Deutsche Tageszeitung - Suu Kyis Partei meldet Zerstörung ihrer Zentrale durch das Militär

Suu Kyis Partei meldet Zerstörung ihrer Zentrale durch das Militär


Suu Kyis Partei meldet Zerstörung ihrer Zentrale durch das Militär
Suu Kyis Partei meldet Zerstörung ihrer Zentrale durch das Militär / Foto: ©

Eine Woche nach dem Militärputsch in Myanmar hat die Armeeführung die Zentrale der Regierungspartei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi nach NLD-Angaben zerstört. Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) meldete am Dienstagabend die Zerstörung des Parteigebäudes in der Wirtschaftsmetropole Rangun. Zugleich verschärfte die Militärjunta ihr Vorgehen gegen die seit Tagen protestierenden Demonstranten.

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Die "diktatorische" Militärführung habe die Parteizentrale gegen 21.30 Uhr (Ortszeit) "durchsucht und zerstört", teilte die NLD im Online-Dienst Facebook mit. Nähere Angaben machte die Partei dazu nicht.

Das Militär in Myanmar hatte vor gut einer Woche die Macht an sich gerissen und Suu Kyi nach Angaben der Partei unter Hausarrest gestellt. Auch Präsident Win Myint wurde festgesetzt. Der Putsch beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land.

Gegen den Militärputsch gibt es seit Tagen Proteste in Myanmar. Vor der Parteizentrale der NLD in Rangun hatten sich auch am Dienstag wieder Demonstranten versammelt, um die Freilassung Suu Kiys und eine Rückkehr zur Demokratie zu fordern. Die Menschen hielten Plakate mit Aufschriften wie "Keine Diktatur" in die Höhe.

Im Viertel San Chaung gingen dutzende Lehrer auf die Straße und hielten als Zeichen des Protests drei Finger in die Luft. Im benachbarten Stadtteil Kamayut versammelten sich bis zum Nachmittag tausende Menschen, die sich mit Schirmen und Regenjacken gegen die Wasserwerfer der Sicherheitskräfte zu schützen versuchten.

Ein Augenzeuge der Proteste in der zweitgrößten Stadt Mandalay berichtete, die Beamten hätten Tränengas gezielt gegen Demonstranten "mit NLD-Flaggen" eingesetzt. In der Hauptstadt Naypyidaw schossen Polizisten mit Gummigeschossen auf Demonstranten und setzten Wasserwerfer ein. "Sie schossen zwei Mal Warnschüsse in die Luft und dann (auf die Demonstranten)", sagte ein Anwohner. Dabei habe es auch Verletzte gegeben.

Nach Angaben eines Notarztes setzten die Streitkräfte auch scharfe Munition ein. Zwei Menschen im Alter von 19 bis 23 Jahren seien dabei lebensgefährlich verletzt worden. "Wir glauben aufgrund ihrer Wunden und Verletzungen, dass es sich um echte Kugeln handelte", sagte der Arzt. "Wir sind zu 100 Prozent sicher, dass sie sterben, wenn wir sie operieren", fügte er hinzu.

Der Vater eines der beiden Verletzten sagte der Nachrichtenagentur AFP, seinem Sohn sei in den Rücken geschossen worden, nachdem er versucht habe, durch ein Megafon zu den Demonstranten zu sprechen. Der junge Mann habe die Menschen auffordern wollen, "friedlich zu demonstrieren, nachdem die Polizei Wasserwerfer eingesetzt hatte, um den Protest aufzulösen".

Die Vereinten Nationen verurteilten die Polizeieinsätze. "Der Einsatz unangemessener Gewalt gegen Demonstranten ist inakzeptabel", erklärte der UN-Vertreter in Myanmar, Ola Almgren. Er beklagte "zahlreiche verletzte Demonstranten, davon einige Schwerverletzte".

Die Junta hatte am Montag angesichts der anhaltenden Proteste gegen den Staatsstreich in mehreren Teilen des Landes das Kriegsrecht verhängt und Demonstrationen untersagt. Zudem wurde eine nächtliche Ausgangssperre ausgerufen. Juntachef Min Aung Hlaing versicherte zugleich, dass sich das Militär an seine Zusage halten werde, Wahlen abzuhalten und die Demokratie wiederherzustellen.

Zahlreiche Länder hatten den Militärputsch verurteilt. Am Dienstag zog Neuseeland als erster Staat Konsequenzen und brach seine politischen und militärischen Beziehungen zu Myanmar ab. Regierungschefin Jacinda Ardern erklärte, gegen mehrere hochrangige Angehörige des Militärs seien Einreiseverbote verhängt worden.

Angesichts der Entwicklungen wird der UN-Menschenrechtsrat am Freitag eine Sondersitzung zur Lage in Myanmar abhalten. Dies geschah auf Antrag Großbritanniens und der EU, wie der Rat mitteilte.

(P.Tomczyk--DTZ)

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