Deutsche Tageszeitung - Schriftsteller Salman Rushdie bei Angriff in den USA schwer verletzt

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Schriftsteller Salman Rushdie bei Angriff in den USA schwer verletzt


Schriftsteller Salman Rushdie bei Angriff in den USA schwer verletzt
Schriftsteller Salman Rushdie bei Angriff in den USA schwer verletzt / Foto: © AFP

Nach vielen Jahren in ständiger Angst wegen eines iranischen Mordaufrufs ist der Schriftsteller Salman Rushdie nun bei einem Anschlag im US-Bundesstaat New York schwer verletzt worden. Der 75-jährige Autor der "Satanischen Verse" wurde am Freitagabend auf offener Bühne von einem Mann angegriffen, in Hals und Bauch gestochen und musste danach notoperiert werden. Das Motiv des Angreifers, der festgenommen werden konnte, ist noch unklar.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Der Angreifer stürzte sich auf der Bühne eines Kulturzentrums der Kleinstadt Chautauqua auf den britisch-indischen Autor und stach ihm mehrfach in Hals und Bauch, wie die Polizei mitteilte. Rushdie wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen und notoperiert.

Rushdie, zu dessen Tötung 1989 Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Khomeini wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed aufgerufen hatte, wurde in der Klinik an ein Beatmungsgerät angeschlossen und könnte ein Auge verlieren, wie sein Agent erklärte. "Die Nachrichten sind nicht gut", erklärte Andrew Wylie gegenüber der "New York Times". "Salman wird vermutlich ein Auge verlieren; die Nerven seines Arms wurden durchtrennt; und seine Leber wurde durch einen Stich getroffen und geschädigt." Er könne auch nicht sprechen.

Der Angreifer wurde von Zuschauern überwältigt und von einem anwesenden Polizisten festgenommen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 24-Jährigen namens Hadi Matar aus Fairfield im nahe New York gelegenen Bundesstaat New Jersey. Das Motiv des Angreifers war zunächst unklar.

Neben Rushdie wurde bei der Attacke auch der 73-jährige Mann verletzt, der den Schriftsteller interviewen sollte. Er erlitt eine Gesichtsverletzung, konnte das Krankenhaus aber verlassen.

Die Attacke trug sich in der Chautauqua Institution zu, die bekannt für literarische Veranstaltungen ist. Der anwesende Politikprofessor Carl LeVan sagte AFP, der Angreifer sei auf die Bühne gerannt und habe offenbar in Tötungsabsicht "wiederholt und brutal" auf Rushdie eingestochen.

In der westlichen Welt löste der Angriff großes Entsetzen aus. UN-Generalsekretär António Guterres und der britische Premierminister Boris Johnson verurteilten die Attacke ebenso wie Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. "Der Hass und die Barbarei haben feige zugeschlagen," erklärte Macron. Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sprach von einem "verwerflichen Angriff". In Berlin verurteilte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) die Attacke als Angriff auf die Freiheit des Denkens.

Der 1947 im indischen Mumbai geborene Rushdie wird seit Jahrzehnten mit dem Tode bedroht. Ayatollah Khomeini hatte 1989 alle Muslime in einer Fatwa - einer religiösen Anweisung - zur Tötung des Schriftstellers aufgerufen hatte. Grund war die angebliche Beleidigung des Propheten Mohammed in Rushdies im Jahr zuvor erschienenen Roman "Die Satanischen Verse".

Seitdem lebte Rushdie in ständiger Todesgefahr an wechselnden Orten, unter falschem Namen und unter Polizeischutz. Die Lage entspannte sich erst in den späten 1990er Jahren. Aber der Tötungsaufruf gegen Rushdie wurde nie aufgehoben. Mehrere Übersetzer seiner Werke wurden bei Angriffen verletzt oder sogar getötet, wie der 1991 ermordete Japaner Hitoshi Igarashi. Drohungen gegen Veranstaltungen mit Rushdie gab es weiter.

Rushdie wurde als Kind nicht praktizierender Muslime in Indien geboren und sieht sich selbst als Atheisten. Er setzt sich seit Jahren nachdrücklich für Meinungsfreiheit ein und lebte zuletzt wieder ein weitgehend normales Leben in New York.

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo", die nach umstrittenen Mohammed-Karikaturen 2015 zum Anschlagsziel von Islamisten geworden war, verurteilte den Angriff. "Nichts rechtfertigt eine Fatwa, ein Todesurteil", schrieb Redaktionschef Riss. "Gedanken- und Meinungsfreiheit" hätten insbesondere im Islam keinen Platz.

Dagegen feierte die ultra-konservative iranische Zeitung "Kayhan" den Angreifer: "Bravo für diesen mutigen Mann", der dem "abtrünnigen und lasterhaften" Rushdie "den Hals mit einem Messer aufgerissen" habe.

(L.Barsayjeva--DTZ)

Empfohlen

Gehackter Elmo verbreitet im Onlinedienst X antisemitische Verschwörungstheorien

Das Konto des fiktiven Charakters Elmo aus der Sesamstraße hat nach einem Hackerangriff antisemitische Verschwörungstheorien im Onlinedienst X verbreitet. Ein unbekannter Hacker habe "widerliche Nachrichten, darunter antisemitische und rassistische Beiträge" veröffentlicht, erklärte ein Sprecher der gemeinnützigen Organisation Sesame Workshop am Montag. Die Kontrolle über das Konto sei wiederhergestellt worden. Dem Charakter aus der Fernsehsendung für Kinder folgen im Onlinedienst X etwa 650.000 Menschen.

3800 Jahre alte Zitadelle in Peru für Touristen geöffnet

In Peru können Touristen ab sofort eine rund 3800 Jahre alte Zitadelle besuchen. Nach achtjährigen Erkundungs- und Restaurierungsarbeiten wurde die archäologische Stätte Peñico im Norden des Landes am Samstag für Besucher geöffnet. Sie stammt aus der Zeit der Caral, einer der ältesten Zivilisationen der Welt.

Unesco entscheidet über Aufnahme bayerischer Märchenschlösser in Welterbeliste

Die Unesco berät bei ihrer Tagung in Paris am Samstag (10.00 Uhr) unter anderem über deutsche Anträge zur Aufnahme in die Welterbeliste. Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation entscheidet dabei auch über die Aufnahme des bayerischen Schlosses Neuschwanstein. Insgesamt geht es beim Welterbekomitee in der aktuellen Runde um rund 30 mögliche Neuzugänge für die Liste des Kultur- und Naturerbes.

Justin Bieber bringt überraschend erstes Album seit Jahren heraus

Der kanadische Popstar Justin Bieber hat am Freitag überraschend sein erstes Album seit Jahren veröffentlicht. Der 31-jährige Sänger arbeitete dafür unter anderem mit den US-Rappern Gunna, Lil B und Cash Cobain zusammen. Es ist die erste neue Musik von Bieber, seit er vor mehr als drei Jahren zusammen mit dem US-Rapper Don Toliver die Single "Honest" veröffentlichte. Sein letztes Album kam 2021 heraus.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild