Deutsche Tageszeitung - Brasiliens Präsident Bolsonaro tauscht sechs Minister aus

Brasiliens Präsident Bolsonaro tauscht sechs Minister aus


Brasiliens Präsident Bolsonaro tauscht sechs Minister aus
Brasiliens Präsident Bolsonaro tauscht sechs Minister aus / Foto: ©

Im Zuge einer umfassenden Regierungsumbildung hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro am Montag sechs Kabinettsposten neu besetzt. Wie das Kommunikationsministerium mitteilte, wurden unter anderem der Außenminister sowie die Minister für Justiz und Verteidigung ausgewechselt. Die Regierung des rechtsradikalen Präsidenten steht angesichts der in die Höhe schnellenden Corona-Infektionszahlen und zahlreicher Patienten mit schweren Krankheitsverläufen zunehmend unter Druck. Der allerorten fehlende Impfstoff sorgte für weitere heftige Kritik.

Textgröße ändern:

Außenminister Ernesto Araújo und Verteidigungsminister Fernando Azevedo e Silva - zwei Schwergewichte der bisherigen Regierung - hatten bereits kurz aufeinander folgend ihren Amtsverzicht bekannt gegeben, bevor die Regierung die Kabinettsumbildung verkündete. Der 53-Jährige Araújo galt als treuer Gefolgsmann Bolsonaros und stand zuletzt vor allem wegen der Corona-Politik und der mangelhaften Impfkampagne in Brasilien massiv unter Druck. Nachdem zahlreiche Parlamentarier seinen Abgang verlangt hatten, kam dieser Schritt Araújos nicht überraschend.

Für den Rücktritt von Verteidigungsminister Azevedo e Silva hatte es in der Öffentlichkeit hingegen keine Anzeichen gegeben. Der 67-jährige General der Reserve erklärte in einer schriftlichen Mitteilung, er habe Bolsonaro seit dessen Amtsantritt im Januar 2019 stets loyal gedient. "Ich gehe mit dieser Gewissheit: Auftrag erfüllt." Auch der Austausch der anderen Ministerposten kam für Beobachter völlig überraschend.

Der zurückgetretene Außenminister Araújo galt als tragende Säule im "ideologischen Flügel" der ultrarechten Regierung Bolsonaro. Er brach mit der von der brasilianischen Diplomatie gepflegten Tradition des Multilateralismus und zog mit Äußerungen zur "Klimawandel-Ideologie" oder zur "Gender-Ideologie" viel Kritik auf sich. "Globalisten" warf er vor, die Corona-Pandemie als Vorwand zu nutzen, um weltweit die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse unter ihre Kontrolle zu bringen.

Erst Mitte März hatte Bolsonaro zum wiederholten Male seinen Gesundheitsminister ausgetauscht - Marcelo Queiroga wurde mit dem Amt betraut und ist bereits der vierte Politiker an der Spitze dieses Ressorts in der Amtszeit Bolsonaros.

Brasilien ist schwer von der Corona-Pandemie betroffen, Bolsonaro verharmloste von Beginn an die Gefahren von Covid-19. In keinem Land sterben derzeit täglich so viele Menschen an den Folgen von Covid-19 wie in Brasilien. Vor wenigen Tagen überschritt die Zahl der Corona-Toten die Schwelle von 300.000.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Witkoff: "Große Fortschritte" bei Ukraine-Treffen im Kanzleramt

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hat ein positives Fazit der ersten Gesprächsrunde mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin gezogen. Es seien "große Fortschritte" erreicht worden, erklärte Witkoff nach dem Treffen im Kanzleramt am Sonntagabend im Onlinedienst X. Es seien "intensive Diskussionen über den 20-Punkte-Friedensplan, wirtschaftliche Agenden" und weitere Themen geführt worden. Die Beratungen sollen nach Angaben der USA und der Ukraine am Montag fortgesetzt werden.

Selenskyjs Gespräche mit US-Gesandten in Berlin vorerst zu Ende - Fortsetzung am Montag

Die Gespräche zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den US-Gesandten Steve Witkoff und Jared Kushner im Kanzleramt in Berlin sind am Sonntagabend vorerst zu Ende gegangen. Selenskyjs Berater Dmytro Lytwyn teilte mit, nach dem gut fünfstündigen Austausch sei vereinbart worden, die Gespräche am Montag fortzusetzen. Der ukrainische Präsident werde sich am Montag dazu äußern.

Dobrindt: Deutschland nimmt belarussische Oppositionelle Kolesnikowa und Babariko auf

Deutschland will nach Angaben von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die beiden freigelassenen belarussischen Oppositionellen Maria Kolesnikowa und Viktor Babariko aufnehmen. Es handele sich um "zwei der herausragenden Persönlichkeiten" der Demokratiebewegung in Belarus, sagte Dobrindt am Sonntag im "Bericht aus Berlin" der ARD. Die Bundesregierung habe ein großes Interesse daran, dass die Demokratiebewegung "auch aus dem Ausland heraus weiter unterstützt wird", betonte der Minister. "Deswegen nehmen wir die beiden auf."

Belarussischer Dissident Bjaljazki will politischen Kampf im Exil fortsetzen

Der freigelassene Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki will seinen Kampf für Demokratie in Belarus im Exil fortführen. "Wir müssen die Arbeit fortsetzen, die wir in Belarus gemacht haben", sagte Bjaljazki am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP in Litauen. Es sei "sehr wichtig", in Belarus zu sein, aber es gebe "viele Dinge", die man im Exil tun könne.

Textgröße ändern: