Deutsche Tageszeitung - WHO plant internationales Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin

WHO plant internationales Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin


WHO plant internationales Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin
WHO plant internationales Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin / Foto: ©

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) plant eine Art internationales Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin. Der WHO Hub solle im September die Arbeit aufnehmen, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Berlin sei ein guter Standort für das Zentrum, da dort viele bedeutende Akteure aus Gesundheit und Digitalisierung zusammenkämen, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Textgröße ändern:

Das Zentrum soll laut der WHO schnell und detailliert Daten auswerten, um künftige Pandemieausbrüche zu erkennen und wenn möglich zu verhindern oder zumindest besser auf sie reagieren zu können als dies bei der Corona-Krise der Fall war. "Die Covid-19-Pandemie hat die Unzulänglichkeiten der globalen Informationssysteme zu Pandemien und Epidemien offengelegt", sagte Tedros.

Auch künftig würden Viren auftauchen, die eine Pandemie auslösen können, fügte er hinzu. "Mit den richtigen Informationen können Länder und Gemeinden einem drohenden Risiko einen Schritt voraus sein und Leben retten." Die Bundesregierung übernimmt die Anschubfinanzierung für das Zentrum in Höhe von 30 Millionen Euro.

"Eine wesentliche Grundlage des Kampfes gegen künftige Pandemien sind Daten", erklärte Merkel in einer Videobotschaft. "Daten, die, wenn man sie bündelt und mit den richtigen Analysewerkzeugen verarbeitet, Erkenntnisse hervorbringen, die wir alleine, jeder für sich, niemals oder zumindest niemals so schnell entdecken könnten. Diese technischen Möglichkeiten wird der WHO Hub in Berlin nutzen und die Erkenntnisse mit allen Staaten teilen."

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht die Welt derzeit nicht "ausreichend vorbereitet" auf weitere Gesundheitskrisen. Laut WHO-Notfalldirektor Michael Ryan soll der WHO Hub Instrumente entwickeln, mit denen sich frühe Signale einer potenziellen Pandemie auswerten lassen.

Ein Expertenteam der WHO war im März zu dem Schluss gekommen, dass das Virus SARS-CoV-2 wahrscheinlich von der Fledermaus über ein Zwischenwirt-Tier auf den Menschen übertragen wurde. Der Expertenbericht legt nahe, dass der Ausbruch bereits im September 2019 lange vor Auftreten des ersten Infektionsfalls im Dezember 2019 in Wuhan begonnen haben könnte.

Die WHO erfuhr erst am 31. Dezember 2019 von dem neuartigen Coronavirus. Mehr als 154 Millionen Menschen weltweit haben sich laut einer AFP-Zählung auf Grundlage offizieller Daten seit Pandemiebeginn mit dem Virus infiziert, mindestens 3,2 Millionen Menschen starben.

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

US-Soldaten in Syrien bei mutmaßlichem IS-Angriff getötet - Trump droht mit Vergeltung

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten verletzt worden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Gespräche in Berlin über "möglichen Waffenstillstand in Ukraine"

Das diplomatische Ringen um ein Ende des Ukraine-Krieges verlagert sich ab Sonntag nach Berlin: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff will sich dort nach Angaben des Weißen Hauses mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staatenlenkern treffen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen führen zunächst die außenpolitischen Berater "unter anderem der USA und der Ukraine" Gespräche "zu einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine".

Zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Chile

In Chile findet am Sonntag (ab 8.00 Uhr Ortszeit, 12.00 Uhr MEZ) die zweite Runde der Präsidentschaftswahl statt. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren der Kampf gegen kriminelle Banden und die Einwanderung.

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

Textgröße ändern: