Deutsche Tageszeitung - Missbrauch an katholischer Schule: Ex-Richter bezichtigt Bayrou der Lüge

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Missbrauch an katholischer Schule: Ex-Richter bezichtigt Bayrou der Lüge


Missbrauch an katholischer Schule: Ex-Richter bezichtigt Bayrou der Lüge
Missbrauch an katholischer Schule: Ex-Richter bezichtigt Bayrou der Lüge / Foto: © POOL/AFP/Archiv

Kurz vor der erwarteten Aussage des französischen Premierministers François Bayrou vor einem Untersuchungsausschuss zu einem Missbrauchsskandal an einer katholischen Schule hat ein Ex-Untersuchungsrichter den Politiker erneut der Lüge bezichtigt. "Bayrou hat einen Fehler gemacht, indem er zuerst gesagt hat, dass er mich nicht getroffen habe - und später, dass es ein zufälliges Treffen gewesen sei. Das war dumm", sagte Christian Mirande in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitung "Ouest France".

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Mirande hatte 1998 zu Vergewaltigungsvorwürfen gegen den ehemaligen Direktor der katholischen Schule ermittelt. Diese lag im Wahlkreis von Bayrou, der damals Abgeordneter war.

Der Ex-Richter hatte kürzlich im Untersuchungsausschuss erklärt, dass Bayrou ihn damals aufgesucht habe, um sich über die Vorwürfe gegen den Ordensmann zu informieren. Bayrou hatte dies erst bestritten und später eingeräumt, dass er mit dem Richter - der sein Nachbar war - oberflächlich über den Fall gesprochen habe, "aber nicht über die Ermittlungen".

Mirande bekräftigte nun, dass Bayrou damals gezielt zu ihm gekommen sei. "Er war aufgebracht, aber nicht so sehr, weil sein Sohn in diese Schule ging, sondern vor allem, weil die Institution in die Kritik geraten war", sagte der ehemalige Richter. Er betonte, dass Bayrou ein "eifriger Verteidiger" der Bétharram-Schule gewesen sei, die damals für ihre Disziplin bekannt und geschätzt war.

Bayrou habe damals nicht glauben wollen, dass der Direktor Pierre Silviet-Carricart zu den ihm vorgeworfenen Taten fähig gewesen sei. "Ich erinnere mich noch genau, er sagte: 'Das ist unmöglich'", sagte der Ex-Richter. Dies zeige zudem, dass er den Direktor sehr wohl gekannt habe. Auch dies bestreitet Bayrou.

Die Tochter des Premierministers, Hélène Perlant, hatte ihrem Vater kürzlich öffentlich vorgeworfen, die Situation damals nicht wahrhaben zu wollen. Sie erklärte, dass sie selbst Opfer von Gewalt gewesen sei, dies ihren Eltern aber verschwiegen habe. Sie erinnere sich auch daran, dass ihr Vater den damaligen Untersuchungsrichter aufgesucht und mit ihr anschließend darüber gesprochen habe. "Er sagte zu mir: 'Sag es niemandem weiter. Ich habe geschworen, über das Ermittlungsverfahren Stillschweigen zu bewahren'", sagte sie dem Investigativ-Magazin "Mediapart".

Die Affäre wurde im vergangenen Jahr landesweit bekannt, nachdem sich immer mehr Betroffene in einer Online-Selbsthilfegruppe äußerten. Inzwischen sind mehr als 200 Klagen wegen Übergriffen von Schulpersonal, von denen die meisten Fälle inzwischen verjährt sind. Sowohl Ordensleute als auch andere Lehrer und Betreuer stehen im Verdacht, Kindern und Jugendlichen immer wieder körperliche und sexuelle Gewalt angetan zu haben.

Die Ermittlungen gegen den Ex-Direktor wurden eingestellt, nachdem dieser sich in Rom das Leben genommen hatte.

Bayrou hatte selber drei seiner sechs Kinder auf der Schule. Seine Frau unterrichtete dort Religion. Er wird ab 17.00 Uhr vor dem Untersuchungsausschuss erwartet.

(O.Zhukova--DTZ)

Empfohlen

Mindestens 265 Tote bei Flugzeugabsturz in Indien - Ein Passagier überlebt

Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sind mindestens 265 Menschen ums Leben gekommen. Die Air-India-Maschine verunglückte am Donnerstag in der westindischen Stadt Ahmedabad. Nur einer der 242 Insassen des Flugzeugs überlebte. 24 Menschen wurden nach Behördenangaben am Boden getötet, als das Flugzeug in ein Wohngebiet stürzte. Die indische Regierung erklärte, sie habe eine "formelle Untersuchung der Absturzursachen" eingeleitet.

Nach Amoklauf in Graz: Trauergottesdienst für die Opfer in Wien

Nach dem Amoklauf in Graz hat Österreich am Donnerstagabend in einem Trauergottesdienst der Opfer gedacht. Bundespräsident Alexander Van der Bellen entzündete im Stephansdom in Wien die erste Kerze für die zehn Todesopfer. Was am Dienstag in Graz geschehen sei, habe ganz Österreich erschüttert und "weit über die Grenzen unseres Landes hinaus Entsetzen und Trauer ausgelöst", sagte der Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl.

Zahl der Todesopfer nach Flugzeugabsturz in Indien steigt auf 260

Nach dem Flugzeugabsturz in Indien ist die Zahl der Todesopfer auf 260 gestiegen. Neben fast allen Insassen der Boeing-Maschine seien auch mehrere Menschen beim Einschlag des Flugzeugs in ein Gebäude getötet worden, teilte am Donnerstagabend ein Polizeisprecher mit. An Bord des Flugzeugs waren 242 Menschen, nur ein Insasse überlebte den Absturz.

Verhandlung gegen Harvey Weinstein wegen Vergewaltigungsvorwurf ergebnislos beendet

In dem neu aufgerollten Prozess gegen den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein wegen sexueller Übergriffe sind die Verhandlungen über den Anklagepunkt der Vergewaltigung ergebnislos beendet worden. Die Beratungen der Jury seien derart "hitzig" gewesen, dass er den Prozess in Bezug auf den noch offenen Anklagepunkt für ungültig erkläre, sagte Richter Curtis Farber am Donnerstag in New York. Der Prozess wird hinsichtlich des Vergewaltigungsvorwurfs zu einem späteren Zeitpunkt neu aufgerollt.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild