
Demonstranten setzen mit roter Farbe Zeichen gegen Blutvergießen in Myanmar

In Myanmar haben Aktivisten als Zeichen des Protests gegen das Blutvergießen der Militärjunta Straßen mit roter Farbe bemalt. In der größten Stadt Yangon waren am Dienstag Fahrbahnen in Rot getaucht, Menschen hinterließen Handabdrücke auf Bushaltestellen und Bürgersteigen. Es handelte sich um die neueste kreative Methode der Demonstranten, um gegen die Gewalt des Militärs zu protestieren, aber nicht zu riskieren, bei Kundgebungen erschossen oder verhaftet zu werden.
An einer Bushaltestelle schrieben die Demonstranten, dass das Militär zum Schutz des Junta-Chefs Min Aung Hlaing missbraucht werde. Sie forderten die Soldaten auf, nicht auf Zivilisten zu schießen. Auch in der östlichen Stadt Hpa-an sprühten Jugendliche rote Farbe auf die Straße und zeigten den Drei-Finger-Gruß, ein Symbol des Protests.
In der zweitgrößten Stadt Mandalay sowie in den Bundesstaaten Karen und Kachin im Norden des Landes gab es weitere Protestmärsche. In der südlichen Stadt Dawei marschierten hunderte Menschen friedlich. Sie trugen gelbe Padauk-Blumen, die normalerweise mit dem Wasserfest zum neuen Jahr in Myanmar verbunden sind, das nächste Woche beginnt.
Eine Online-Spendenaktion einer Gruppe von entmachteten Abgeordneten, die der Partei der inhaftierten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi angehören, näherte sich derweil der Zehn-Millionen-Dollar-Marke. Laut der Organisatoren soll das Geld dazu verwendet werden, die Demokratie wiederherzustellen.
Seit dem Militärputsch am 1. Februar sieht sich die Junta mit massiven Protesten konfrontiert, gegen die sie äußerst brutal mit Tränengas, Gummigeschossen und scharfer Munition vorgeht. Mindestens 570 Menschen wurden bei den Protesten getötet, darunter 47 Kinder.
Mehr als 2700 Menschen wurden festgenommen. Die Behörden stellten unterdessen Haftbefehle für 100 Prominente aus, darunter Sänger, Models und Influencer. Sie werden beschuldigt, Informationen zu verbreiten, die zu einem Aufstand in den Streitkräften führen könnten. Die meisten Beschuldigten sind mittlerweile untergetaucht.
Während die Vereinten Nationen vor einem "Blutbad" warnten und die internationale Gemeinschaft den Druck auf die Militärherrscher erhöhte, lehnten Russland und China Sanktionen ab. Moskau warnte am Dienstag, dass "Drohungen und Druck" gegen die "derzeitigen Autoritäten" in Myanmar "extrem gefährlich" seien.
Zehn der ethnischen Rebellenarmeen Myanmars haben am Wochenende ihre Unterstützung für die Protestbewegung zum Ausdruck gebracht. Sie schürten damit die Befürchtung, dass das Land in einen Bürgerkrieg abrutschen könnte.
(V.Sørensen--DTZ)