Deutsche Tageszeitung - Schuster mahnt zu Unterstützung Israels - trotz Unmuts über Netanjahu

Schuster mahnt zu Unterstützung Israels - trotz Unmuts über Netanjahu


Schuster mahnt zu Unterstützung Israels - trotz Unmuts über Netanjahu
Schuster mahnt zu Unterstützung Israels - trotz Unmuts über Netanjahu / Foto: © AFP

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat ungeachtet des Unmuts über den Kurs von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zum Beistand für Israel aufgerufen. "Nicht alle Entscheidungen der Regierung Netanjahu sind für uns nachvollziehbar", sagte Schuster am Mittwoch bei einem Empfang zum 75. Jahrestag der Gründung des Zentralrats. "Mit den Äußerungen einiger seiner Kabinettsmitglieder hadern auch Juden außerhalb Israels."

Textgröße ändern:

Dies dürfe aber "niemals als Rechtfertigung dafür dienen, dass wir uns als Bundesrepublik Deutschland von Israel abwenden oder die Unterstützung reduzieren", sagte Schuster weiter. Deutschland müsse "für die Sicherheit Israels einstehen, unabhängig davon, wie der Regierungschef heißt".

Israel sei "dauerhaft in seiner Existenz bedroht", sagte er. "Die Geschichte zeigt, dass Momente der Schwäche immer von den feindlichen Nachbarstaaten und ihren Terrororganisationen genutzt werden, um zu versuchen, Israel zu vernichten."

Deutschland dürfe bei seiner Unterstützung für Israel nicht schwanken, mahnte Schuster. "Solidarität mit Israel darf nicht relativiert werden. Sie ist keine außenpolitische Option, sondern immer wieder betonter Teil unserer Staatsräson."

Schuster beklagte einen wachsenden Antisemitismus in Deutschland, insbesondere nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. "Lieber hätte ich zum 75-jährigen Jubiläum des Zentralrats nur positive Entwicklungen erwähnt", sagte Schuster. "Aber die Realität zeigt, dass Antisemitismus, der seit jeher an den extremen Rändern verwurzelt ist, bis direkt in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen ist." Es werde "ungemütlicher für Juden".

Der Antisemitismus zeige sich "nicht nur in seinen gewalttätigen Auswüchsen, sondern zunehmend auch im Alltag", sagte Schuster weiter. "Er richtet sich gegen Juden, aber er bedroht stets die ganze Gesellschaft. Juden sind der Seismograph einer Gesellschaft." So sei "der Judenhass heute die Brückenideologie, die die extreme Rechte mit der extremen Linken und dem islamistischen Spektrum verbindet - auf den Straßen, in Klassenzimmern, an Universitäten, in den sozialen Medien."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland wurde am 19. Juli 1950 - fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Schoa - in Frankfurt am Main gegründet. Seitdem agiert er als politische, gesellschaftliche und religiöse Vertretung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Unter seinem Dach sind alle jüdischen religiösen Ausrichtungen vertreten.

Aus Anlass des Jahrestags hatte der Zentralrat für Mittwoch rund tausend Gäste aus Politik und Gesellschaft zu einem Rosch-Haschana-Empfang ins Jüdische Museum Berlin geladen. Das Neujahrsfest Rosch Haschana markiert den Beginn des neuen jüdischen Jahres 5786.

Als positive "Meilensteine" in der Arbeit des Zentralrats der vergangenen Jahre hob Schuster in seiner Festrede eine Reihe von Ereignissen hervor: den Abschluss des Staatsvertrags zur jüdischen Militärseelsorge 2019, die Berufung des ersten Militärbundesrabbiners im Jahr 2021 sowie den Bau der Jüdischen Akademie, die in der zweiten Jahreshälfte 2026 in Frankfurt am Main eröffnet werden soll.

(G.Khurtin--DTZ)

Empfohlen

Warnung vor Todesopfern durch Hunger nach verheerender Flutkatastrophe in Indonesien

Nach den verheerenden Überflutungen auf der indonesischen Insel Sumatra mit mehr als 880 Toten hat ein örtlicher Gouverneur vor weiteren Todesopfern durch Hunger gewarnt. "Viele Menschen brauchen grundlegende Versorgung", sagte der Regierungschef der besonders schwer getroffenen Provinz Aceh, Muzakir Manaf, am Samstag. In viele abgelegene Gebiete seien aber noch immer keine Hilfslieferungen gelangt. "Menschen sterben nicht durch die Überflutungen, sondern an Hunger. So ist das jetzt", fügte Manaf hinzu.

Sohn aus Dachbodenfenster gestoßen: Psychiatrie für Mutter aus Baden-Württemberg

In einem Mordprozess um einen tödlichen Sturz eines Vierjährigen aus einem Dachbodenfenster ist dessen psychisch kranke Mutter in Baden-Württemberg in die Psychiatrie eingewiesen worden. Das Landgericht Heilbronn sprach die 46-Jährige nach Angaben einer Sprecherin wegen Schuldunfähigkeit frei, ordnete aber zugleich ihre Unterbringung in einer Fachklinik an.

Medien: US-Schauspieler Jeremy O. Harris in Japan wegen Drogenschmuggels festgenommen

Der aus der Serie "Emily in Paris" bekannte US-Schauspieler und Dramatiker Jeremy O. Harris ist laut Medienberichten in Japan wegen mutmaßlichen Drogenschmuggels festgenommen worden. Harris sei Mitte November am Flughafen der Insel Okinawa mit 0,78 Gramm Gramm einer Substanz erwischt worden, die das Aufputschmittel MDMA enthielt, berichtete die "Okinawa Times" am Donnerstag. Japan gehört zu den Ländern mit den strengsten Drogen-Gesetzen der Welt, bei Drogenbesitz droht Gefängnis.

Gift in Bohnen mit Speck: Frau wegen Mordversuchs an Noch-Ehemann verhaftet

Weil sie ihrem Noch-Ehemann ein mit Blauem Eisenhut vergiftetes Essen aus Bohnen und Speck vorsetzte, sitzt eine 59-Jährige in Nordrhein-Westfalen in Haft. Der Frau aus Velbert im Landkreis Mettmann wird versuchter Mord vorgeworfen, wie die Polizei in Mettmann und die Staatsanwaltschaft Wuppertal am Freitag berichteten. Ihr Ehemann, mit dem sie in Trennung lebt, überstand die Giftattacke.

Textgröße ändern: