Deutsche Tageszeitung - Beihilfe zur Abtreibung durch Aktivistin: Polnisches Gericht rollt Verfahren neu auf

Beihilfe zur Abtreibung durch Aktivistin: Polnisches Gericht rollt Verfahren neu auf


Beihilfe zur Abtreibung durch Aktivistin: Polnisches Gericht rollt Verfahren neu auf
Beihilfe zur Abtreibung durch Aktivistin: Polnisches Gericht rollt Verfahren neu auf / Foto: © AFP

In Polen soll der Fall einer 2023 wegen Beihilfe zur Abtreibung verurteilten Aktivistin neu aufgerollt werden. Ein Berufungsgericht hob am Donnerstag "das angefochtene Urteil in seiner Gesamtheit" auf, erklärte Richter Rafal Kaniok. Er begründete die Entscheidung mit Zweifeln an der Unparteilichkeit des Vorsitzenden Richters, der das Urteil gegen die Aktivistin Justyna Wydrzynska gesprochen hatte.

Textgröße ändern:

Wydrzynska war zu acht Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden, weil sie eine schwangere Frau mit Abtreibungspillen versorgt hatte. Es war das erste Urteil dieser Art in Polen, wo ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot gilt.

Derzeit ist in Polen ein Schwangerschaftsabbruch in einem Krankenhaus nur dann legal, wenn die Schwangerschaft durch Vergewaltigung zustande gekommen ist, wenn Inzest vorliegt oder eine direkte Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Mutter vorliegt. Beihilfe zur Abreibung kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden.

Das liberalkonservative Regierungsbündnis des heutigen Ministerpräsidenten Donald Tusk hatte vor seinem Wahlsieg im Herbst 2023 eine Lockerung der strengen Abtreibungsgesetze versprochen. Seit Tusks Amtsantritt im Dezember 2023 hat sich jedoch im Parlament keine Mehrheit für eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts gefunden. Tusk selbst sagte im August 2024, es bestehe hierauf bis zum Ende der derzeitigen Wahlperiode keine Aussicht.

Während des Verfahrens zu Wydrzynskas Fall waren im Gericht Unterstützer der Aktivistin anwesend, darunter Vertreter ihrer Organisation Abortion Dream Team, die Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen unterstützt. Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich auch einige Abtreibungsgegner versammelt, die katholische Gebete aufsagten.

"Für mich ist das kein Sieg" sagte Wydrzynska der Nachrichtenagentur AFP nach der Gerichtsentscheidung. "Das einzige Ergebnis, das ich heute als Sieg angesehen hätte, wäre, wenn das Gericht gesagt hätte: 'Ja, Sie sind unschuldig'", fügte die Aktivistin hinzu.

(L.Barsayjeva--DTZ)

Empfohlen

Fünf Festnahmen wegen Anschlagsplänen auf Weihnachtsmarkt in Bayern

In Bayern sind wegen der mutmaßlichen Planung eines islamistischen Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt fünf Männer festgenommen worden. Wie die Generalstaatsanwaltschaft München und die Polizei am späten Samstagabend mitteilten, wurde mit den Festnahmen ein "möglicher Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing-Landau" in Niederbayern verhindert.

Merz: Freilassung politischer Gefangener in Belarus "erfüllt mich mit Freude"

Die Bundesregierung hat mit Freude und Erleichterung auf die Freilassung von mehr als 120 politischen Gefangenen in Belarus reagiert. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Samstagabend im Onlinedienst X, die Nachricht aus Belarus erfülle ihn "mit Freude". Die Freilassung von Maria Kolesnikowa, Ales Bjaljazki und weiterer politischer Gefangener sei "überfällig und ein Erfolg der mutigen für Freiheit und Bürgerrechte kämpfenden Zivilgesellschaft". Deutschland stehe "an ihrer Seite", versicherte Merz.

Londoner Polizei: Keine Ermittlungen gegen Andrew wegen Vorwürfen von Giuffre

Die Londoner Polizei wird nach eigenen Angaben keine Ermittlungen gegen Andrew Mountbatten-Windsor einleiten wegen des Vorwurfs, er habe seine Leibwächter auf Virginia Giuffre angesetzt, um Nachforschungen anzustellen. Eine Untersuchung habe keine "Hinweise auf strafbare Handlungen oder Fehlverhalten" ergeben, weshalb die Polizei keine weiteren Maßnahmen ergreifen werde, erklärte die leitende Polizeibeamtin Ella Marriott am Samstag.

Geplante Bolsonaro-Amnestie in Brasilien: USA heben Sanktionen gegen Richter auf

Entspannung zwischen den USA und Brasilien: Das US-Finanzministerium hob am Freitag Sanktionen vom Juli gegen den brasilianischen Verfassungsrichter Alexandre de Moraes wieder auf. Dieser hatte den Prozess gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro geleitet, der im September wegen eines Umsturzversuchs zu gut 27 Jahren Haft verurteilt worden war.

Textgröße ändern: