Deutsche Tageszeitung - Macron dringt am zehnten Jahrestag des Syrien-Konflikts auf politische Lösung

Macron dringt am zehnten Jahrestag des Syrien-Konflikts auf politische Lösung


Macron dringt am zehnten Jahrestag des Syrien-Konflikts auf politische Lösung
Macron dringt am zehnten Jahrestag des Syrien-Konflikts auf politische Lösung / Foto: ©

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am zehnten Jahrestag des Beginns des Syrien-Konflikts seine Forderung nach einer politischen Lösung bekräftigt. Dies sei der "einzig mögliche" Ausweg, schrieb Macron am Montag im Onlinedienst Twitter. Das Auswärtige Amt sprach mit Blick auf die hunderttausenden Toten im syrischen Bürgerkrieg von einer "verheerenden Bilanz". Menschenrechtsorganisationen warnten eindringlich vor Abschiebungen nach Syrien.

Textgröße ändern:

"Der syrischen Bevölkerung möchte ich sagen: Wir werden diesen Kampf nie aufgeben", schrieb Macron. Frankreich stehe weiterhin an der Seite der Syrer, um humanitäre Hilfe zu leisten, das internationale Recht zu verteidigen und um gegen Straflosigkeit zu kämpfen.

Am Montag jährte sich der Beginn der Aufstände gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad zum zehnten Mal. In dem Bürgerkrieg starben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 390.000 Menschen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist demnach seit Kriegsbeginn geflohen und rund 200.000 Menschen gelten als vermisst.

"Die Bilanz ist verheerend", sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin, Maria Adebahr, mit Blick auf die hunderttausenden Toten und Vertriebenen. "Die humanitäre Lage ist katastrophal." Eine politische Lösung des Konflikts werde "durch das syrische Regime verschleppt, das dafür die Verantwortung trägt und den von den Vereinten Nationen geführten Friedensprozess nicht mit vorantreibt."

Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen forderten am Montag ein klares Nein zu Abschiebungen syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland. "Abschiebungen nach Syrien sind und bleiben aufgrund der eklatanten Menschenrechtsverletzungen und systematischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit völkerrechtswidrig", erklärten sie in einem gemeinsamen Aufruf.

Die beteiligten Organisationen wandten sich damit gegen Bestrebungen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und weiterer Unionspolitiker, Abschiebungen nach Syrien in bestimmten Fällen wieder zu ermöglichen. "Abschiebungen in den Verfolger- und Folterstaat vorzubereiten, setzt ein fatales Zeichen", erklärten sie in dem Aufruf. Eine diplomatische Annäherung an das Assad-Regime dürfe es nicht geben.

Zum Verlauf das Aufstandes in Syrien heißt es in dem Text: "Was mit dem Wunsch nach mehr Freiheit und Demokratie begann, ist zu einem der verheerendsten Kriege der jüngsten Zeit geworden."

Assads Regierung habe in dieser Zeit "schlimmste Kriegsverbrechen an der eigenen Bevölkerung begangen, darunter den Einsatz von Chemiewaffen, das Aushungern von ganzen Städten und gezielte Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser". Mindestens 200.000 Menschen seien festgenommen worden, Zehntausende seien ermordet, viele weitere in Assads Gefängnissen gefoltert worden.

Unterzeichnet ist der Aufruf von den Organisationen Pro Asyl, Medico International, Sea Watch, Adopt a Revolution, der Kampagne #SyriaNotSafe, den Landesflüchtlingsräten, dem Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine (VDSH), von der Barada Syrienhilfe und der Organisation Back on Track.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Vor Berliner Ukraine-Treffen: Deutsche Außenpolitiker fordern starke Rolle Europas

Die Grünen haben die Teilnahme der USA an den Ukraine-Beratungen in Berlin über eine Waffenruhe in der Ukraine scharf kritisiert. "Wieder sitzen die USA mit am Tisch und bekommen so die Chance, alles für die Geschäftsinteressen des Trump-Clans zu manipulieren und im Sinne Putins die Linien des Denkbaren zu verschieben", sagte die Sicherheitsexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni, der "Rheinischen Post" vom Montag.

US-Soldaten in Syrien bei mutmaßlichem IS-Angriff getötet - Trump droht mit Vergeltung

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten verletzt worden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Gespräche in Berlin über "möglichen Waffenstillstand in Ukraine"

Das diplomatische Ringen um ein Ende des Ukraine-Krieges verlagert sich ab Sonntag nach Berlin: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff will sich dort nach Angaben des Weißen Hauses mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staatenlenkern treffen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen führen zunächst die außenpolitischen Berater "unter anderem der USA und der Ukraine" Gespräche "zu einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine".

Zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Chile

In Chile findet am Sonntag (ab 8.00 Uhr Ortszeit, 12.00 Uhr MEZ) die zweite Runde der Präsidentschaftswahl statt. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren der Kampf gegen kriminelle Banden und die Einwanderung.

Textgröße ändern: