Deutsche Tageszeitung - Puigdemont und weitere katalanische EU-Abgeordnete verlieren Immunität

Puigdemont und weitere katalanische EU-Abgeordnete verlieren Immunität


Puigdemont und weitere katalanische EU-Abgeordnete verlieren Immunität
Puigdemont und weitere katalanische EU-Abgeordnete verlieren Immunität / Foto: ©

Die von Spanien gesuchten katalanischen EU-Abgeordneten können sich zum Schutz vor einer Auslieferung nicht mehr auf ihre parlamentarische Immunität berufen. Das EU-Parlament stimmte am Montagabend für die Aufhebung der Immunität des ehemaligen Regionalpräsidenten Kataloniens, Carles Puigdemont, und zweier seiner Mitstreiter. Über die Auslieferungsersuchen aus Madrid entscheiden aber die zuständigen belgischen und schottischen Behörden.

Textgröße ändern:

Puigdemont und sein ehemaliger Gesundheitsminister Toni Comín waren nach dem von Madrid unterbundenen katalanischen Unabhängigkeitsprozess im Oktober 2017 nach Belgien ins Exil gegangen, um der Strafverfolgung in Spanien zu entgehen. Kataloniens Ex-Bildungsministerin Clara Ponsatí floh nach Schottland. 2019 wurden alle drei ins EU-Parlament gewählt.

Spanien bemüht sich seit Jahren vergeblich um ihre Auslieferungen. Mehrere Versuche schlugen bereits fehl. Derzeit sind für Puigdemont und Comín entsprechende Ersuche in Belgien anhängig, für Ponsatí in Schottland. Die Behörden warteten die Entscheidung des EU-Parlaments ab.

Dort hatten die Fraktionen der Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen ihre Abgeordneten aufgerufen, bei der geheimen Abstimmung für den Immunitätsentzug zu stimmen. Grüne und Linke waren dagegen. Die rechtskonservativen und rechtspopulistischen Fraktionen legten keine einheitliche Linie fest. Die Anträge auf Immunitätsentzug wurden schließlich jeweils mit einer Mehrheit von gut 400 von knapp 700 abgegebenen Stimmen angenommen.

Ob die Behörden die Politiker nun tatsächlich ausliefern, ist allerdings ungewiss. Erst im Januar hatte ein belgisches Gericht die Auslieferung eines weiteren Exil-Katalanen, des ehemaligen regionalen Kulturministers Lluis Puig, in zweiter Instanz abgelehnt.

Ohne parlamentarische Immunität riskieren die Katalanen allerdings erneut ihre Festnahme, wenn sie ins Ausland reisen. Madrid könnte dann Auslieferungsersuche an die Behörden in den anderen Ländern stellen. Puigdemont war in den vergangenen Monaten mehrmals öffentlichkeitswirksam an die spanische Grenze nach Südfrankreich gereist, um dort seine Unterstützer zu treffen.

Die spanische Justiz wirft den drei Politikern "Aufruhr" vor. Puigdemont und Comín sollen sich außerdem wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder verantworten. In Spanien gebliebene Mitstreiter für die Unabhängigkeit Kataloniens waren wegen ähnlicher Vorwürfe zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der frühere katalanische Vize-Präsident Oriol Junqueras etwa erhielt eine 13-jährige Gefängnisstrafe. Auch er war ins EU-Parlament gewählt worden, konnte sein Mandat wegen der Verurteilung aber nicht antreten.

Die Verteidiger der drei Abgeordneten stützten sich auf Verfahrensfehler der spanischen Behörden und fehlende Beweise und prangern "politische Verfolgung" an. Puigdemont, Comín und Ponsatí kündigten an, vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) ziehen zu wollen.

In Madrid erklärte Außenministerin Arancha González Laya indes, das Votum des Europäischen Parlaments zeige, dass "die Probleme Kataloniens in Spanien und nicht in Europa gelöst werden".

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Treffen mit Spahn und Miersch in Kiew: Selenskyj lobt deutsche Unterstützung für Ukraine

Die Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen, Jens Spahn (CDU) und Matthias Miersch (SPD), haben der Ukraine bei einem Besuch in Kiew am Montag die anhaltende Solidarität Deutschland zugesichert. "Wir sind entschlossen, die Ukraine gerade in dieser schwierigen Phase zu unterstützen - politisch, militärisch, finanziell", sagte Spahn in Kiew. Am Abend wurden die beiden Fraktionsvorsitzenden von Präsident Wolodymyr Selenskyj empfangen. Dieser dankte Deutschland für die "Führungsrolle" bei der Unterstützung seines Landes.

Nach Umkehr wegen Wetterlage: Gaza-Hilfsflotte sticht erneut in See

Nach ihrer vorübergehenden Rückkehr in den Hafen von Barcelona ist die Gaza-Hilfsflotte mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg an Bord wieder in See gestochen. Die Schiffe verließen am Montagabend erneut den Hafen der spanischen Metropole, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Heftige Proteste in Indonesien halten trotz verschärften Sicherheitsvorkehrungen an

Angesichts der seit Tagen anhaltenden Proteste in Indonesien mit mindestens sechs Todesopfern haben die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP am Montag berichteten, gab es in den Städten Gorontalo und Bandung teilweise gewaltsame Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. In der Hauptstadt Jakarta standen hunderte Soldaten am Nationaldenkmal bereit, weitere Militärs bezogen Stellung vor dem Präsidentenpalast.

Ukraine: Koalition der Willigen berät am Donnerstag in Paris mit Selenskyj

Vor dem Hintergrund der Bemühungen um ein Kriegsende berät die sogenannte Koalition der Willigen am Donnerstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über Sicherheitsgarantien für Kiew im Fall eines Waffenstillstands mit Russland. Selenskyj werde dazu in Paris erwartet, weitere Teilnehmer der insgesamt rund 30 Länder würden per Video zugeschaltet, teilte der Elysée-Palast am Montag mit. Präsident Emmanuel Macron leite die Sitzung gemeinsam mit dem britischen Premierminister Keir Starmer, hieß es weiter.

Textgröße ändern: