Deutsche Tageszeitung - Nawalny-Memoiren: Russischer Oppositionsführer rechnete mit Tod in Haft

Nawalny-Memoiren: Russischer Oppositionsführer rechnete mit Tod in Haft


Nawalny-Memoiren: Russischer Oppositionsführer rechnete mit Tod in Haft
Nawalny-Memoiren: Russischer Oppositionsführer rechnete mit Tod in Haft / Foto: © AFP/Archiv

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny hat Auszügen aus seinen posthum zusammengestellten Memoiren zufolge mit seinem Tod in Haft gerechnet. "Ich werde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen und hier sterben", schrieb Nawalny während seiner Haft im März 2022 in sein Tagebuch, wie aus am Freitag im "New Yorker" veröffentlichten Auszügen hervorgeht. "Es wird niemand zum Verabschieden da sein", schrieb Nawalny demnach.

Textgröße ändern:

Nawalny, der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war am 16. Februar in einem russischen Straflager in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe verbüßen sollte. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Präsident Wladimir Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich.

Das neue Buch mit dem Titel "Patriot" stützt sich auf Tagebucheinträge Nawalnys aus der Haft und der Zeit davor. Veröffentlicht wird es am 22. Oktober.

In einem Eintrag vom 17. Januar 2022 schreibt Nawalny: "Das Einzige, was wir fürchten sollten, ist, dass wir unsere Heimat aufgeben, um sie von einer Bande von Lügnern, Dieben und Heuchlern ausplündern zu lassen."

In einem Eintrag vom 1. Juli 2022 fasst Nawalny einen typischen Tagesablauf zusammen: Aufwachen um 06.00 Uhr, Frühstück um 06.20 Uhr und Arbeitsbeginn um 06.40 Uhr. "Bei der Arbeit sitzt man sieben Stunden an der Nähmaschine auf einem Hocker unter Kniehöhe", erläutert er. "Nach der Arbeit sitzt man einige Stunden auf einer Holzbank unter einem Porträt Putins. Das nennen sie 'disziplinarische Tätigkeit'."

Mit dem Schreiben seiner Memoiren hatte der Kremlkritiker nach einem Giftanschlag im Jahr 2020 begonnen, in dessen Folge er mehrere Monate lang in einem Krankenhaus in Berlin behandelt wurde. Im Jahr darauf kehrte Nawalny nach Russland zurück, wo er festgenommen und zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde.

Der letzte vom "New Yorker" vorveröffentlichte Tagebucheintrag stammt vom 17. Januar 2024. Darin beantwortet Nawalny die Frage von Mitinsassen und Gefängniswärtern, warum er nach Russland zurückgekehrt sei. "Ich wollte mein Land nicht aufgeben oder es verraten. Wenn unsere Überzeugungen etwas bedeuten sollen, muss man bereit sein, für sie einzustehen und, wenn nötig, Opfer zu bringen."

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Missbrauchsprozess: Staatsanwalschaft fordert Haftstrafe gegen französischen Regisseur

Wegen sexueller Nötigung Minderjähriger hat die französische Staatsanwaltschaft fünf Jahre Haft, davon drei auf Bewährung, für den Regisseur Christophe Ruggia gefordert. Die Anklage zeigte sich am Dienstag überzeugt, dass Ruggia die Schauspielerin Adèle Haenel als Jugendliche mehrfach sexuell missbraucht habe. Vor dem Plädoyer hatte die 35 Jahre alte Schauspielerin den Angeklagten wütend angeschrien und aus Protest den Gerichtssaal für etwa eine halbe Stunde verlassen.

Umfrage: Deutsche dieses Jahr mehr in Weihnachtstimmung als in Vorjahren

Die Deutschen sind einer Umfrage zufolge dieses Jahr mehr in Weihnachtsstimmung als in den vergangenen Jahren. 2024 erwartet jeder siebte Befragte ein überdurchschnittlich schönes Fest, wie eine am Dienstag von der Universität der Bundeswehr in München veröffentlichte Umfrage ergab. Im Vorjahr hatte diese Meinung nur jeder Achte geteilt. Während der Coronapandemie hatte sich nur jeder Vierzehnte auf überdurchschnittlich schöne Weihnachten gefreut.

Taylor Swift schließt Rekordtournee "Eras" mit Konzert in Vancouver ab

Nach fast zwei Jahren hat Taylor Swift ihre Rekordtournee "Eras" beendet. Die US-Sängerin spielte am Sonntagabend in einem Stadion im kanadischen Vancouver das letzte Konzert der Welttournee, die im März 2023 in Glendale im US-Bundesstaat Arizona begonnen hatte. Nach insgesamt 149 Konzerten auf fünf Kontinenten ist nun offiziell Schluss.

Israelischer Schriftsteller David Grossmann mit Marion-Dönhoff-Preis ausgezeichnet

Der israelische Schriftsteller David Grossman ist am Sonntag mit dem Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet worden. Grossman wurde für seinen unermüdlichen Einsatz im Nahostkonflikt für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, wie die "Zeit"-Verlagsgruppe in Hamburg erklärte.

Textgröße ändern: