
Studie: Coronavirus breitete sich in Brasilien schon vor Karneval aus

Das neuartige Coronavirus hat sich laut einer wissenschaftlichen Untersuchung in Brasilien bereits vor dem diesjährigen Karneval ausgebreitet - also noch vor der erstmaligen Entdeckung eines Ansteckungsfalls im Land. Die Ausbreitung des Virus habe etwa in der ersten Februarwoche begonnen, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie der Stiftung Oswaldo Cruz, die das führende brasilianische Gesundheitsinstitut ist.
Die Verbreitung des Erregers in Brasilien begann der Untersuchung zufolge damit mehr als 20 Tage, bevor erstmals in dem Land bei einem aus Italien zurückgekehrten Reisenden die Infektion diagnostiziert worden war. Dieser Infektionsfall war kurz nach dem Karneval festgestellt worden.
Die Studie lässt die Sorgen wachsen, dass es in Brasilien deutlich mehr Infektionsfälle geben könnte als in den offiziellen Statistiken verzeichnet. Der Karneval bringt in Brasilien jedes Jahr Millionen von Menschen zum ausschweifenden Feiern auf die Straßen.
Die Untersuchung beruht auf der Analyse von Statistiken. Dabei berechneten die Forscher auf der Basis der Corona-Totenzahlen den Zeitraum der frühen Verbreitung des Virus im Land.
Brasilien ist mit rund 12.400 Todes- und über 177.500 Infektionsfällen das am stärksten von der Pandemie betroffene Land in Lateinamerika. Am Dienstag wurde mit 881 neuen Todesopfern die dortige bisherige Höchstmarke bei der Zahl der binnen 24 Stunden verzeichneten Verstorbenen erreicht.
Schon vor der Veröffentlichung der Studie der Stiftung Oswaldo Cruz gingen Experten davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer bei den Infektionszahlen gibt, da das Land nicht über ausreichende Ressourcen für Tests verfügt.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat die von dem Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 jedoch in der Vergangenheit als "kleine Grippe" bezeichnet. Die von brasilianischen Bundesstaaten verhängten Corona-Restriktionen kritisierte er wiederholt massiv wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft.
(Y.Ignatiev--DTZ)