Extreme Regenfälle sorgen erneut für Chaos in weiten Teilen Deutschlands
Eine Gewitterfront mit unwetterartigen Starkregenfällen hat in weiten Teilen Deutschlands erneut zu Schäden und Verkehrsbehinderungen geführt. Nach Behördenangaben wurde zunächst unter anderem Nordrhein-Westfalen schwer getroffen, wo Wassermassen etwa in Hagen Gebäudewände beschädigten und ein Altenheim überfluteten. Laut Deutschen Wetterdienst (DWD) drohen bis Donnerstag weitere Unwetter auch in anderen Landesteilen.
Demnach bestanden am Mittwoch Warnungen vor extremem Unwetter mit heftigen Regenfällen auch für Teile von Rheinland-Pfalz und des Saarlands, dazu kamen noch Unwetterwarnungen aufgrund von Gewittern in Mecklenburg-Vorpommern, der Schwarzwaldregion in Baden-Württemberg sowie Teile des bayerischen Alpenrands. Auch weitere Landesteile etwa im Norden und Nordosten sollten in den Einzugsbereich von Starkregen, Sturmböen sowie Hagel geraten.
Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatte in einigen Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen Land der Ausnahmezustand geherrscht. Besonders ernst war die Situation in Hagen, wo nach Angaben der Stadtverwaltung Bäche über die Ufer traten und "Geröllmassen" Straßen blockierten. An verschiedenen Stellen ließ der Druck der Wassermassen Hauswände teilweise einstürzen. Ein Altenheim musste wegen Überflutung komplett geräumt werden.
In der nordrhein-westfälischen Hauptstadt Düsseldorf zählte die Feuerwehr bis Mittwochmorgen bereits rund 330 Unwettereinsätze, zwischen Ratingen und Düsseldorf retteten Feuerwehrleute mit Booten drei Autofahrer, die mit ihren Fahrzeugen in einem überfluteten Tunnel der Autobahn 44 steckengeblieben waren.
Angespannt war die Lage auch in Mettmann, wo ebenfalls ein Seniorenheim betroffen war. Einsatzkräfte und Mitarbeiter kämpften mit Sandsackbarrieren und Pumpen gegen das Wasser. Dabei kam es in der Nacht zu einem dramatischen Unfall. Eine Mitarbeiterin des Heims wurde von einem umstürzenden Baum eingeklemmt und drohte in den steigenden Fluten zu ertrinken.
Kollegen hielten den Kopf der Frau über Wasser, bis Helfer der Feuerwehr eintrafen und sie mit technischen Geräten befreiten. Sie kam schwer verletzt in ein Krankenhaus. Auch im umliegenden Kreis Mettmann waren die Helfer im Dauereinsatz. Feuerwehren aus anderen Landesteilen wurden zur Unterstützung entsandt.
Bereits am Dienstagabend waren Teile Bayerns von Unwettern getroffen worden. Der Landkreis Hof rief in der Nacht zum Mittwoch wegen zahlreicher Überschwemmungen von Häusern und Straßen zeitweise den Katastrophenfall aus. Dort waren laut Behörden knapp tausend Feuerwehrleute und 140 Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz. Für Probleme sorgten Gewitter mit heftigen Sturmböen und heftigen Regenfällen darüber hinaus in Teilen Sachsens und Thüringens.
Im sächsischen Jöhstadt im Erzgebirge suchten Rettungskräfte und Polizei am Mittwoch weiter nach einem Mann, der am Abend von einer plötzlichen Sturzflut im Fluss Preßnitz mitgerissen worden war. Laut Polizei sollte auch ein Hubschrauber helfen.
Der Wetterdienst rechnete durch die Unwetterfront mit teilweise extremen Niederschlägen, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie im Saarland. Dort könnten bis Donnerstag örtlich sogar bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, erklärten die Meteorologen. Bereits in der Nacht zum Mittwoch registrierten sie im Westen Regenfälle von "deutlich mehr" als hundert Litern pro Quadratmeter, etwa in der Nähe von Hagen.
Im Westen Deutschlands stiegen in Folge der Niederschläge bereits die Pegelstände der größeren Flüsse. Laut Behörden war insbesondere an der Mosel in Rheinland-Pfalz mit Hochwasser zu rechen, die Prognosen waren aber noch unsicher. Auch der Rhein ab der Moselmündung bei Koblenz könnte ab Donnerstag betroffen sein.
Für Deutschland ist es nicht die erste schwere Unwetterfront dieses Sommers. Bereits Ende waren weite Teile des Landes von extremen Starkregenfällen, Sturm sowie Hagelschlag heimgesucht worden. Schon damals war auch Nordrhein-Westfalen besonders betroffen.
Deutsche Versicherer bezifferten die versicherten Schäden anschließend in einer ersten Bilanz auf 1,7 Milliarden Euro. Demnach handelte es sich um die die zweitgrößten Hagel- sowie Starkenregenschadensfälle der vergangenen rund 20 Jahre.
(W.Budayev--DTZ)