Deutsche Tageszeitung - Angeklagter entschuldigt sich bei Familie von getöteter Susanna F.

Angeklagter entschuldigt sich bei Familie von getöteter Susanna F.


Angeklagter entschuldigt sich bei Familie von getöteter Susanna F.
Angeklagter entschuldigt sich bei Familie von getöteter Susanna F. / Foto: ©

Im Mordprozess gegen den 22-jährigen Ali B. hat sich der Angeklagte bei der Familie der getöteten 14-jährigen Susanna F. aus Mainz entschuldigt. "Ich bereue das, was passiert ist", sagte B. am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Wiesbadener Landgericht. Zudem gestand er die Tötung des Mädchens gestanden. Er habe Susanna im Sitzen erwürgt, wisse aber nicht, wie dies habe geschehen können.

Textgröße ändern:

Die ihm ebenfalls vorgeworfene Vergewaltigung Susannas stritt B. weiterhin ab. Es habe einvernehmlichen Sex gegeben, sagte er. Im Anschluss sei Susanna auf dem Rückweg gestürzt. Sie sei sauer und laut geworden und habe mit der Polizei gedroht. Daraufhin sei ihm schwarz vor Augen geworden, und er habe das Mädchen getötet.

Zum Prozessbeginn machte B. zunächst Angaben zu seiner Person. Er sei vor der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und der Arbeiterpartei Kurdistans nach Deutschland geflohen. Über die Balkanroute sei er mit seiner Familie in die Bundesrepublik und schließlich nach Wiesbaden gelangt.

Er habe zunächst einen Deutschkurs besucht, ihn dann aber abgebrochen, weil er das Schreiben nie richtig gelernt habe. Das habe man ihm erst im Gefängnis beigebracht. Seine Aussage ist ein Widerspruch zur Anklage: Denn laut Staatsanwaltschaft soll B. am Tag nach der Tötung Susannas WhatsApp-Nachrichten an die Mutter der 14-Jährigen geschickt haben.

B. antwortet ausweichend auf Fragen nach seinen Vorstellungen von einer guten Frau. Der Sachverständigen habe er gesagt, dass eine gute Frau nicht arbeiten dürfe, sondern für Putzen und Kochen zuständig sei, sagt Richter Jürgen Bonk. Sie dürfe nach Aussage von B. auch keinen Kontakt zu anderen Männern haben. Gegen diese Äußerungen wehrte sich B. vehement. Das habe er nie gesagt.

"Dieses Statement hat erkennen lassen, welche Meinung er von Frauen hat", sagte dazu die Anwältin von Susannas Mutter, die als Nebenklägerin im Prozess auftritt. B. habe Frauen, die nicht in sein Schema passten, schlecht behandelt.

Susanna habe er rund drei Monate vor dem Mord über Freunde seines Bruders kennengelernt, sagt B. selbst. Beim ersten Treffen sei sie bis fünf Uhr morgens geblieben, weil sie Probleme mit ihren Eltern gehabt habe. Viel über sie erfahren habe er nicht.

In der Tatnacht habe er sich das dritte Mal mit der 14-Jährigen getroffen. Susannas Leiche wurde Anfang Juni 2018 - zwei Wochen nach dem Verschwinden des Mädchens - gefunden.

Am Dienstag kommender Woche beginnt in Wiesbaden ein weiterer Prozess gegen B., in dem der 14-jährige Mansoor Q. mitangeklagt ist. In diesem Fall geht es um die mehrfache Vergewaltigung und den schweren sexuellen Missbrauch einer Elfjährigen.

Auch gegen Q. erhob die Staatsanwaltschaft eine zweite Anklage. Ihm wird zusätzlich vorgeworfen, zusammen mit B.s strafunmündigem Bruder die Elfjährige zweimal vergewaltigt und sie bedroht zu haben. Über die Zulassung entschied das Landgericht bislang nicht.

In beiden Prozessen gegen Ali B. sind Termine bis Mai angesetzt. Die Verhandlung um Susannas Tod könnte allerdings deutlich länger dauern.

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

Entschärfung von drei Weltkriegsbomben in Köln: Evakuierung von 20.000 Menschen

Bei einem der größten Einsätze der vergangenen Jahre sollen am Mittwoch (08.00 Uhr) in Köln drei Weltkriegsbomben unschädlich gemacht werden. Für die Entschärfung ist die Evakuierung von etwa 20.000 Menschen nötig. Die Straßensperren beginnen am Morgen, die Entschärfung soll im Tagesverlauf erfolgen. Betroffen von den Sperrungen sind auch drei Rheinbrücken und wichtige Verkehrswege, darunter der südliche Zugverkehr zum Hauptbahnhof.

Weinstein-Prozess in New York: Verteidigung fordert Freispruch

Im Prozess gegen den früheren US-Filmproduzenten Harvey Weinstein hat die Verteidigung einen Freispruch gefordert. Weinsteins Anwalt Arthur Aidala rief die Geschworenen am Dienstag in New York auf, dem Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" zu folgen. Der Anwalt nannte die drei Klägerinnen erneut unglaubwürdig und bezeichnete sie als "Frauen mit zerbrochenen Träumen". Sie werfen Weinstein Vergewaltigung und sexuelle Nötigung vor.

Französischer Polizist muss wegen Mordes von Jugendlichem vor zwei Jahren vor Gericht

Ein französischer Polizist, der 2023 in einem Vorort von Paris einen Jugendlichen erschossen hatte, muss sich wegen Mordes vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen den Beamten, dem Mord an dem 17-jährigen Nahel Merzouk vorgeworfen wird, könnte im zweiten oder dritten Quartel 2026 stattfinden, teilte das Gericht im Pariser Vorort Nanterre am Dienstag mit. In dem Ort hatte sich der Vorfall, der vor zwei Jahren tagelange Unruhen ausgelöst hatte, ereignet.

Anlagebetrüger erbeuten mehr als hunderttausend Euro von Mann in Bayern

Ein Mann aus Bayern ist bei einem Anlagebetrug im Internet um mindestens hunderttausend Euro gebracht worden. Er stieß Anfang des Jahres über soziale Medien auf eine Internetseite, die mit hohen Gewinnversprechen durch vermeintliche Investitionen in Kryptowährungen warb, wie die Polizei in Augsburg am Dienstag mitteilte. Über einen Messengerdienst nahm der Mann Kontakt zu angeblichen Mitarbeitern des Diensts auf.

Textgröße ändern: