Deutsche Tageszeitung - EU verhängt Sanktionen gegen Russland wegen Hackerangriffs auf Bundestag

EU verhängt Sanktionen gegen Russland wegen Hackerangriffs auf Bundestag


EU verhängt Sanktionen gegen Russland wegen Hackerangriffs auf Bundestag
EU verhängt Sanktionen gegen Russland wegen Hackerangriffs auf Bundestag / Foto: ©

Die EU hat wegen des Hackerangriffs auf den Deutschen Bundestag im Jahr 2015 Sanktionen gegen zwei russische Geheimdienstoffiziere verhängt. Wie der EU-Rat am Donnerstag mitteilte, wurden der Leiter des Militärgeheimdienstes GRU, Igor Kostjukow, und der Geheimdienstoffizier und Hacker Dmitri Badin mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt. Zudem wurde eine für Cyber-Angriffe zuständige Stelle des Militärgeheimdienstes GRU auf die EU-Sanktionsliste gesetzt.

Textgröße ändern:

Im Bundestag hatte der Angriff vom April und Mai 2015 die IT-Infrastruktur komplett lahmgelegt. Um ihn zu stoppen, musste das gesamte Parlament über Tage vom Netz genommen werden. Bei der Cyberattacke sei "eine beträchtliche Menge an Daten gestohlen worden", erklärte der EU-Rat. Zudem seien "die E-Mail-Konten mehrerer Abgeordneter, darunter auch das von Bundeskanzlerin Angela Merkel" betroffen gewesen.

Merkel hatte im Mai Russland öffentlich für den Hackerangriff auf den Bundestag verantwortlich gemacht. Dass die Spuren des Angriffs zum russischen Geheimdienst führten, sei "ungeheuerlich", sagte sie damals.

GRU-Chef Kostjukow wurde nun bereits zum zweiten Mal auf eine EU-Sanktionsliste gesetzt. Gegen ihn wurde bereits im Januar 2019 wegen des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien ein Einreiseverbot und die Sperrung möglicher Konten in der EU verhängt.

Der Geheimdienstoffizier Badin war schon von den deutschen Ermittlungsbehörden als mutmaßlicher Drahtzieher des Hackerangriffs auf den Bundestag identifiziert worden. Der Generalbundesanwalt hat gegen ihn am 5. Mai einen Haftbefehl ausgestellt.

Auch die US-Bundespolizei FBI sucht nach Badin. Sie wirft ihm vor, die Präsidentschaftswahl von 2016 beeinflusst zu haben. Zudem wird er in den USA für einen Hackerangriff auf Computer der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) mitverantwortlich gemacht.

Badin soll laut EU-Rat für das gleichfalls sanktionierte 85. Hauptzentrum für Spezialdienste (GTsSS) des GRU gearbeitet haben. Es ist auch unter Namen wie "APT28", "Fancy Bear" oder "Sofacy Group" bekannt. Der EU zufolge sind Mitglieder der Gruppe gleichfalls für den versuchten Hackerangriff auf die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) im April 2018 in Den Haag verantwortlich.

Die EU hatte im vergangenen Jahr ein eigenes Sanktionsregime eingeführt, um sich und ihre Mitgliedstaaten gegen die zunehmende Zahl von Cyberangriffen zu schützen. Es war im Juli erstmals eingesetzt worden. Damals wurden unter anderem vier GRU-Mitarbeiter wegen des fehlgeschlagenen Cyberangriffs auf die OPCW auf die EU-Sanktionsliste gesetzt.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Kiewer Regierungskreise: Trump und Selenskyj wollen am Freitag telefonieren

US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wollen nach Angaben aus Kiew am Freitag miteinander telefonieren. "Es wird für heute Nachmittag vorbereitet, aber es wird erst im letzten Moment klar sein", sagte ein hochrangiger ukrainischer Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Am Donnerstag hatte Trump eine Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt.

OVG: Kein Auftritt von Sellner im Chemnitzer Rathaus auf Einladung von Rechten

Die Stadt Chemnitz muss der Stadtratsfraktion Pro Chemnitz/Freie Sachsen keine Räume im Rathaus für einen Auftritt von Martin Sellner, einem der führenden Köpfe der rechtsextremen Identitären Bewegung, überlassen. Das entschied das Sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen am Freitag und wies damit die Beschwerde der rechtsextremen Stadtratsfraktion gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Chemnitz zurück. (Az. 4 B 146/25)

Flutkatastrophe in Ahrtal: Landeregierung will Bezüge von früherem Landrat kürzen

Wegen schwerer Verstöße gegen beamtenrechtliche Pflichten will die rheinland-pfälzische Landesregierung vorläufig die Ruhestandsbezüge des während der Flutkatastrophe im Ahrtal verantwortlichen ehemaligen Landrats Jürgen Pföhler (CDU) um ein Drittel kürzen. Das teilte Innenminister Michael Ebling (SPD) nach Angaben seines Ministeriums am Freitag dem Innenausschuss des Landtags in Mainz in einem Sachstandsbericht zum laufenden Disziplinarverfahren gegen Pföhler mit.

Bundestag: Sudhof nimmt Einladung zu Befragung in Ausschüsse an

Die Sonderbeauftragte zur Aufarbeitung der Maskenbeschaffung, Margaretha Sudhof (SPD), will sich kommende Woche im Bundestag den Fragen der Abgeordneten stellen. Sie habe die Einladungen in jeweils eine Sitzung des Gesundheits- und des Haushaltsausschusses angenommen, hieß es am Freitag aus Parlamentskreisen. Sie brauche nur noch eine formelle Aussageerlaubnis des Bundesgesundheitsministeriums. Grünen- und Linksfraktion hatten für nächste Woche jeweils eine Sondersitzung der beiden Ausschüsse beantragt und Sudhof eingeladen.

Textgröße ändern: