Deutsche Tageszeitung - Genugtuung nach Schuldspruch im Missbrauchsprozess gegen Sänger R. Kelly

Genugtuung nach Schuldspruch im Missbrauchsprozess gegen Sänger R. Kelly


Genugtuung nach Schuldspruch im Missbrauchsprozess gegen Sänger R. Kelly
Genugtuung nach Schuldspruch im Missbrauchsprozess gegen Sänger R. Kelly / Foto: ©

Mit Genugtuung haben die Vertreter von Missbrauchsopfern von R. Kelly den Schuldspruch gegen den früheren R&B-Star aufgenommen. Vor einem Bundesgericht in New York hatten die Geschworenen den Sänger des Welthits "I Believe I Can Fly" am Montag nach neunstündigen Beratungen in allen neun Anklagepunkten schuldig gesprochen. Das Strafmaß gegen den 54-Jährigen soll erst am 4. Mai verkündet werden. Kelly droht eine langjährige Gefängnisstrafe bis hin zu lebenslanger Haft.

Textgröße ändern:

Dem Musiker, der seit 2019 in Untersuchungshaft sitzt, wurden in dem Verfahren unter anderem sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Entführung, Zwangsarbeit, Bestechung und Sexhandel in den Jahren 1994 bis 2018 zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, ein ganzes Netzwerk von Helfern aufgebaut zu haben, um junge Mädchen und Frauen zur Befriedigung seiner sexuellen Gelüste zu rekrutieren. Seine Opfer soll er teils eingesperrt und brutal missbraucht haben.

Die Jury aus sieben Männern und fünf Frauen sprach Kelly auf Grundlage eines Gesetzes zum Kampf gegen kriminelle Vereinigungen wie die Mafia und auf Grundlage eines Gesetzes gegen Sexhandel schuldig.

Der dreifache Grammy-Gewinner verfolgte die Urteilsverkündung vor dem Bundesgericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn weitgehend regungslos. Sein Anwalt Deveraux Cannick äußerte sich "enttäuscht" über das Urteil und kündigte an, mögliche Rechtsmittel zu prüfen.

Die Opferanwältin Gloria Allred sagte dagegen, der Schuldspruch gegen Kelly sei eine Warnung an alle, die ihre Berühmtheit nutzen wollten, um sich an ihren Fans zu vergehen. Die Frage sei nicht, ob die Justiz Täter zur Verantwortung ziehen werde. "Die einzige Frage ist: wann."

Sonderermittler Peter Fitzhugh würdigte den Mut der Betroffenen, die mit ihren Berichten Kellys "30-jährigen Schreckensherrschaft über junge und schutzbedürftige Menschen ein Ende gesetzt" hätten. Bundesanwältin Jacquelyn Kasulis sagte, sie hoffe, "dass das heutige Urteil den Opfern ein gewisses Maß an Trost bringt und Abschluss bringt".

Der Prozess gegen Kelly war ein weiteres Verfahren infolge der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen durch Prominente. Während des sechswöchigen Prozesses hatten elf mutmaßliche Opfer ausgesagt, neun Frauen und zwei Männer. Sechs von ihnen waren minderjährig, als Kelly den Missbrauch begonnen haben soll. Der Sänger hatte auf nicht schuldig plädiert und während des Prozesses auf eine Aussage verzichtet.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Sänger, mit bürgerlichem Namen Robert Sylvester Kelly, in ihrem Schlussplädoyer vorgeworfen, "Lügen, Manipulation, Drohungen und körperlichen Missbrauch" eingesetzt zu haben, um jahrzehntelang ungestraft Frauen und Mädchen sexuell zu missbrauchen. Kelly habe einen Ring an Unterstützern gehabt, die für ihn systematisch Opfer rekrutiert und ihn geschützt hätten. "Ohne sie hätte der Angeklagte sein Verbrechensmuster nicht fast drei Jahrzehnte lang ausüben können."

Kellys Anwalt stellte den Sänger dagegen in seinem Schlussplädoyer als "Sexsymbol" dar, das einfach nur ein "Playboy-Leben" gelebt habe. Kellys mutmaßliche Opfer beschrieb der Verteidiger als enttäuschte Groupies, die nur auf Geld aus seien.

Gegen den Sänger waren bereits vor rund 25 Jahren erste Vorwürfe laut geworden. Für Aufsehen sorgte außerdem Kellys - später annullierte - Ehe mit der damals erst 15 Jahre alten Sängerin Aaliyah. 2008 wurde Kelly in einem umstrittenen Prozess wegen Kinderpornografie freigesprochen, andere Verfahren wurden außergerichtlich beigelegt.

Die 2019 veröffentlichte Dokumentationsserie "Surviving R. Kelly" führte dann zu neuen Ermittlungen und zu Kellys Festnahme. Ihm drohen weitere Prozesse unter anderem in Chicago.

(O.Tatarinov--DTZ)

Empfohlen

Rumänien: Sicherheitsdienstleister wegen Anstiftung zum Aufruhr festgenommen

Ermittler in Rumänien haben einen Sicherheitsdienstleister und einen weiteren Mann festgenommen, die im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl das Schüren von Unruhen geplant haben sollen. Staatsanwaltschaft und Polizei hätten zwölf Häuser in und um Bukarest sowie im Kreis Sibiu "im Rahmen von Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Anstiftung zu Straftaten auf öffentlichen Plätzen" durchsucht, erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag.

Verkehrskollaps: Mosel nach Unfall an Schleuse bis März für Schifffahrt gesperrt

Nach einem Unfall an einer Schleuse bleibt die Mosel voraussichtlich vier Monate lang für den Schiffsverkehr gesperrt. Ein mit Schrott beladenes Güterschiff rammte am Sonntag das Tor der Schleuse Müden in Rheinland-Pfalz, wie die Polizei in Koblenz mitteilte. Dabei wurde das Tor aus der Verankerung gerissen und stark beschädigt. Verletzt wurde niemand.

Falsche Maskenatteste in Coronapandemie: Bewährungsstrafe für Arzt in Hamburg

Für das Ausstellen dutzender falscher Maskenatteste in der Coronapandemie ist ein Arzt in Hamburg zu einem Jahr und zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht in der Hansestadt sprach den Mann am Montag nach Angaben einer Sprecherin in 57 Fällen schuldig. Demnach hatte er Menschen ohne Untersuchung von der Maskenpflicht befreit, in vielen Fällen ohne die Patienten vorher zu sehen.

Sterbenden fotografiert: Zehn Monate Haft auf Bewährung für Autofahrerin

Das Landgericht Düsseldorf hat in zweiter Instanz eine Autofahrerin verurteilt, die zunächst einen Unfall mit einem Motorradfahrer verursachte und anschließend den sterbenden Mann fotografierte. Es sei die Berufung gegen das vorhergehende Urteil des Düsseldorfer Amtsgerichts zurückgewiesen worden, sagte eine Gerichtssprecherin am Montag. Damit bleibe es bei der Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung und Verletzung des Persönlichkeitsrechts zu zehn Monaten Haft auf Bewährung.

Textgröße ändern: