Deutsche Tageszeitung - Chinas Behörden können Ausbreitung der Corona-Fälle nicht mehr nachverfolgen

Chinas Behörden können Ausbreitung der Corona-Fälle nicht mehr nachverfolgen


Chinas Behörden können Ausbreitung der Corona-Fälle nicht mehr nachverfolgen
Chinas Behörden können Ausbreitung der Corona-Fälle nicht mehr nachverfolgen / Foto: © AFP

Eine Woche nach der Lockerung der strikten Corona-Politik in China haben die Behörden des Landes den Überblick über die genaue Ausbreitung des Virus verloren. Die wahre Zahl an Infektionen könne nicht mehr angegeben werden, teilte am Mittwoch die nationale Gesundheitsbehörde mit. Vize-Regierungschef Sun Chunlan erklärte, dass die Zahl der Corona-Infektionen in Peking "rasant steigt". Die Straßen der Hauptstadt waren am Mittwoch weitgehend leer.

Textgröße ändern:

"Viele asymptomatische Menschen machen keine PCR-Tests mehr, deshalb ist es unmöglich, die aktuelle Zahl von asymptomatisch Infizierten akkurat zu benennen", erläuterte die Nationale Gesundheitskommission. Vor der Fieber-Station einer Klinik in Peking sahen AFP-Reporter am Mittwoch etwa 50 Menschen in einer Schlange stehen. Alle in der Schlange seien "infiziert", sagte einer von ihnen. "Wir würden nicht kommen, wenn wir es nicht wären."

Nach landesweiten Protesten sowie einem Einbruch des Außenhandels im November hatte die Volksrepublik vor einer Woche mit einer Abkehr von ihrer strikten Null-Covid-Politik begonnen. Landesweit wurden zunächst Quarantäneregeln und Testpflichten gelockert oder sogar abgeschafft und die Massenabriegelungen beendet. Am Montag kündigten die Behörden zudem das Ende der staatlichen Corona-App an, die zweieinhalb Jahre lang die Bewegungsfreiheit der Menschen stark eingeschränkt hatte.

Restaurants, Läden und Parks öffneten in Peking schrittweise wieder. Von einem normalen Alltag in der 22-Millionen-Einwohner-Stadt kann derzeit jedoch nicht die Rede sein. Zahlreiche Menschen infizieren sich mit Corona, viele Unternehmen berichten vom Ausfall von 90 Prozent ihres Personals. Andere bleiben aus Furcht vor einer Infektion vorsorglich zu Hause. Am Mittwoch waren die Straßen in Peking daher weitgehend leer.

"Grundsätzlich folge ich den Vorgaben der Pekinger Regierung, dass ältere Menschen zu Hause bleiben und so wenig wie möglich ausgehen sollten", sagte ein um die 80 Jahre alter Mann. Aus seiner Sicht dürfe es im Kampf gegen Corona "keine vollständige Entspannung und Freiheit" geben. "Wie können wir frei sein, wenn wir tot sind, nicht wahr?", fügte er hinzu.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen bevorraten sich viele Menschen mit Medikamenten, in Online-Netzwerken wird über ausverkaufte Arzneimittel und lange Schlangen vor Apotheken in der Hauptstadt berichtet. Die wachsende Nachfrage nach Medikamenten und Corona-Tests hat zu astronomischen Schwarzmarkt-Preisen geführt.

Die abrupte Kehrtwende der chinesischen Führung bedeutet also, dass das Land nun mit einer Welle von Corona-Fällen konfrontiert sein wird, auf die es schlecht vorbereitet ist: Den unterfinanzierten Krankenhäusern fehlen die Kapazitäten, um eine große Zahl von Patienten aufzunehmen. Außerdem sind Millionen ältere Menschen noch immer nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft.

Bislang haben nur 66,4 Prozent der Menschen in China über 80 Jahren drei Corona-Impfdosen erhalten. Die Behörden kündigten am Mittwoch an, Menschen ab 60 Jahren dürften nun sechs Monate nach ihrer ersten Auffrischungsimpfung eine weitere Booster-Impfung erhalten.

(U.Kabuchyn--DTZ)

Empfohlen

Merkel für Einsatz in Pandemie mit baden-württembergischer Staufermedaille geehrt

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist mit der baden-württembergischen Staufermedaille in Gold geehrt worden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) überreichte ihr die Auszeichnung am Dienstagabend in Stuttgart. Merkel bekam die Ehrung dem Staatsministerium zufolge für ihren "herausragenden politischen Einsatz während der Coronapandemie".

Krankenkassen fordern Bund und Länder zu Einigung bei Sparpaket auf

Im Streit um Einsparungen im Gesundheitssektor machen die gesetzlichen Krankenkassen Druck auf Bund und Länder: Sollte der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat keine Einigung finden, würden die Zusatzbeitragssätze für die Versicherten "nochmals stärker steigen" als ohnehin schon erwartet, heißt es in einem Brief des GKV-Spitzenverbands an Gesundheitspolitiker, aus dem die "Rheinische Post" am Dienstag zitierte.

TK-Chef erwartet steigende Krankenkassenbeiträge für Versicherte

Die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung werden nach Einschätzung des Chefs der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, für viele Versicherte im kommenden Jahr weiter steigen. "Realistisch müssen wir schon im nächsten Jahr leider mit einer Beitragssatzerhöhung rechnen im Durchschnitt", sagte Baas am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Im übernächsten Jahr werde es dann "noch schlimmer weitergehen", prognostizierte Baas. Er verwies dabei darauf, dass im kommenden Jahr den Kassen bereits rund zehn Milliarden Euro fehlten.

RKI-Daten: Knapp zwei Drittel der Erwachsenen bewerten eigene Gesundheit als gut

Die Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland fühlt sich rundum gesund. Im Jahr 2024 schätzten knapp zwei Drittel (64,2 Prozent) ihre allgemeine Gesundheit als sehr gut oder gut ein, wie aus am Freitag vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin veröffentlichten Daten hervorgeht. Der Anteil sank im Vergleich zum Vorjahr um mehr als drei Prozentpunkte.

Textgröße ändern: