Deutsche Tageszeitung - IAEA und Iran legen Streit über Atom-Kontrollen bei

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

IAEA und Iran legen Streit über Atom-Kontrollen bei


IAEA und Iran legen Streit über Atom-Kontrollen bei
IAEA und Iran legen Streit über Atom-Kontrollen bei / Foto: ©

In quasi letzter Minute haben der Iran und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) eine Übergangslösung für die Rettung des Atomabkommens gefunden. Kurz vor dem Ende einer vom Iran gesetzten Frist teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit, seine Organisation könne ihre Kontrollen vorerst fortsetzen, wenn auch in eingeschränkter Form. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte am Montag, als Unterzeichner des Atomabkommens von 2015 erwarte die Bundesregierung von Teheran "nicht weniger als die vollständige Einhaltung der Vereinbarung".

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Der Iran hatte zuletzt gedroht, den Zugang der IAEA-Inspekteure zu einem Teil seiner Atomanlagen ab Dienstag einzuschränken, wenn die USA ihre Sanktionen gegen Teheran nicht lockerten. Grossi sagte nun nach seiner Rückkehr aus Teheran am Sonntagabend in Wien, bei seinen Gesprächen sei eine "vorübergehende technische Vereinbarung" getroffen worden. Die IAEA habe künftig zwar "weniger Zugang" zu den Atomanlagen. Die Vereinbarung ermögliche es ihr aber, "das notwendige Maß an Kontrollen und Verifikationsarbeiten beizubehalten".

Um zu einer "stabilen Situation" zu kommen, bedürfe es "politischer Verhandlungen", sagte Grossi weiter. "Das fällt nicht in meine Zuständigkeit." Maas erklärte seinerseits, US-Präsident Joe Biden und sein Außenminister Antony Blinken hätten ihre Bereitschaft erklärt, zum Atomabkommen von 2015 zurückzukehren, wenn der Iran dies seinerseits wieder vollständig einhalte. Es liege im "ureigenen iranischen Interesse, jetzt einzulenken, bevor die Vereinbarung irreparabel beschädigt ist".

Der Iran sprach nach dem Aufenthalt Grossis in Teheran von einem "diplomatisch und technisch sehr wichtigen Ergebnis". Außenminister Mohammed Dschawad Sarif sagte dem staatlichen Sender Press TV, aufgrund der Vereinbarung könne die IAEA weiterhin verifizieren, "dass das iranische Nuklearprogramm friedlich bleibt".

Hintergrund des aktuellen Streits war ein vom iranischen Parlament im Dezember verabschiedetes Gesetz, wonach die IAEA-Inspektionen von Dienstag an eingeschränkt werden müssen, wenn es bis dahin keine Erleichterungen bei den US-Sanktionen gibt. Dieses Gesetz gelte weiter, betonte am Montag ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran. Die erzielte "technische Vereinbarung" bewege sich "im Rahmen des vom Parlament verabschiedeten, rechtlich bindenden Gesetz".

Laut der nun erzielten Einigung will Teheran weiter internationale Inspektionen seiner Atomanlagen erlauben, aber für drei Monate den Besuch anderer - nichtatomarer - Anlagen verbieten. Dazu zählen beispielsweise Militäranlagen, die verdächtigt werden, mit Atomaktivitäten in Verbindung zu stehen. Bei ihnen will Teheran für drei Monate keine Live-Aufzeichnungen "zu den Aktivitäten und der Ausrüstung" an die IAEA weitergeben. Diese sollen aber gespeichert werden.

Falls die Sanktionen gegen den Iran innerhalb von drei Monaten aufgehoben würden, werde der Iran diese Aufzeichnungen wieder der IAEA zuleiten, erklärte die iranische Atomenergiebehörde. Sollten die Sanktionen darüber hinaus weiter bestehen, würden die Aufnahmen gelöscht.

Das Atomabkommen von 2015 soll den Iran am Bau von Atomwaffen hindern. Der frühere US-Präsident Donald Trump verwarf die unter seinem Vorgänger Barack Obama ausgehandelte Vereinbarung jedoch und kündigte sie 2018 auf. Danach ließ Trump eine Serie von Sanktionen gegen den Iran verhängen, unter denen die Wirtschaft des Landes massiv leidet. Teheran hat sich seither schrittweise von seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurückgezogen.

Der Iran macht die Aufhebung von US-Sanktionen zur Vorbedingung dafür, dass das Land sich wieder in vollem Umfang an das Abkommen hält. Die neue US-Regierung verlangt ihrerseits, dass Teheran die Vereinbarung wieder einhält, bevor Strafmaßnahmen aufgehoben werden.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Mordfall Caruana Galizia: Zwei Männer in Malta wegen Sprengstoff-Beschaffung verurteilt

In Malta sind im Zusammenhang mit der Ermordung der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia im Jahr 2017 zwei weitere Männer schuldig gesprochen worden. Robert Agius und Jamie Vella wurden nach einer sechswöchigen Gerichtsverhandlung am Donnerstagabend wegen Beihilfe zum Mord für schuldig befunden. Ihnen wird zur Last gelegt, den Sprengstoff beschafft zu haben, mit dem Caruana Galizia bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden war.

Attacken auf Justiz nach Entscheidung zu Zurückweisungen alarmiert Justizminister

Nach teils heftiger Kritik an einer Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts zu umstrittenen Zurückweisungen von Asylsuchenden haben die Justizminister von Bund und Ländern die Bedeutung unabhängiger Gerichte für den Rechtsstaat betont. Solche Attacken richteten sich nicht nur gegen einzelne Richter, sondern "das Recht selbst" sowie "die Idee einer unabhängigen Justiz", erklärte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) nach einer Konferenz mit ihren Länderkolleginnen und -kollegen am Freitag im sächsischen Bad Schandau.

Merz zu Trump: "Auch Ihr braucht Partner in der Welt"

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat nach seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington die Bedeutung guter Beziehungen auf Augenhöhe hervorgehoben. Er habe Trump gesagt: "Auch ihr braucht Partner in der Welt", sagte Merz am Freitag in Berlin in einer Rede vor Familienunternehmern. "Autoritäre Systeme haben Untergebene; Demokratien haben Partner, und diese Partner wollen wir sein, in Europa und mit Amerika", fügte er hinzu.

UNO fordert Aufhebung der US-Sanktionen gegen Richterinnen des IStGH

Nach der Verhängung von Sanktionen gegen vier Richterinnen des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) durch die USA hat der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk deren Aufhebung gefordert. Er sei "zutiefst beunruhigt" über die Entscheidung der US-Regierung, Richter des Internationalen Strafgerichtshofs mit Sanktionen zu belegen, erklärte Türk am Freitag. Türk forderte "die unverzügliche Überprüfung und Aufhebung dieser jüngsten Maßnahmen." Auch die EU-Spitzen stellten sich hinter das Gericht in Den Haag.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild