Deutsche Tageszeitung - Anleger um rund 24 Millionen Euro betrogen: Prozess in Göttingen gestartet

Anleger um rund 24 Millionen Euro betrogen: Prozess in Göttingen gestartet


Anleger um rund 24 Millionen Euro betrogen: Prozess in Göttingen gestartet
Anleger um rund 24 Millionen Euro betrogen: Prozess in Göttingen gestartet / Foto: © AFP/Archiv

Wegen eines großangelegten mutmaßlichen Anlagebetrugs mit einem Gesamtschaden von rund 24 Millionen Euro müssen sich vier Männer seit Donnerstag vor dem Landgericht im niedersächsischen Göttingen verantworten. Laut Anklage sollen die Beschuldigten im Alter von 30 bis 52 Jahren als Teil eines international operierenden kriminellen Netzwerks über Jahre hinweg mehrere tausend Menschen mit großem Aufwand zu Investitionen in angebliche Finanzprodukte verleitet haben.

Textgröße ändern:

Tatsächlich täuschten die Verdächtigen den Kauf und Handel der Papiere dabei laut Staatsanwaltschaft lediglich vor und zweigten die von ihren Opfern gezahlten Beträge für sich ab. Im Fall von Rückforderungen täuschten sie spekulationsbedingte Totalverluste vor, animierten die Geschädigten unter Verweis auf enorme Gewinne zu Meinungsänderungen oder brachen den Kontakt ab.

Laut Anklage schädigten die vier Beschuldigten gemeinsam mit zahlreichen Mittätern zwischen 2017 und 2021 allein in Deutschland etwa 5600 Menschen. Demnach sind die allermeisten Mitglieder des kriminellen Netzwerks, das unter anderem auch eigene Callcenter betrieb, bis heute unbekannt. Ein Verfahren gegen vier weitere ebenfalls in Göttingen angeklagte Verdächtige wurde laut Gericht abgetrennt. Über die Eröffnung wird später entschieden.

Zum Prozessauftakt am Donnerstag äußerten sich die vier Angeklagten einer Gerichtssprecherin zufolge nicht zu den Vorwürfen. Für den Prozess wegen bandenmäßigen Betrugs und weiterer Delikte setzte die zuständige Kammer des Göttinger Landgerichts zunächst Verhandlungstermine bis Dezember an.

Der Anklage zufolge lenkten die Betrüger Opfer per Werbebanner im Internet oder durch fingierte Artikel auf eigene Onlineplattformen, wo sie zunächst kleinere Einstiegsinvestitionen von 200 oder 250 Euro tätigen konnten. Im weiteren Verlauf wurden diese von "persönlichen Finanzberatern" aus den Callcentern der Gruppierung kontaktiert und zu weit höheren Investitionen in Finanzprodukte wie Derivate überredet, die nur auf dem Papier bestanden.

Zur Tarnung simulierten die mutmaßlichen Betrüger in Kundenkonten auf ihrer Plattform demnach fiktive Kursverläufe, um die Geschädigten in Sicherheit zu wiegen. In den Callcentern beschäftigten sie mit demselben Ziel außerdem speziell geschulte Mittäter, welche die jeweiligen Landessprachen der Opfer perfekt beherrschten und gute Kenntnisse des Finanzmarkts hatten. Das Geld der Opfer wurde demnach aber lediglich unter Nutzung von Scheinfirmen und Finanzagenten beiseite geschafft. Allenfalls kleinere Rückzahlungen gab es.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Mann spannt Hängematte in ICE auf: Einsatz für Bundespolizei in Niedersachsen

Ein Bahnreisender hat sich in einem ICE auf der Fahrt durch Niedersachsen in einer zwischen den Gepäckablagen gespannten Hängematte schlafen gelegt. Auf Interventionen des Zugpersonals habe der 57-Jährige mit Unverständnis und Beleidigungen reagiert, teilte die Bundespolizei am Montag in Bremen mit. Deren zu Hilfe gerufenen Beamten widersetzte er sich ebenfalls. Die Bundespolizisten legten ihm Handschellen an, um ihn am Bahnhof Uelzen aus dem Zug zu bringen.

Acht Verletzte bei Angriff auf jüdische Demonstranten in den USA

Ein Angreifer hat im US-Bundesstaat Colorado jüdische Demonstranten mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und Brandsätzen attackiert und mindestens acht Menschen verletzt. Der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, sprach von einem "gezielten Terrorangriff" auf den Protestmarsch für die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln am Sonntag (Ortszeit) in der Stadt Boulder. Die israelische Regierung verurteilte den "antisemitischen Terrorangriff auf Juden". Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Ermittlungen gegen Polizist in Bayern wegen Drogenhandels und Bestechung

Gegen einen Polizeibeamten in Bayern wird wegen Drogenhandels und Bestechung ermittelt. Dabei geht es unter anderem um mutmaßliche Manipulationen bei einer Führerscheinstelle im Zusammenhang mit medizinisch-psychologischen Untersuchungen (MPU), wie das bayerische Landeskriminalamt in München und die Staatsanwaltschaft Memmingen am Montag mitteilten. Insgesamt wird in dem Komplex gegen 13 Verdächtige ermittelt. Es gab Durchsuchungen in vier Bundesländern.

Kfz-Versicherer rechnen mit steigenden Reparaturkosten

Die Reparaturkosten für Autos werden nach ersten Zahlen der Kfz-Versicherer auch im laufenden Jahr kräftig ansteigen. Die Versicherer müssten für die Schäden laut einer Hochrechnung auf Basis des ersten Quartals rund 4,5 Prozent mehr ausgeben als im Vorjahr, teilte der Gesamtverband der Versicherer (GDV) am Montag mit. Wie sich diese Entwicklung auf die Prämien der Kfz-Versicherung konkret auswirken wird, bleibe der Entscheidung jedes einzelnen Versicherers überlassen.

Textgröße ändern: