannten E-Evidence-Regelungen auf europäischer Ebene, die den Ermittlungsbehörden den Austausch erleichtern würden, endlich Fahrt aufnähmen.

(A.Nikiforov--DTZ)

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