Deutsche Tageszeitung - Macron: Napoleon war großer Staatsmann wie Kriegstreiber

Macron: Napoleon war großer Staatsmann wie Kriegstreiber


Macron: Napoleon war großer Staatsmann wie Kriegstreiber
Macron: Napoleon war großer Staatsmann wie Kriegstreiber / Foto: ©

Zum 200. Todestag von Napoleon Bonaparte hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den früheren Kaiser als großen Staatsmann gewürdigt, aber auch auf die Millionen von Toten bei seinen Feldzügen verwiesen. "Napoleon hat sich bei seinen Eroberungen nie um menschliche Verluste gekümmert", sagte Macron am Mittwoch in seiner Gedenkrede in Paris. Die heutige Politik stelle dagegen "das menschliche Leben über alles", betonte er unter Verweis auf die Corona-Pandemie.

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Zwei Jahrhunderte nach Napoleons Tod sei kein Platz für "exaltierte Feierlichkeiten", sondern für "aufgeklärtes Gedenken", sagte Macron in seiner rund 15-minütigen Ansprache in der Wissenschaftskadamie Institut de France. Unbestritten sei, dass Frankreich Napoleon wichtige Grundlagen wie das Zivilgesetzbuch Code Civil verdanke. Die Wiedereinführung der Sklaverei in Frankreich unter Napoleon sei dagegen ein "Fehler" und ein "Verrat am Geist der Aufklärung" gewesen. Nach seiner Rede legte Macron einen Kranz an Napoleons Grabmal im Pariser Invalidendom nieder.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen nannte Napoleon dagegen eine "unsterblich gewordene französische Legende". Alle Versuche, Napoleons Verdienste nachträglich zu schmälern, kämen "ethischen Waterloos" gleich, sagte sie in einem mit dramatischer Musik unterlegten Video, das sie in Online-Netzwerken teilte. Damit distanzierte sich Le Pen von Macron, den sie im kommenden Jahr bei der Präsidentschaftswahl herausfordern will.

Die Chefin des Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) sagte in dem fünfminütigen Video zu Bildern Napoleons, während seiner ebenso "kurzen wie brillanten Herrschaft" habe Bonaparte Europa zwischen 1799 und 1815 eine "Botschaft der Freiheit" gebracht und in dem Willen gehandelt, "Frieden zu stiften". Als Kronzeuge zitierte die Rechtspopulistin unter anderem den deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Napoleon anlässlich der Besetzung von Jena durch französische Truppen 1806 als "Weltseele" bezeichnet hatte.

Napoleon war am 5. Mai 1821 auf der britischen Insel St. Helena gestorben. Dorthin war er nach der verlorenen Schlacht von Waterloo 1815 verbannt worden.   (O.Bulka--DTZ)

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