Deutsche Tageszeitung - Nach Tod zweier Patienten: Kardiologe an Berliner Charité zu Haftstrafe verurteilt

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Nach Tod zweier Patienten: Kardiologe an Berliner Charité zu Haftstrafe verurteilt


Nach Tod zweier Patienten: Kardiologe an Berliner Charité zu Haftstrafe verurteilt
Nach Tod zweier Patienten: Kardiologe an Berliner Charité zu Haftstrafe verurteilt / Foto: © AFP/Archiv

Nach dem Tod zweier Patienten ist ein Kardiologe der Berliner Charité zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sprach den Mediziner am Freitag des Totschlags schuldig. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 56-Jährige einem 73-jährigen Mann und einer 73-jähriger Frau hohe Dosen des Narkosemittels Propofol verabreicht beziehungsweise dies veranlasst hatte, um den Todeseintritt zu beschleunigen.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Dies sei eine "gezielte Verkürzung des Lebens und damit eine gezielte Tötung" gewesen, sagte der Vorsitzende Richter Gregor Herb. Alle Sachverständigen hätten bestätigt, dass die verabreichten Dosen des Narkosemittels für die Patienten "bei Weitem das übersteigen, was noch irgendwie therapeutisch gerechtfertigt wäre".

Das Gericht kam daher zu dem Schluss, dass es dem Angeklagten Gunther S. nicht darum gegangen sei, Schmerzen der beiden Schwerkranken zu linden, sondern das Leben zu verkürzen - auch wenn die Patienten dem Tod nahe waren. "Auch Sterbende können getötet werden, wenn man die Ursache, die auch so zum Tod geführt hätte, überholt", sagte Herb.

Für den Angeklagten sprach dem Gericht zufolge, dass der Mediziner seinen Patienten grundsätzlich zugewandt gewesen sei und ansonsten lebenserhaltend agiert habe. Zudem sei S. nicht vorbestraft, auch habe er nicht heimlich agiert.

Der Angeklagte war bis zu seiner Suspendierung im August 2022 Oberarzt auf einer kardiologischen Intensivstation der Berliner Charité. Die Taten sollen sich 2021 und 2022 zugetragen haben. Die Staatsanwaltschaft forderte eine lebenslange Freiheitsstrafe und ein lebenslanges Berufsverbot, die Verteidigung beantragte einen Freispruch.

Die Verteidigung argumentierte, dass die beiden Patienten jeweils schon schwerstkrank gewesen seien, bevor sie eingeliefert worden seien. Als S. das Propofol injiziert habe, hätten sie sich in der "akuten Sterbephase" befunden, sagte Anwältin Ria Halbritter. Ihr Mandant habe nichts Todesursächliches ausgelöst, weil beide Patienten ohnehin nicht mehr hätten ins Leben zurückgeholt werden können.

S. habe seine Patienten lediglich abschirmen wollen, bevor die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt wurden, sagte Halbritter. Auch der zweite Anwalt des Anklagten, Jan Smollich, sagte, sein Mandant habe "Leiden, Angst und Panik lindern" wollen, die in der letzten Phase des Ablebens kommen könnten.

S. befand sich seit Mai 2023 in Untersuchungshaft. Nach dem Prozess durfte er zunächst nach Hause gehen. Sobald das Urteil rechtskräftig ist, muss er selbstständig die Haft antreten. Womöglich kann er darauf hoffen, dass die restliche Strafe von drei Jahren zur Bewährung ausgesetzt wird.

Ins Rollen kam das Verfahren durch eine Krankenschwester, die sich an die Vertrauensanwälte der Charité wandte. Sie hatte die Gabe des Narkosemittels durch den Kardiologen beobachtet und dies ungewöhnlich gefunden. Die Verteidigung monierte Widersprüche in ihrem Gedächtnisprotokoll, die Aussagen der Zeugin seien zudem nicht besonders detailreich gewesen.

Das Gericht hielt die Aussagen der Zeugin hingegen für belastbar. Aus Sicht des Gerichts deckten sie sich weitgehend mit den Angaben des Angeklagten. Dafür seien die Aussagen von S. nicht ohne Widersprüche und teils unplausibel gewesen, sagte Richter Herb.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Flixbus verunglückt auf Autobahn in Mecklenburg-Vorpommern - 20 Verletzte

Auf der Autobahn 19 in Mecklenburg-Vorpommern ist in der Nacht zum Freitag ein Flixbus mit 55 Menschen an Bord von der Fahrbahn abgekommen und zur Seite gekippt. 20 Menschen wurden verletzt, wie die Polizei in Rostock mitteilte. Einer von ihnen war demnach zwei Stunden lang eingeklemmt und erlitt schwerste Verletzungen.

Fluglotsenstreik: 40 Prozent der Paris-Flüge am Freitag gestrichen

Am zweiten Tag eines Streiks der französischen Fluglotsen sollen am Freitag 40 Prozent der Flüge von und nach Paris ausfallen. Davon dürften zahlreiche Urlaubsreisenden betroffen sein, denn Freitag ist der letzte Schultag vor den landesweiten Sommerferien in Frankreich. An anderen französischen Flughäfen des Landes wird ebenfalls mit Ausfällen und Verspätungen gerechnet. Auch Flüge, die Frankreich nur überqueren, könnten von dem Fluglotsenstreik betroffen sein.

Waldbrände in Westtürkei und auf Kreta - zwei Todesopfer nahe Izmir

Im Westen der Türkei und in Griechenland haben am Donnerstag verheerende Waldbrände gewütet. In der westtürkischen Provinz Izmir gab es zwei Tote - neben einem 80-jährigen bettlägrigen Mann starb laut Regierungsangaben ein Waldarbeiter. Auf der größten griechischen Insel Kreta erließen die Behörden nach Angaben des örtlichen Hotelverbands eine Evakuierungsanordnung für 5000 Menschen. In der Nähe von Athen brach am Donnerstag ein weiteres Feuer aus.

Attacke in ICE: Mann verletzt in Bayern vier Menschen

In einem ICE auf dem Weg von Hamburg nach Wien hat ein Mann am Donnerstag vier Menschen leicht verletzt. Nach Angaben der Polizei im niederbayerischen Straubing ereignete sich die Tat um kurz vor 14.00 Uhr in der Nähe von Straßkirchen. Der Mann habe die Menschen mit gefährlichen Gegenständen verletzt. Er wurde festgenommen.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild