Deutsche Tageszeitung - Helfer retten hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer

Helfer retten hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer


Helfer retten hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer
Helfer retten hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer / Foto: ©

Private Hilfsschiffe haben binnen weniger Tage hunderte Menschen von überfüllten Flüchtlingsbooten im Mittelmeer gerettet. Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch nahm nach eigenen Angaben bis Samstagabend binnen zwei Tagen insgesamt 455 Menschen an Bord. Das Schiff "Ocean Viking" der Organisation SOS Méditerranée brachte 236 Flüchtlinge nach Sizilien. Die libysche Küstenwache stoppte derweil sechs Schlauchboote mit insgesamt 600 Flüchtlingen an Bord und brachte sie zurück an Land.

Textgröße ändern:

Die Flüchtlinge an Bord der "Ocean Viking", die Hälfte davon unbegleitete Minderjährige, gingen im Hafen von Augusta an Land. Sie waren am vergangenen Dienstag aus zwei überfüllten Schlauchbooten im zentralen Mittelmeer gerettet worden.

Fünf Tage zuvor hatte das Rettungsschiff vor Libyen stundenlang bei schlechtem Wetter nach einem sinkenden Boot mit 130 Flüchtlingen an Bord gesucht, zu dem es einen Notruf gegeben hatte. Schließlich fand die Besatzung nur noch ein zerborstenes Schlauchboot und zahlreiche im Wasser treibende Tote.

"Die Überlebenden, die wir heute an Land bringen können, sind erleichtert, endlich an einen sicheren Ort zu kommen", erklärte die Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland, Verena Papke. "Doch bei den Retterinnen und Rettern hinterlässt das dramatische Erlebnis des Schiffbruchs mit 130 Toten in der vergangenen Woche Trauer und Bitterkeit."

Die "Ocean Viking"-Besatzungsmitglieder hätten "das dringende Bedürfnis, Europas Öffentlichkeit über die schockierende Realität, die sie im Mittelmeer erlebt haben, aufzuklären", erklärte Papke. Schuld an der Lage sei die "EU-Abschottungspolitik".

"In Libyen internierte, gefolterte und ausgebeutete Menschen haben keine andere Wahl, als die gefährliche Flucht über das Mittelmeer zu riskieren", hob Papke hervor. Diese Zustände in Libyen seien "den politisch Verantwortlichen in der EU wohlbekannt". Dennoch entschieden sie sich bewusst dafür, nicht selbst zu retten, sondern dafür Libyens Küstenwache zu finanzieren. Auf diese Weise halte die EU "den Kreislauf der Gewalt und Menschenrechtsverletzungen aufrecht".

Die libysche Küstenwache stoppte derweil nach eigenen Angaben bis Sonntag innerhalb von 48 Stunden sechs Schlauchboote mit insgesamt mehr als 600 Flüchtlingen an Bord. Die Menschen seien zurück nach Libyen gebracht worden und sollten dort der Behörde zum Kampf gegen die Immigration übergeben werden, teilte die libysche Marine am Sonntag mit.

Die deutsche Organisation Sea-Watch rettete am Samstag bei ihrem sechsten Einsatz in gut zwei Tagen 51 Menschen von einem Holzboot. Nun werde dringend ein sicherer Hafen für die 455 Menschen an Bord der "Sea-Watch 4" gesucht, schrieb die Organisation auf Twitter.

Nach offiziellen Zahlen starben im vergangenen Jahr mehr als 1200 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

US-Soldaten in Syrien bei mutmaßlichem IS-Angriff getötet - Trump droht mit Vergeltung

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten verletzt worden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Gespräche in Berlin über "möglichen Waffenstillstand in Ukraine"

Das diplomatische Ringen um ein Ende des Ukraine-Krieges verlagert sich ab Sonntag nach Berlin: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff will sich dort nach Angaben des Weißen Hauses mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staatenlenkern treffen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen führen zunächst die außenpolitischen Berater "unter anderem der USA und der Ukraine" Gespräche "zu einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine".

Zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Chile

In Chile findet am Sonntag (ab 8.00 Uhr Ortszeit, 12.00 Uhr MEZ) die zweite Runde der Präsidentschaftswahl statt. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren der Kampf gegen kriminelle Banden und die Einwanderung.

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

Textgröße ändern: