Deutsche Tageszeitung - Tötung von beliebtem Obdachlosen: Jugendlicher in Bayern verurteilt

Tötung von beliebtem Obdachlosen: Jugendlicher in Bayern verurteilt


Tötung von beliebtem Obdachlosen: Jugendlicher in Bayern verurteilt
Tötung von beliebtem Obdachlosen: Jugendlicher in Bayern verurteilt / Foto: © AFP/Archiv

Im Prozess um die Tötung eines seit einer Fernsehdokumentation als Deutschlands beliebtester Obdachloser geltenden Wohnsitzlosen hat das Landgericht im bayerischen Kempten einen Jugendlichen wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Der zur Tatzeit im Mai vergangenen Jahres 17 Jahre alte Angeklagte sei deshalb zu sechs Jahren und zehn Monaten Jugendstrafe verurteilt worden, teilte das Gericht am Mittwoch zu dem nicht öffentlich geführten Verfahren mit. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Textgröße ändern:

Der Fall sorgte auch wegen der Bekanntheit und Beliebtheit des Tatopfers für Aufsehen weit über das Allgäu hinaus. Der 53 Jahre alte Mann war, als er noch in Berlin auf der Straße lebte, Teil der Dokumentation "Ein Leben auf der Straße" des Fernsehsenders RTL und galt seitdem in Medien als Deutschlands beliebtester Obdachloser.

Die Staatsanwaltschaft forderte laut Gericht bei einer möglichen Höchststrafe von zehn Jahren Jugendstrafe acht Jahre, die Verteidigung fünf Jahre. Anklage und Verteidigung werteten beide die Attacke wie später das Gericht als Körperverletzung mit Todesfolge.

Ursprünglich war die Tat als Mord angeklagt worden. Mit verurteilt wurde ein Angriff des Jugendlichen auf Polizisten bei seiner Festnahme, ins Strafmaß mit aufgenommen wurde zudem eine frühere Verurteilung. Da Anklage und Verteidigung auf Rechtsmittel verzichteten, wurde das Urteil direkt rechtskräftig.

Dem Urteil zufolge war der Jugendliche am Tattag vor einer Bankfiliale auf sein späteres Opfer getroffen. Zunächst habe es einen verbalen Streit gegeben, der in eine körperliche Auseinandersetzung übergangen sei.

Als der Obdachlose sich mit einem Gehstock wehren wollte, habe der Angreifer ihm mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Hierdurch sei der 53-Jährige gestürzt und mit dem Kopf gegen die Tür der Bankfiliale gestoßen.

Eine wichtige Rolle bei der Urteilsfindung spielte ein Gutachten. Demnach erlitt der Obdachlose durch die Gewalteinwirkung auf den Kopf eine schwere Hirnverletzung, die später zum Tod führte. Der Jugendliche habe die Attacke eingestellt, als noch keine erheblichen Verletzungen wahrnehmbar waren, erklärte das Gericht.

Das Gericht ging nicht davon aus, dass der Jugendliche den Tod des Opfers herbeiführen wollte. Er habe aber aufgrund seiner Attacken vorhersehen können, dass der Mann sterben könne. Der Wohnsitzlose hatte die Attacke zunächst noch selbst angezeigt. Später wurde er dann bewusstlos und starb trotz einer Operation.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

Polizei stellt in Brandenburg über eine Tonne unerlaubte Pyrotechnik sicher

Einen Tag vor Silvester hat die Polizei im Havelland in Brandenburg mehr als eine Tonne verbotene Pyrotechnik sichergestellt. Ersten Ermittlungen zufolge sollen zwei unabhängig voneinander handelnde Männer Pyrotechnik der erlaubnispflichtigen Mittel- und Großfeuerwerkklassen F3 und F4 sowie der Kleinfeuerwerkklasse F2 in großen Mengen gelagert haben, teilte die Polizei Brandenburg am Dienstag mit. Zudem sollen die Männer im Alter von Anfang 20 selbstgebaute Kugelbomben besessen haben.

71-jähriger Kitesurfer verfängt sich: Rettungseinsatz auf Ostsee vor Rügen

Einsatzkräfte der Feuerwehr haben einen unterkühlten 71-jährigen Kitesurfer aus der nur vier Grad kalten Ostsee vor der Insel Rügen gerettet. Er hatte sich mit den Leinen seines Schirms in einer Vorrichtung zum Festmachen von Fischerbooten verfangen, wie die Wasserschutzpolizei in Waldeck am Dienstag mitteilte.

Polizeieinsätze wegen Pyrotechnik: Feuerwerk in Bus gezündet und Kreuzungen beschossen

Kurz vor Silvester ist es in mehreren Städten zu Polizeieinsätzen wegen gefährlichen Gebrauchs von Feuerwerkskörpern gekommen. In Lübeck zündeten drei Männer am Montagabend eine Feuerwerksbatterie in einem fahrenden Linienbus. Eine 23-jährige Frau wurde durch eine Rauchvergiftung leicht verletzt, wie die Beamten in der schleswig-holsteinischen Stadt am Dienstag erklärten. Die Täter flohen unbekannt, Ermittlungen wurden eingeleitet.

2,7 Millionen Menschen unterzeichnen Petition für Böllerverbot an Silvester

Die von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) initiierte Petition für ein bundesweites Böllerverbot ist bis Dienstagmittag von rund 2,7 Millionen Menschen unterzeichnet worden. Wie das Kampagnenportal innn.it mitteilte, handelt es sich damit um die bislang größte Petition in Deutschland. Der Berliner GdP-Landeschef Stephan Weh forderte aus diesem Anlass ein Treffen mit Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), der ein Verbot bislang ablehnt.

Textgröße ändern: