Deutsche Tageszeitung - Britischer Premier wegen neuer Fotos von Feier im Lockdown erneut unter Druck

Britischer Premier wegen neuer Fotos von Feier im Lockdown erneut unter Druck


Britischer Premier wegen neuer Fotos von Feier im Lockdown erneut unter Druck
Britischer Premier wegen neuer Fotos von Feier im Lockdown erneut unter Druck / Foto: © POOL/AFP

Neue Fotos von einem Umtrunk in der Downing Street während eines strikten Corona-Lockdowns bringen den britischen Premierminister Boris Johnson einmal mehr in Erklärungsnot. Der Sender ITV News veröffentlichte am Montagabend Fotos von einer Abschiedsfeier des Kommunikationschefs Lee Cain am 13. November 2020, wenige Tage nach Verkündung des zweiten Lockdowns in Großbritannien. Darauf ist zu sehen, wie Johnson mit mehreren um einen Tisch stehenden Menschen spricht und sein Glas erhebt. Auf dem Tisch stehen mehrere Flaschen Wein und Essen.

Textgröße ändern:

Die Abschiedsfeier war zusammen mit anderen Partys im Regierungsviertel während der Corona-Pandemie bereits Teil einer Polizeiuntersuchung zum "Partygate"-Skandal. Johnson war im Parlament auf den 13. November angesprochen worden und hatte erklärt, an diesem Datum habe es keine Feier gegeben und er sei sicher, dass die Corona-Regeln nicht verletzt worden seien.

Als Ergebnis der Polizeiuntersuchung war der Premier zu einem Bußgeld verdonnert worden, weil er an einer Überraschungsfeier zu seinem 56. Geburtstag in der Downing Street teilgenommen hatte. Für das Zusammentreffen am 13. November gab es hingegen kein Bußgeld.

Die stellvertretende Chefin der Labour-Party, Angela Rayner, bezeichnete es auf ITV als "verblüffend", dass der konservative Regierungschef kein Bußgeld für eine Versammlung zahlen müsse, "die nicht besonders nach Arbeit aussah". Johnson habe "gewusst, dass er die Regeln gebrochen" habe, und trotzdem versucht, sich aus der Affäre zu ziehen. "Er hat versucht, die britische Öffentlichkeit zu belügen, und er hat versucht, im Parlament zu lügen", erklärte Rayner.

Verkehrsminister Grant Shapps verteidigte Johnson. Er habe "den Eindruck, dass er (Johnson) aus dem Büro kommt, den Mitarbeitern dankt und sein Glas erhebt", schilderte Shapps dem Sender SkyNews seine Einschätzung zu den neuen Fotos. Er betrachte dies nicht als Fest.

Die polizeilichen Ermittlungen zu "Partygate" sind inzwischen abgeschlossen. Insgesamt wurden 126 Bußgelder verhängt, die acht Termine zwischen dem 20. Mai 2020 und dem 16. April 2021 betreffen.

Mit Spannung wird derzeit die Veröffentlichung des Berichts der ranghohen Beamtin Sue Gray erwartet, mit der in den kommenden Tagen gerechnet wird. Er könnte neue Details und Fotos zu den verschiedenen Veranstaltungen enthalten - und Wasser auf die Mühlen der Kritiker von Johnson bedeuten.

Anschließend beginnt eine parlamentarische Untersuchung, die klären soll, ob Johnson die Abgeordneten in dieser Angelegenheit absichtlich getäuscht hat, indem er vor dem Unterhaus mehrfach behauptete, dass alle Regeln respektiert worden seien.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Starkes Übergewicht: Kinder aus ärmeren Familien deutlich häufiger betroffen

Kinder aus ärmeren Familien sind häufiger stark übergewichtig als Mädchen und Jungen aus wirtschaftlich besser gestellten Schichten. Bei Kindern aus sozial schwachen Familien wurde die Diagnose Adipositas im Jahr 2023 zu rund 36 Prozent häufiger gestellt, wie Daten der Krankenkasse DAK belegen, die der Nachrichtenagentur AFP am Freitag vorlagen. Bei Mädchen ist dieser Trend mit 39 Prozent noch ausgeprägter als bei Jungen.

Gesundheitsminister wollen Schutz vor Gewalttaten durch psychisch Kranke verbessern

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen den Schutz vor Gewalttaten durch psychisch kranke Menschen durch eine bessere Vernetzung von Betreuungsstrukturen verbessern. Notwendig sei ein "ganzheitlicher Ansatz", erklärten sie am Donnerstag im thüringischen Weimar zum Abschluss ihrer Jahreskonferenz. Zudem forderten sie ausreichend Geld für den öffentlichen Gesundheitsdienst.

Krankenhäuser fordern Milliarden-Soforthilfe noch vor Sommerpause

Angesichts der Finanznöte vieler Kliniken hat die Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) eine Soforthilfe von der neuen Bundesregierung gefordert. Um ein weiteres Kliniksterben abzuwenden, bräuchten die Krankenhäuser noch vor der Sommerpause eine "Soforthilfe von vier Milliarden Euro", um die Kostensteigerungen aufzufangen, sagte DKG-Chef Gerald Gaß der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). 80 Prozent der Kliniken schrieben aktuell rote Zahlen, und seit Anfang 2022 hätten knapp 80 Standorte Insolvenz angemeldet.

Medien: Interner Bericht belastet Spahn bei Vorwürfen wegen Maskenbeschaffung

Ein interner Bericht belastet laut NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU) bei Vorwürfen wegen Maskenbeschaffungen während der Corona-Pandemie. Der 170 Seiten umfassende Bericht der vom früheren Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingesetzten Sonderbeauftragten Margaretha Sudhoff liegt den drei Medien demnach in Auszügen vor. Spahn war in der Pandemiezeit bis Ende 2021 Gesundheitsminister gewesen.

Textgröße ändern: