Deutsche Tageszeitung - Forschern gelingt bahnbrechende erste Aufnahme von Schwarzem Loch

Forschern gelingt bahnbrechende erste Aufnahme von Schwarzem Loch


Forschern gelingt bahnbrechende erste Aufnahme von Schwarzem Loch
Forschern gelingt bahnbrechende erste Aufnahme von Schwarzem Loch / Foto: ©

Historischer Tag in der Geschichte der Astronomie: Wissenschaftler haben am Mittwoch das erste direkte Bild eines Schwarzen Lochs präsentiert und damit auf sechs Pressekonferenzen weltweit einen Durchbruch bei der Erforschung des Weltalls gefeiert. Die Aufnahme des Schwerkraftmonsters im Zentrum der rund 55 Millionen Lichtjahre entfernten Riesengalaxie M87 zeigt einen dunklen Kreis umhüllt von einem flammend orangeroten Lichtring.

Textgröße ändern:

Das Foto ist der erste direkte visuelle Nachweis für ein supermassereiches Schwarzes Loch und seinen Schatten. Der EU-Forschungskommissar Carlos Moedas sprach bei der Vorstellung des Bilds in Brüssel von einem "wichtigen Moment für uns alle".

Die Aufnahme des weit entfernten Schwarzen Lochs in M87 gelang den Forschern mit Daten des Radioteleskopnetzwerks Event Horizon vom April 2017. Das Event Horizon Telescope (EHT) ist ein Verbund aus acht riesigen Radioteleskopen, die über den gesamten Globus verteilt sind. Die Schüsseln dieser Teleskope sind so groß wie Fußballfelder.

An der Beobachtung des Schwarzen Lochs beteiligt waren auch Forscher des deutschen Max-Planck-Instituts für Radioastronomie und des Instituts für Radioastronomie im Millimeterbereich (Iram). Wissenschaftler werteten den Erfolg des EHT als außergewöhnliche technische Leistung.

Schwarze Löcher zählen zu den seltsamsten Objekten im Universum. Ihre Gravitation ist so groß, dass nicht einmal das Licht ihnen entkommen kann. Allerdings gibt es eine Wechselwirkung zwischen dem Schwarzen Loch und der Materie in seiner unmittelbaren Umgebung, die beobachtet werden kann.

Zu dieser Wechselwirkung kommt es im Bereich des sogenannten Ereignishorizonts (englisch Event Horizon), der gleichsam die Grenze des Schwarzen Lochs markiert. Er gab dem EHT-Projekt seinen Namen.

Das Schwarze Loch im Zentrum der elliptischen Roiesengalaxie M87, die zum sogenannten Virgo-Galaxienhaufen gehört, hat nach Angaben der ebenfalls am EHT-Projekt beteiligten Europäischen Südsternwarte ESO eine Masse, die sechseinhalb Milliarden Mal größer ist als die der Sonne. Dabei beeinflussen Schwarze Löcher ihre Umgebung in extremer Weise, verzerren die Raumzeit und heizen alle umgebenden Materialien enorm auf.

"Wenn wir in eine helle Region eintauchen, wie eine Scheibe aus glühendem Gas, erwarten wir, dass ein Schwarzes Loch eine dunkle Region ähnlich einem Schatten erzeugt - etwas, das durch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie vorhergesagt wird, aber wir noch nie zuvor gesehen haben", erklärte der Vorsitzende des EHT-Wissenschaftsrats Heino Falcke von der Radboud University im niederländischen Nijmegen.

"Dieser Schatten, verursacht durch die Gravitationskrümmung und den Einfang von Licht durch den Ereignishorizont, offenbart viel über die Natur dieser faszinierenden Objekte", betonte Falcke. "Er hat es uns ermöglicht, die enorme Masse des schwarzen Lochs von M87 zu messen."

"Sobald wir sicher waren, dass wir den Schatten aufgenommen hatten, konnten wir unsere Beobachtungen mit umfangreichen Computermodellen vergleichen, die die Physik des verzerrten Raums, von heißer Materie und starken Magnetfeldern beinhalten", erklärte Paul T. P. Ho, EHT-Vorstandsmitglied und Direktor des East Asian Observatory. "Viele der Merkmale des beobachteten Bilds entsprechen unserem theoretischen Verständnis überraschend gut."

Auch das EHT-Vorstandsmitglied Luciano Rezzolla von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hob mit Blick auf das Bild des Schwarzen Lochs hervor, die Konfrontation von Theorie und Beobachtung sei "für einen Theoretiker immer ein dramatischer Moment". "Es freut uns und macht uns stolz zu erkennen, dass die Beobachtungen unseren Vorhersagen so gut entsprechen."

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Bundesverfassungsgericht lehnt Eilanträge gegen Abstimmung über Schuldenpaket ab

Das Bundesverfassungsgericht hat die Eilanträge von Bundestagsabgeordneten verschiedener Parteien gegen die für Dienstag vorgesehene Sondersitzung zur Abstimmung über das Finanzpaket von Union und SPD verworfen. Das Gericht begründete seine Entscheidung am Montag in Karlsruhe mit einer Folgenabwägung, wonach die Gründe für eine solche einstweilige Anordnung nicht überwiegen. Die geplanten Grundgesetzänderungen sollen der künftigen Bundesregierung die Aufnahme von Schulden in bislang nie dagewesener Höhe ermöglichen.

Geberkonferenz: EU sagt Syrien für 2025 und 2026 2,5 Milliarden Euro zu

Die EU will Syrien nach dem Machtwechsel im Land in diesem und nächstem Jahr mit weiteren Hilfsleistungen unterstützen. "Die Europäische Union erhöht heute ihre Zusage für die Syrerinnen und Syrer im Land und in der Region auf fast 2,5 Milliarden Euro für 2025 und 2026", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag bei einer Geberkonferenz in Brüssel. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte 300 Millionen zusätzliche Hilfen für Syrien zu.

Staatstrauer in Nordmazedonien nach Brandkatastrophe in Club mit 59 Toten

Nach dem verheerenden Brand bei einem Hip-Hop-Konzert in Nordmazedonien mit 59 Toten herrscht in dem Balkanstaat Staatstrauer. Zahlreiche Menschen gedachten am Montag der Todesopfer der Brandkatastrophe in einem Club der Stadt Kocani, die Flaggen wehten auf Halbmast. Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, kündigte Kocanis Bürgermeister Ljupco Papazov seinen Rücktritt an.

Bewährungsstrafe für mutmaßliche Unterstützerin von Islamisten in Celle

Wegen Unterstützung einer islamistischen Vereinigung ist eine 41-Jährige am Montag vom Oberlandesgericht im niedersächsischen Celle zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt worden. Die Angeklagte wurde der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit Terrorismusfinanzierung verurteilt, wie ein Gerichtssprecher sagte. Laut Anklage soll sie den Kampf ihres Ehemanns in Syrien finanziert haben.

Textgröße ändern: