
Aktivisten: Mehr als 520 Tote seit Beginn der Proteste gegen Junta in Myanmar

Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen die Militärjunta in Myanmar sind nach Angaben von Aktivisten bereits mehr als 520 Menschen getötet worden. Die örtliche Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) teilte am Dienstagabend mit, sie könne den Tod von 521 Zivilisten bestätigen, die tatsächliche Opferzahl sei aber vermutlich erheblich höher. Bewaffnete Rebellengruppen drohten der Junta mit Vergeltung, sollte die Gewalt gegen Demonstranten andauern.
Seit dem Militärputsch vor rund acht Wochen sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal mit Tränengas, Gummigeschossen und scharfer Munition vorgeht. Trotz der anhaltenden Gewalt gingen auch am Dienstag Demonstranten auf die Straße, um eine Rückkehr zur Demokratie und die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu fordern.
Mindestens acht Menschen wurden dabei am Dienstag getötet. In der Stadt Muse wurde ein 35-jähriger Demonstrant erschossen. Weitere Todesopfer wurden aus den Städten Myitkyina, Mandalay und Bago gemeldet. Staatliche Medien berichteten außerdem über den Tod eines weiteren Demonstranten in Yangon.
Am Wochenende waren bei Luftangriffen der Junta über dem östlichen Bundesstaat Karen sechs Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden, wie die Rebellengruppe Karen National Union (KNU) am Dienstag erklärte. Verletzte Zivilisten berichteten von enormen Qualen, als sie durch den Dschungel ins benachbarte Thailand flüchteten, um dort medizinische Hilfe zu erhalten.
Etwa 7000 Dorfbewohner mussten nach Angaben der KNU ihre Häuser verlassen, um sich vor den Angriffen in Sicherheit zu bringen. "Als ich bemerkte, was passierte, schlug ein Geschoss in das Dach meines Hauses ein", berichtete ein Anwohner der Nachrichtenagentur AFP. "Ich habe Angst, weil ich nicht rennen kann, ich kann mich nicht bewegen", sagte ein anderer.
Drei der zahlreichen bewaffneten Rebellengruppen im Land verurteilten die Zunahme der Gewalt und kündigten an, an der Seite der Demonstranten zu kämpfen, sollte das Militär sein gewaltsames Vorgehen nicht beenden. In einer gemeinsamen Erklärung drohten die Ta’ang National Liberation Army, die Myanmar Nationalities Democratic Alliance Army und die Arakan Army der Junta mit Vergeltung.
Der Internationale Verband der Menschenrechtsligen (FIDH) warnte, dass die Situation in einen Bürgerkrieg ausarten könne, wenn sich bewaffnete Gruppen am Widerstand beteiligen.
Das Auswärtige Amt rief deutsche Staatsbürger am Dienstag dringend dazu auf, Myanmar zu verlassen, so lange "kommerzielle Flüge noch verfügbar und buchbar sind". Es müsse mit Verzögerungen bei der Flugbuchung sowie kurzfristigen Stornierungen oder Verschiebungen gerechnet werden. Vor Reisen nach Myanmar hatte das Auswärtige Amt bereits zuvor gewarnt.
Der UN-Sicherheitsrat will sich sich am Mittwoch mit der Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar befassen. Die Sitzung hinter verschlossenen Türen finde auf Antrag Großbritanniens statt, verlautete aus Diplomatenkreisen in New York. Dabei werde zu Beginn ein Bericht zur Lage in dem südostasiatischen Land von der UN-Sondergesandten Christine Schraner Burgener erwartet.
(U.Beriyev--DTZ)