Deutsche Tageszeitung - Europäische Regierungen verschärfen Corona-Maßnahmen erneut drastisch

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Europäische Regierungen verschärfen Corona-Maßnahmen erneut drastisch


Europäische Regierungen verschärfen Corona-Maßnahmen erneut drastisch
Europäische Regierungen verschärfen Corona-Maßnahmen erneut drastisch / Foto: ©

Dramatisch steigende Fallzahlen und eine eindringliche Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Europaweit rüsten sich Regierungen mit verschärften Maßnahmen für den Corona-Winter. Für 46 Millionen Franzosen gilt ab Samstagabend eine nächtliche Ausgangssperre. In Polen trat bereits in der Nacht eine landesweite Maskenpflicht in Kraft, das Präsidialamt meldete einen positiven Corona-Test bei Staatschef Andrzej Duda. Bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen in Neapel gab es schwere Ausschreitungen.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran stimmte die Bevölkerung am Samstag auf einen "langen und schwierigen" Winter ein. "Egal, was wir in den kommenden Tagen und Wochen tun - die Zahlen werden weiter steigen", sagte er vor dem Parlament in Paris. An die Abgeordneten appellierte er, einen von der Regierung vorgelegten Gesetzentwurf zu bewilligen, der eine Verlängerung des Gesundheitsnotstands bis 16. Februar kommenden Jahres vorsieht.

Als erstes europäisches Land nach Spanien hatte Frankreich am Freitag die Marke von einer Million nachgewiesenen Corona-Infektionen überschritten. Mit mehr als 42.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden meldeten die Behörden in Paris zugleich einen neuen Rekord. Véran verwies am Samstag auch auf die bereits knapper werdenden Plätze für Corona-Patienten in Krankenhäusern.

In den Griff bekommen will die französische Regierung die Lage unter anderem mit der Ausweitung der Ausgangssperre auf zwei Drittel der Bevölkerung. Von diesem Samstag an dürfen die meisten Franzosen ihre Häuser in der Zeit zwischen 21.00 und 06.00 Uhr nicht verlassen. Die Regelung gilt zunächst für sechs Wochen.

Deutliche Verschärfungen traten am Samstag auch in Polen in Kraft. Regierungschef Mateusz Morawiecki hatte am Freitag das gesamte Land zur "roten Zone" erklärt. Die Maskenpflicht an öffentlichen Orten wurde auf ganz Polen ausgeweitet, Restaurants und Kneipen dürfen nur noch Außer-Haus-Service anbieten.

In Polen waren am Freitag 13.632 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Am Samstag wurde bekannt, dass sich auch Präsident Duda mit dem Virus infiziert hat. Dem Staatschef gehe es gut, hieß es aus dem Präsidialamt.

Wo Duda sich angesteckt hat, war zunächst unklar. Der nationalkonservative Präsident hatte am Montag an einem Investitionsforum in der estnischen Hauptstadt Tallinn teilgenommen und dort auch Bulgariens Präsidenten Rumen Radew getroffen. Dieser musste sich am Dienstag in Quarantäne begeben.

In Quarantäne gingen am Samstag auch die drei Außenminister der baltischen Staaten. Der Este Urmas Reinsalu, der Lette Edgars Rinkevics and der Litauer Linas Linkevicius hatten zuvor ihren slowenischen Kollegen Anze Logar getroffen, der am Freitag positiv auf das Coronavirus getestet worden war.

Während neun spanische Regionen die Zentralregierung in Madrid dazu aufforderten, ihnen die Verhängung einer Ausgangssperre zu ermöglichen, gab es in der Nacht zum Samstag in Italien bei Protesten gegen neue Ausgangsbeschränkungen Randale. Rund um den Beginn der Sperrstunde um 23.00 Uhr entzündeten Demonstranten in Neapel Rauchbomben, schleuderten Gegenstände auf Polizisten und setzten Mülltonnen in Brand.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte sich angesichts der exponentiellen Zunahme bei den Corona-Fällen in der nördlichen Hemisphäre extrem besorgt. Der Anstieg der Fallzahlen führe zur Überlastung von Krankenhäusern und Intensivstationen, sagte Tedros am Freitag. "Und wir befinden uns erst im Oktober."

Weltweit wurden bis Samstag mehr als 1,1 Millionen Tote durch das Coronavirus gezählt. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen stieg auf mehr als 42,2 Millionen.

Mit fast 224.000 Corona-Toten stehen die USA weiterhin an Platz eins der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder der Welt. Gut eine Woche vor der Präsidentschaftswahl am 3. November ist die Corona-Krise das zentrale Wahlkampfthema in dem Land. Bei einem Auftritt vor Anhängern in Florida versprach Amtsinhaber Donald Trump erneut ein baldiges Ende der Pandemie, "dieser Pest". Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden warf ihm derweil vor, die Kontrolle über die Virus-Ausbreitung verloren zu haben.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Weißes Haus weist Spekulationen über mögliche Uran-Verlegung im Iran zurück

Das Weiße Haus hat Spekulationen zurückgewiesen, wonach der Iran sein hoch angereichertes Uran bereits vor den US-Angriffen auf seine Atomanlagen abtransportiert und andernorts gelagert haben könnte. Die USA hätten "keinen Hinweis" darauf gehabt, "dass angereichertes Uran vor den Angriffen verschoben wurde", sagte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt, am Mittwoch. Entsprechende Berichte seien "falsch". Trump kündigte derweil neue Gespräche mit dem Iran an. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) rief Teheran zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA auf.

RWI: Mehr als jedes zweite Krankenhaus schreibt Verluste

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen beiden Jahren weiter verschlechtert. Mehr als jede zweite Klinik schreibt Verluste, wie aus dem am Donnerstag vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen veröffentlichten sogenannten Krankenhaus-Rating-Report 2025 hervorgeht.

Merz sucht Schulterschluss mit Hardlinern in Migrationsfragen

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat zum Auftakt des EU-Gipfels in Brüssel eine Einladung zu einem Treffen der Hardliner in der Flüchtlingspolitik angenommen. "Es gibt einen Club von Ländern, die meinen, dass die Migrationspolitik Europas verschärft werden muss. Wir freuen uns, dass Deutschland zum ersten Mal dabei ist", sagte der niederländische Regierungschef Bart de Wever am Donnerstag in Brüssel. Zu dem informellen Treffen hatten Dänemark, Italien und die Niederlande eingeladen.

Wadephul: Ende der iranischen Zusammenarbeit mit IAEA wäre "völlig falsches Signal"

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat den Iran zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA aufgerufen. Die vom iranischen Parlament am Mittwoch beschlossene Aussetzung der Kooperation sei das "völlig falsche Signal", sagte Wadephul am Donnerstag nach einem Treffen mit seiner kanadischen Kollegin Anita Anand in Berlin. "Ich fordere die iranische Regierung auf, diesen Weg nicht einzuschlagen."

Textgröße ändern:

Anzeige Bild