Deutsche Tageszeitung - 13 EU-Staaten fordern von Brüssel Vorgehen gegen Ungarns Homosexuellen-Gesetz

13 EU-Staaten fordern von Brüssel Vorgehen gegen Ungarns Homosexuellen-Gesetz


13 EU-Staaten fordern von Brüssel Vorgehen gegen Ungarns Homosexuellen-Gesetz
13 EU-Staaten fordern von Brüssel Vorgehen gegen Ungarns Homosexuellen-Gesetz / Foto: ©

Rund die Hälfte der 27 EU-Staaten einschließlich Deutschlands haben die Europäische Kommission aufgefordert, umgehend gegen das umstrittene ungarische Homosexuellen-Gesetz vorzugehen. Die Behörde müsse "alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente" gegen das "diskriminierende" Gesetz nutzen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung, die von Belgien, Luxemburg und den Niederlanden initiiert wurde. Für Wirbel sorgte derweil auch die Entscheidung der Uefa gegen ein regenbogenfarbenes EM-Stadion in München.

Textgröße ändern:

Die 13 Länder äußerten ihre "tiefe Besorgnis" über das vergangene Woche vom ungarischen Parlament angenommene Gesetz. Es diskriminiere LGBTQI-Menschen und verletzte "das Recht auf freie Meinungsäußerung unter dem Vorwand, Kinder zu schützen". Notfalls solle die Kommission demnach auch vor den Europäischen Gerichtshof ziehen.

Das Gesetz gegen "Werbung" für Homosexualität gegenüber Minderjährigen war von der Fidesz-Partei des rechtsnationalistischen Regierungschefs Viktor Orban eingebracht worden. Bildungsprogramme zu Homosexualität oder Werbung von Großunternehmen, die sich mit Homosexuellen solidarisch erklären, werden demnach verboten, ebenso wie Aufklärungsbücher zu dem Thema.

Europa-Staatsminister Michael Roth (SPD) hatte schon am Morgen bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Luxemburg angekündigt, dass Deutschland die Erklärung unterstützen wird. "Wir müssen ein klares Signal setzen", sagte er. Die Entscheidung des ungarischen Parlaments verstoße "klar gegen EU-Werte".

Vize-Kommissionspräsidentin Vera Jourova sagte, ein möglicher Verstoß gegen EU-Recht werde geprüft.Jourova sagte, es werde geprüft ob das ungarische Gesetz gegen EU-Recht verstoße. Es gehe um verschiedene Bereiche wie Bildung, die Meinungsfreiheit aber auch Diskriminierung. "Wir müssen die richtige Rechtsgrundlage finden", sagte Jourova. Dieser Schritt werde einige Zeit dauern.

Ungarns Außenminister Peter Szijjarto verteidigte dagegen das Gesetz in Luxemburg. Es richte sich gegen keine Minderheit und solle solle Minderjährige vor Pädophilen schützen, sagte er. Szijjarto warf Kritikern vor, "Falschinformationen zu verbreiten", und verwahrte sich gegen Einmischung in "nationale Kompetenzen" Ungarns.

Neben Deutschland und den Benelux-Staaten stellten sich laut belgischer Regierung auch folgende neun Länder hinter die kritische Erklärung: Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Lettland, Litauen, Spanien und Schweden. Damit stellte sich rund die Hälfte der insgesamt 27 EU-Staaten hinter die Kritik an Ungarn.

Als Zeichen des Protests sollte das Münchner EM-Station nach dem Willen des Stadtrats zum letzten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn am Mittwoch in Regenbogenfarben erstrahlen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) erklärte am Dienstag aber, aufgrund des politischen Kontextes müsse der Antrag abgelehnt werden. Während Ungarn die Entscheidung begrüßte, äußerten Verbände und Politiker in Deutschland Kritik.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb im Onlinedienst Twitter: "Unser Europa ist auf Vielfalt und gegenseitigem Respekt gebaut." Dies gelte für alle Bereiche, "die Gesellschaft, Wirtschaft und auch den Sport".

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

US-Verteidigungsminister Hegseth lässt Afghanistan-Abzug unter Biden untersuchen

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth lässt den Afghanistan-Abzug unter dem früheren Präsidenten Joe Biden vor rund dreieinhalb Jahren neu untersuchen. Er habe eine umfassende Überprüfung angeordnet, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und "den Amerikanern ein vollständiges Bild" zu liefern, heißt es in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Memo des Pentagon-Chefs.

Israel: 93 Lastwagen mit UN-Hilfslieferungen erreichen Gazastreifen

93 Lastwagen mit Hilfslieferungen der Vereinten Nationen haben nach israelischen Angaben am Dienstag den Gazastreifen erreicht. "93 UN-Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern, darunter Mehl für Bäckereien, Babynahrung, medizinische Ausrüstung und Arzneimittel" hätten den Grenzübergang Kerem Shalom überquert, teilte die für den Gazastreifen zuständige israelische Behörde Cogat mit. Am Montag waren erstmals nach mehr als elf Wochen israelischer Blockade Lastwagen mit Hilfsgütern in den Küstenstreifen gelangt.

Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungsverfahren zum Messerangriff in Bielefeld

Nach dem Messerangriff mit mehreren Verletzten vor einer Bar in Bielefeld hat die Bundesanwaltschaft das Ermittlungsverfahren übernommen. Es bestehe der Verdacht, "dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen ist", erklärte die Karlsruher Behörde am Dienstagabend. Damit sei sie geeignet, "die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen".

AfD nominiert Kandidaten für Ausschussvorsitz - Scheitern bei Wahl wahrscheinlich

Die Bundestagsfraktion der AfD hat am Dienstag ihre Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorsitz von sechs Bundestagsausschüssen nominiert. Fraktionschefin Alice Weidel forderte die anderen Fraktionen auf, die grundsätzliche Ablehnung von AfD-Bewerbern für die Vorsitzposten in den Ausschüssen des Bundestags aufzugeben und am Mittwoch die von der AfD benannten Bewerberinnen und Bewerber zu unterstützen. Die Chancen dafür sind allerdings gering, weil sich die anderen Fraktionen bereits auf eine Ablehnung festgelegt haben.

Textgröße ändern: