Idar-Oberstein gedenkt erschossenem Tankstellenmitarbeiter in Trauerfeier
Mit emotionalen Worten hat die Stadt Idar-Oberstein am Donnerstag in einer öffentlichen Trauerfeier des vor rund drei Wochen wegen eines Streits um die Maskenpflicht erschossenen Tankstellenmitarbeiters gedacht. Freunde und Familie nahmen Abschied von dem 20-jährigen Alex W. "Er war ein lebenslustiger, hilfsbereiter, intelligenter, charmanter, verrückter und liebevoller junger Mann", sagte W.s Mutter Michaela W.
"Sein Name war Alex und wir sind stolz auf ihn." Die Mutter von W. dankte allen, die Anteil am Schicksal ihres Sohns und seiner Familie nahmen. "Corona hat uns alle auf eine Art und Weise verändert. Ich bin froh, dass die Menschlichkeit dabei nicht auf der Strecke geblieben ist." Sie sprach sich gegen Anfeindungen gegen die Familie des mutmaßlichen Täters aus. "Sie haben nicht den Abzug gedrückt", sagte W. Hass bringe im Leben nicht weiter. "Liebe war schon immer stärker als der Hass. Daran glaube ich nach wie vor."
Idar-Obersteins Oberbürgermeister Frank Frühauf (CDU) sagte, es habe sich durch den Tod des 20-Jährigen viel verändert. "Die erschütternde Nachricht vom Tod von Alex hat bei mir und der gesamten Bevölkerung große Fassungslosigkeit, Ohnmacht und Betroffenheit ausgelöst", sagte Frühauf. Auch über die Stadtgrenzen hinaus habe es große Betroffenheit und Trauer gegeben. Es sei der Wunsch der Angehörigen gewesen, dass bei der Trauerfeier keine politischen Reden gehalten würden. "Heute soll Alex im Vordergrund stehen."
Mehrere Hundert Gäste kamen zu der Trauerfeier in die Messe Idar-Oberstein. Diese mussten sich wegen der Corona-Pandemie im Vorfeld online registrieren. Zu den Gästen gehörte Innenminister Roger Lewentz (SPD). Vonseiten des Bundes nahm Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner teil, die auch rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende ist. Die Ausrichtung der Gedenkfeier wurde unter anderem von der Stadt und der Messe unterstützt.
Am 18. September wurde der 20-Jährige in einer Tankstelle in Idar-Oberstein erschossen. Anlass war offenbar ein Streit über die Pflicht zum Tragen einer Corona-Maske. Der mutmaßliche Täter gab laut Polizei in seiner Vernehmung an, er lehne die Corona-Schutzmaßnahmen ab. Demnach erschoss der 49-Jährige den jungen Kassierer aus Ärger über dessen Aufforderung, eine Maske zu tragen. Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen.
(W.Uljanov--DTZ)