Deutsche Tageszeitung - Großbritannien gedenkt der Gründung Nordirlands vor hundert Jahren

Großbritannien gedenkt der Gründung Nordirlands vor hundert Jahren


Großbritannien gedenkt der Gründung Nordirlands vor hundert Jahren
Großbritannien gedenkt der Gründung Nordirlands vor hundert Jahren / Foto: ©

Vor dem Hintergrund neuer Spannungen zwischen den Konfessionen ist in Großbritannien am Montag des hundertjährigen Bestehens der Provinz Nordirland gedacht worden. Der britische Premierminister Boris Johnson erklärte, es handele sich um einen "sehr bedeutenden nationalen Jahrestag", der für "die Entstehung des Vereinigten Königreichs, wie wir es heute kennen", stehe. Gedenkveranstaltungen waren wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden, zudem erlebte Nordirland kürzlich die schwersten Krawalle seit Jahren.

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Es sei wichtig, dass "wir innehalten, um über die komplexe Geschichte der vergangenen 100 Jahre nachzudenken", hieß es in einer Erklärung des britischen Premiers, die im Onlinedienst Twitter veröffentlicht wurde. Der Jahrestag sei "eine wichtige Gelegenheit, um zusammen Nordirland zu feiern".

Nach dem Irischen Unabhängigkeitskrieg war am 3. Mai 1921 ein Gesetz in Kraft getreten, das Nordirland als politische Einheit schuf und damit die Teilung Irlands besiegelte. Alle Versuche, mit gemeinsamen Veranstaltungen an das historische Datum zu erinnern, scheiterten am Widerstand der republikanischen Katholiken, die eine Vereinigung der Provinz mit Irland anstreben.

Die Provinz mit 1,9 Millionen Einwohnern ist auch 23 Jahre nach dem Ende des blutigen Konflikts zwischen Protestanten und Katholiken tief gespalten. Zuletzt war es im April tagelang zu nächtlichen Krawallen von vorwiegend jungen Protestanten gekommen, die über die Auswirkungen des Brexit auf ihre Provinz frustriert sind. Mindestens 88 Beamten wurden dabei verletzt.

Der Rücktritt der pro-britischen Regierungschefin Arlene Forster Ende April verschärfte die Unsicherheit über die Zukunft Nordirlands weiter. Foster und ihre pro-britische Unionisten-Partei hatten bei den Brexit-Verhandlungen zum Austritt Großbritanniens aus der EU eine Schlüsselrolle gespielt. Zuletzt war der Unmut in Teilen der nordirischen Bevölkerung über die Regelungen rund um den EU-Austritt aber so groß, dass es wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen kam.

Umstritten ist vor allem das sogenannte Nordirland-Protokoll. Die Vereinbarung zwischen London und Brüssel sieht vor, dass aus Großbritannien nach Nordirland eingeführte Waren kontrolliert werden müssen. Die Regelung soll verhindern, dass es zwischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland wieder eine geschlossene Grenze gibt, da dies das Karfreitagsabkommen in Gefahr bringen würde. Die Unionisten kritisieren hingegen, dass damit eine Seegrenze geschaffen und der Weg für eine Wiedervereinigung Nordirlands mit Irland geebnet wird.

Das Karfreitagsabkommen war 1998 geschlossen worden, um den gewaltsamen Konflikt zwischen pro-britischen Protestanten und den nach Unabhängigkeit von London strebenden Katholiken zu beenden. In dem jahrzehntelangen Konflikt starben 3500 Menschen.

Die britische Königin Elizabeth II. erklärte am Sonntag, der "Friedensprozess" in Nordirland sei "zu Recht einer Generation von Politikern zuzuschreiben, die die Vision und den Mut hatten, Versöhnung vor Spaltung zu stellen". Der anhaltende Frieden sei "vor allem der Bevölkerung anzurechnen, auf dessen Schultern die Zukunft ruht".

(W.Novokshonov--DTZ)

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