Deutsche Tageszeitung - Rotterdamer Bürgermeister prangert "Orgie der Gewalt" bei Corona-Demo an

Rotterdamer Bürgermeister prangert "Orgie der Gewalt" bei Corona-Demo an


Rotterdamer Bürgermeister prangert "Orgie der Gewalt" bei Corona-Demo an
Rotterdamer Bürgermeister prangert "Orgie der Gewalt" bei Corona-Demo an / Foto: ©

Nach schweren Ausschreitungen bei einer Demonstration gegen Corona-Restriktionen in Rotterdam hat der Bürgermeister der niederländischen Hafenstadt eine "Orgie der Gewalt" angeprangert. Die Polizei gab in der Nacht zum Samstag mehrere Warnschüsse ab. Insgesamt wurden sieben Menschen verletzt, darunter Polizisten. Dutzende Krawallmacher wurden festgenommen. Die Stadtverwaltung verhängte ein Versammlungsverbot in dem betroffenen Gebiet. In Amsterdam wurde eine für Samstag geplante Demonstration abgesagt.

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Es seien "mehrfach" Warnschüsse abgegeben worden, erklärte die Rotterdamer Polizei. "Zu einem gewissen Zeitpunkt wurde die Situation so gefährlich, dass die Beamten sich gezwungen sahen, auf Ziele zu schießen." Dem Sender NOS zufolge wurden durch die Warnschüsse zwei Menschen verletzt.

Bürgermeister Ahmed Aboutaleb stellte sich hinter die Sicherheitskräfte. "Die Polizei hat die Notwendigkeit gesehen, letztendlich eine Polizeiwaffe zu ziehen, um sich zu verteidigen."

Justizminister Ferd Grapperhaus nannte die "Ausschreitungen und die extreme Gewalt gegen Polizei, Bereitschaftspolizei und Feuerwehrleute erschreckend". Es werde alles getan, "um die Randalierer aufzuspüren" und sie zu "bestrafen".

Die Polizei erklärte, den bereits Dutzenden Festnahmen würden voraussichtlich weitere folgen. Die Stadtverwaltung untersagte Versammlungen in dem betroffenen Gebiet, um "die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten". "Das ist eine sehr ernste Lage, die Maßnahmen mit höchster Priorität erfordert", hieß es zu Begründung.

Niederländische Medien berichteten, die Demonstranten in Rotterdam hätten am Freitagabend zunächst "Freiheit" und andere Parolen gerufen. Dann hätten sie im Stadtzentrum Polizisten und Feuerwehrleute mit Steinen beworfen und Elektro-Roller in Brand gesetzt. Die Polizei berichtete, es seien an verschiedenen Orten Brände gelegt und Feuerwerkskörper gezündet worden.

Ein AFP-Reporter sah vor Ort das ausgebrannte Wrack eines Polizeiwagens sowie Dutzende zerschmetterte Fahrräder. Polizisten mit Knüppeln und Schilden drängten Menschengruppen zurück. Außerdem patrouillierte berittene Polizei durch die Straßen. Der Rotterdamer Hauptbahnhof wurde wegen der Krawalle geschlossen.

Mehrere Bereiche wurden für die Spurensuche der Polizei abgeriegelt. An einem dieser Orte sah der AFP-Reporter den abgetrennten Finger eines Menschen auf dem Boden liegen.

Angesichts des Gewaltexzesses in Rotterdam wurde eine für Samstag geplante Kundgebung gegen die Corona-Restriktionen in Amsterdam abgesagt. "Gestern Nacht war in Rotterdam die Hölle los", erklärte die Organisation United We Stand Europa auf ihrer Facebook-Seite. Es scheine ihr "nicht fair", an der Demonstration in Amsterdam festzuhalten. Eine Demonstration im südniederländischen Breda sollte örtlichen Medienberichten zufolge dagegen stattfinden.

In den Niederlanden gilt wegen steigender Corona-Infektionszahlen seit einer Woche wieder ein Teil-Lockdown. Bars, Restaurants und Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte müssen laut den aktuellen Regeln spätestens um 20.00 Uhr schließen, andere Geschäfte bereits um 18.00 Uhr. Die Bürger dürfen sich nur mit maximal vier weiteren Menschen in ihren Wohnungen treffen, Arbeitnehmer sollen möglichst im Homeoffice arbeiten.

Am Freitag wurde das zweite Jahr in Folge ein Verbot für Silvester-Feuerwerk verhängt, um die Rettungskräfte in Pandemie-Zeiten nicht weiter zu belasten. Die niederländische Regierung erwägt außerdem, nur noch Geimpften und Genesenen den Besuch von Bars und Restaurants zu erlauben. Dagegen gibt es aber auch im niederländischen Parlament massiven Widerstand.

Im Januar hatten die Niederlande die schwersten Krawalle seit vier Jahrzehnten erlebt. Sie brachen unter anderem in Rotterdam aus, nachdem zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft getreten war.

Die Bundesregierung und das Robert-Koch-Institut (RKI) haben die Niederlanden mittlerweile wieder zum Hochrisikogebiet erklärt. Wer ab Sonntag aus dem Nachbarland nach Deutschland einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss sich zehn Tage lang isolieren. Die Quarantäne kann frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Corona-Test beendet werden.

(O.Tatarinov--DTZ)

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