Demokratische Republik Kongo führt zweiten Impfstoff gegen Ebola ein
Die Demokratische Republik Kongo wird nächsten Monat einen zweiten Impfstoff gegen Ebola einführen. Ab Mitte Oktober komme ein experimenteller Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson zum Einsatz, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag mit. Kurz zuvor hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) der WHO vorgeworfen, den bislang verfügbaren Ebola-Impfstoff in dem zentralafrikanischen Staat zu rationieren.
Mit dem zweiten Impfstoff haben wir "potenziell ein zusätzliches Mittel", um die Ausbreitung der Epidemie zu verhindern, erklärte die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti. Er werde nach genauen Vorgaben in gefährdeten Gebieten eingesetzt, in denen es noch keinen Ebola-Fall gebe.
Mehr als 223.000 Menschen waren seit Anfang August 2018 mit einem Impfstoff des Pharmakonzerns Merck geimpft worden. Die WHO hatte auf die Einführung eines zweiten Impfstoffs gedrängt. Der Gesundheitsminister der Demokratischen Republik Kongo, Oly Ilunga, hatte dies jedoch abgelehnt. Es sei riskant, in Gemeinden ein neues Mittel einzuführen, in denen den Notfallhelfern ohnehin mit Misstrauen begegnet werde. Ilunga trat jedoch Ende Juli zurück, nachdem er als Leiter des landesweiten Programms zur Ebola-Bekämpfung abgelöst worden war.
Ärzte ohne Grenzen hatte die bisher erreichte Impfquote als "in hohem Maße unzureichend" kritisiert und der WHO vorgeworfen, die Impfdosen strikt zu limitieren. Es werde viel zu langsam geimpft, und nur ein Bruchteil der betroffenen Bevölkerung profitiere davon, erklärte die Organisation am Montag. Die Gründe für die Einschränkungen seien unklar, erklärte MSF weiter. Der Impfstoff von Merck habe "seine Sicherheit und Wirksamkeit unter Beweis gestellt".
Einen Mangel an dem Arzneimittel schloss MSF als Grund aus. Merck habe erklärt, dass zusätzlich zu den bereits an die WHO gelieferten 245.000 Impfdosen bei Bedarf 190.000 weitere Dosen verschickt werden könnten. In den nächsten sechs bis 18 Monaten könnten weitere 650.000 Impfdosen geliefert werden, hieß es.
Bis zu 2500 Menschen könnten demnach täglich geimpft werden statt wie derzeit bis zu 1000 Menschen, sagte Isabelle Defourny von MSF. Die Organisation forderte ein unabhängiges internationales Komitee, um ein transparentes Management der Impfprogramme zu gewährleisten.
Die WHO hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie tue "alles ihr Mögliche", um die Epidemie zu beenden, teilte die UN-Organisation mit. Sie arbeite eng mit der Regierung des Kongo zusammen, um so viele Gemeinden und Menschen wie möglich in den betroffenen Gebieten zu erreichen.
Seit dem Beginn der Epidemie im Kongo vor einem Jahr meldeten die Behörden mehr als 3100 Ebola-Fälle, über 2100 Menschen starben demnach an dem Virus. Die Epidemie war am 1. August 2018 ausgebrochen. Es ist bereits die zehnte in dem Land. Betroffen ist vor allem der Osten des Kongo. Im Juli hatte die WHO wegen der Ebola-Epidemie im Kongo den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.
(W.Budayev--DTZ)