Deutsche Tageszeitung - Intensivmediziner fordern umgehend "harten Lockdown für zwei bis drei Wochen"

Intensivmediziner fordern umgehend "harten Lockdown für zwei bis drei Wochen"


Intensivmediziner fordern umgehend "harten Lockdown für zwei bis drei Wochen"
Intensivmediziner fordern umgehend "harten Lockdown für zwei bis drei Wochen" / Foto: ©

Angesichts der sich weiter zuspitzenden Corona-Lage in den Krankenhäusern haben die Intensivmediziner ihre Forderung nach einem schnellen und harten Lockdown eindringlich erneuert. "Es brennt. Die Lage ist wirklich sehr dramatisch", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, am Freitag in einer Online-Pressekonferenz. Notwendig seien ein "harter Lockdown für zwei bis drei Wochen" und ein "bundesweites Vorgehen".

Textgröße ändern:

Marx richtete den "dringenden Appell" an die Politiker, umgehend zu handeln. Die Zahl der auf Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten sei binnen einer Woche von 3600 auf zuletzt 4474 gestiegen. Bis Ende April sei mit mehr als 5000 Corona-Patienten auf den Intensivstationen zu rechnen.

Wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen würden, könne die beginnende dritte Corona-Welle sogar größer ausfallen als die zweite Welle am vergangenen Jahreswechsel. "Jeder Tag zählt", mahnte Marx. "Wir brauchen mehr Zeit fürs Impfen, wir müssen die Infektionszahlen nach unten drücken."

Nach den erfolgreichen Impfungen von über 80-Jährigen würden auf den Intensivstationen derzeit zunehmend Patienten im Alter von 50, 60 und 70 Jahren behandelt, sagte Marx. Angesichts der zunehmenden Impfmöglichkeiten befinde man sich im Kampf gegen Corona jetzt "quasi auf der Zielgeraden". Nun sei es wichtig, nicht auf den letzten Metern noch Bürger zu gefährden.

Marx warnte in diesem Zusammenhang eindringlich vor einer Überlastung des Gesundheitssystems bei weiter steigenden Infektionszahlen. Die Zahl der Neuinfektionen müsse gesenkt werden, "und danach kann man sehr wohl über Öffnungsmodelle mit Testen sprechen".

Besorgt äußerte sich die Divi auch über eine mittelfristig drohende Abwanderung von Pflegekräften in andere Berufe. "Unsere Teams sind wirklich unter Dauerbelastung", sagte Marx im ZDF-"Morgenmagazin". Es gebe bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Anzeichen dafür, dass sie nach der Bewältigung der Pandemie "den Beruf verlassen wollten". Gründe dafür seien eine "extrem hohe Arbeitsbelastung" und bis vor kurzem auch die Sorge um die eigene Gesundheit.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

US-Soldaten in Syrien bei mutmaßlichem IS-Angriff getötet - Trump droht mit Vergeltung

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten verletzt worden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Gespräche in Berlin über "möglichen Waffenstillstand in Ukraine"

Das diplomatische Ringen um ein Ende des Ukraine-Krieges verlagert sich ab Sonntag nach Berlin: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff will sich dort nach Angaben des Weißen Hauses mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staatenlenkern treffen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen führen zunächst die außenpolitischen Berater "unter anderem der USA und der Ukraine" Gespräche "zu einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine".

Zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Chile

In Chile findet am Sonntag (ab 8.00 Uhr Ortszeit, 12.00 Uhr MEZ) die zweite Runde der Präsidentschaftswahl statt. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren der Kampf gegen kriminelle Banden und die Einwanderung.

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

Textgröße ändern: