Deutsche Tageszeitung - Wissenschaftler zeigen Aufnahmen aus legendärem Schiffswrack in der Arktis

Wissenschaftler zeigen Aufnahmen aus legendärem Schiffswrack in der Arktis


Wissenschaftler zeigen Aufnahmen aus legendärem Schiffswrack in der Arktis
Wissenschaftler zeigen Aufnahmen aus legendärem Schiffswrack in der Arktis / Foto: ©

Mehr als 170 Jahre nach der legendären Franklin-Expedition zur Erkundung der Nordwestpassage durch die Arktis hoffen Wissenschaftler auf Hinweise darauf, was genau mit den Schiffen des britischen Entdeckers John Franklin geschehen ist. Die kanadische Nationalparkverwaltung veröffentlichte am Mittwoch Aufnahmen, die Taucher jetzt bei einer ersten Erkundung im Inneren des gesunkenen Schiffes "HMS Terror" gemacht haben.

Textgröße ändern:

Die Schiffe "HMS Terror" und "HMS Erebus" gehörten zur Franklin-Expedition, die 1845 in Großbritannien aufbrach, um die Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu finden. Im August des selben Jahres segelten sie in der kanadischen Baffin Bay an zwei Walfangbooten vorbei - und wurden danach nie wieder gesehen.

Das Wrack der "Erebus" wurde schließlich 2014 in der Victoria-Straße entdeckt. Die "Terror" wurde zwei Jahre später in 24 Metern Tiefe in einer Bucht vor King William Island gefunden, die heute als Terror Bay bekannt ist.

Unterwasserarchäologen verbrachten jetzt sieben Tage damit, das Wrack der "Terror" zu erkunden. Bei ihren Tauchexpeditionen drangen sie erstmals in das Unterdeck des Schiffes vor - und fanden es erstaunlich gut erhalten. Das Schiff liege aufrecht am Meeresboden, kein Anker sei ausgeworfen, berichtete Projektleiter Ryan Harris. Alles deute darauf hin, dass das Schiff unerwartet gesunken und "sehr, sehr schnell verlassen" worden sei.

Die Forscher konnten mehr als 90 Prozent des Unterdecks untersuchen. Nur das Schlafquartier von Kapitän Francis Crozier blieb wegen einer verschlossenen Tür für die Taucher und einen Tauchroboter unerreichbar.

In Croziers Kabine stehen noch sein Schreibtisch und Kartenschränke sowie Kästen, die möglicherweise Aufzeichnungen oder sogar das Logbuch enthalten könnten. Dank der Sedimente im kalten Polarwasser und des geringen Sauerstoffgehalts bleibe organisches Material wie etwa Papier sehr gut erhalten, erklärten die Forscher.

"Schriftstücke könnten ein Licht darauf werfen, was passiert ist - die Chronologie der Ereignisse, wann sich die beiden Schiffe trennten und wie sie dahin kamen, wo sie schließlich verlassen gefunden wurden", sagte Projektleiter Harris. Die Aussicht, die Geheimnisse um das Schicksal der "Terror" zu lüften, sei "sehr spannend". Die Forscher wollen ihre Untersuchungen im kommenden Sommer fortsetzen.

Aufnahmen aus dem Schiff zeigen unter anderem Betten und Tische, Regale mit Porzellan und Glasflaschen in der Offiziersmesse und Messgeräte.

Erst 14 Jahre nach dem Aufbruch der Schiffe zu der Polarexpedition fand die Besatzung eines von Franklins Witwe Lady Jane gecharterten Schiffes auf King William Island eine handgeschriebene Nachricht. Franklin und 23 Besatzungsmitglieder starben demnach bereits am 11. Juni 1847 unter nicht näher genannten Umständen.

Die Schiffe blieben dann offenbar am 22. April 1848 im Packeis stecken und wurden von den übrigen 105 Besatzungsmitgliedern zu Fuß über das Eis verlassen. Niemand überlebte. Die Untersuchung der später gefundenen Überreste einiger Expeditionsmitglieder deuten nach Angaben kanadischer Wissenschaftler darauf hin, dass sie an den Folgen von Kälte, Hunger und Bleivergiftung durch bleihaltige Konservendosen starben.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Bundesverfassungsgericht lehnt Eilanträge gegen Abstimmung über Schuldenpaket ab

Das Bundesverfassungsgericht hat die Eilanträge von Bundestagsabgeordneten verschiedener Parteien gegen die für Dienstag vorgesehene Sondersitzung zur Abstimmung über das Finanzpaket von Union und SPD verworfen. Das Gericht begründete seine Entscheidung am Montag in Karlsruhe mit einer Folgenabwägung, wonach die Gründe für eine solche einstweilige Anordnung nicht überwiegen. Die geplanten Grundgesetzänderungen sollen der künftigen Bundesregierung die Aufnahme von Schulden in bislang nie dagewesener Höhe ermöglichen.

Geberkonferenz: EU sagt Syrien für 2025 und 2026 2,5 Milliarden Euro zu

Die EU will Syrien nach dem Machtwechsel im Land in diesem und nächstem Jahr mit weiteren Hilfsleistungen unterstützen. "Die Europäische Union erhöht heute ihre Zusage für die Syrerinnen und Syrer im Land und in der Region auf fast 2,5 Milliarden Euro für 2025 und 2026", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag bei einer Geberkonferenz in Brüssel. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte 300 Millionen zusätzliche Hilfen für Syrien zu.

Staatstrauer in Nordmazedonien nach Brandkatastrophe in Club mit 59 Toten

Nach dem verheerenden Brand bei einem Hip-Hop-Konzert in Nordmazedonien mit 59 Toten herrscht in dem Balkanstaat Staatstrauer. Zahlreiche Menschen gedachten am Montag der Todesopfer der Brandkatastrophe in einem Club der Stadt Kocani, die Flaggen wehten auf Halbmast. Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, kündigte Kocanis Bürgermeister Ljupco Papazov seinen Rücktritt an.

Bewährungsstrafe für mutmaßliche Unterstützerin von Islamisten in Celle

Wegen Unterstützung einer islamistischen Vereinigung ist eine 41-Jährige am Montag vom Oberlandesgericht im niedersächsischen Celle zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt worden. Die Angeklagte wurde der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit Terrorismusfinanzierung verurteilt, wie ein Gerichtssprecher sagte. Laut Anklage soll sie den Kampf ihres Ehemanns in Syrien finanziert haben.

Textgröße ändern: