Deutsche Tageszeitung - EU stellt sich im U-Boot-Streit hinter Frankreich

EU stellt sich im U-Boot-Streit hinter Frankreich


EU stellt sich im U-Boot-Streit hinter Frankreich
EU stellt sich im U-Boot-Streit hinter Frankreich / Foto: ©

Im U-Boot-Streit mit Australien und den USA hat Frankreich Rückendeckung aus der Europäischen Union erhalten. Die Außenminister der anderen 26 EU-Staaten sicherten Paris ihre "Solidarität" zu, wie der Außenbeauftragte Josep Borrell am Montagabend (Ortszeit) am Rande der UN-Vollversammlung in New York sagte. Europa-Staatsminister Michael Roth (SPD) nannte den Konflikt am Dienstag in Brüssel einen "Weckruf" und plädierte für eine eigenständigere Außen- und Sicherheitspolitik der EU.

Textgröße ändern:

Borrell betonte, der Pariser Unmut über das indopazifische Bündnis zwischen den USA, Großbritannien und Australien (Aukus) sei keine "bilaterale Angelegenheit", sondern betreffe die gesamte EU. Er bedauerte, dass die neue Allianz "nicht in Richtung einer stärkeren Zusammenarbeit" mit den Europäern in der Region führen werde.

Die USA, Großbritannien und Australien hatten ihr Vorhaben vergangene Woche angekündigt. Die australische Regierung ließ daraufhin ein seit langem vereinbartes U-Boot-Geschäft mit Frankreich platzen. Stattdessen will Canberra modernere Atom-U-Boote aus den USA bestellen.

Die französische Regierung regierte empört und rief ihre Botschafter aus Canberra und Washington zu Beratungen zurück. Außenminister Jean-Yves Le Drian bekräftigte in New York noch einmal seinen Vorwurf eines "schweren Vertrauensbruchs" durch die USA und Australien. Die Europäer müssten sich nun "gut überlegen", wie sie darauf reagieren.

Nach Angaben eines EU-Diplomaten dringt Frankreich darauf, den ersten gemeinsamen Technologie- und Handelsrat der EU mit den USA kommende Woche Mittwoch in Pittsburgh zu verschieben.

Der Konflikt überschattete auch die am Dienstag beginnende UN-Generaldebatte in New York. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete den Umgang mit Frankreich als "nicht akzeptabel". EU-Ratspräsident Charles Michel warf den USA einen "klaren Mangel an Transparenz und Loyalität" vor.

Der französische Europaminister Clément Beaune begrüßte die Unterstützung der EU. "Ich glaube nicht, dass Frankreich überreagiert", sagte er am Rande eines Europaministertreffens in Brüssel. Es gehe um eine "europäische Frage".

Europa-Staatsminister Roth betonte, der Streit um den Einfluss im Indopazifik sei "abermals ein Weckruf für uns alle in der Europäischen Union, uns zu fragen, wie können wir unsere Souveränität stärken, wie können wir selbst in außen- und sicherheitspolitisch relevanten Fragen geschlossen auftreten". Bereits nach dem überstürzten Abzug aus Afghanistan im August hatten sich Deutschland und andere EU-Länder für eine größere militärische Eigenständigkeit von den USA ausgesprochen.

Versöhnliche Töne kamen aus Washington: Ein US-Regierungsvertreter sagte, Präsident Joe Biden wolle bei einem Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über einen "Weg nach vorne" sprechen. Ein Berater Macrons bekräftigte dagegen, es gehe "nicht um Versöhnung, sondern um Klarstellung".

Unterdessen vereinbarte Macron mit dem indischen Regierungschef Narendra Modi eine Zusammenarbeit im Indopazifik. Frankreich wolle dazu beitragen, "die strategische Autonomie Indiens zu stärken", erklärte der Elysée-Palast nach einem Telefonat der beiden Politiker.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Israel tötet ranghohen Hamas-Kommandeur im Gazastreifen - Hamas lehnt Entwaffnung ab

Israel hat den für die Hamas-Waffenproduktion im Gazastreifen verantwortlichen Kommandeur getötet. Die israelische Regierung gab den Tod "des Terroristen Raed Saad" bekannt, den sie als "einen der Architekten" des Hamas-Überfalls auf Israel vom 7. Oktober 2023 bezeichnete. Die islamistische Palästinenserorganisation bestätigte am Sonntag den Tod ihres ranghohen Kommandeurs und lehnte im Zuge dessen ihre international geforderte Entwaffnung kategorisch ab.

Ukraine-Gespräche in Berlin: Selenskyj plädiert für Einfrieren des Frontverlaufs

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu den mit Spannung erwarteten Gesprächen über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs in Berlin eingetroffen. Dies bestätigte Präsidentenberater Dmytro Lytwyn am Sonntag vor Journalisten. Selenskyj sagte seinerseits vor seiner Ankunft vor Reportern, er wolle die US-Unterhändler bei dem Treffen davon überzeugen, den Frontverlauf in der Ukraine einzufrieren. In Berlin sollten sich ukrainische Vertreter unter anderem mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff treffen.

Freude und Erleichterung über Freilassung von belarussischen Oppositionellen

Die überraschende Freilassung von mehr als 120 politischen Gefangenen aus Belarus nach Vermittlung der USA ist mit Freude und Erleichterung aufgenommen worden. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Wochenende im Onlinedienst X, die Freilassung der Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, des Friedensnobelpreisträgers Ales Bjaljazki, des Lukaschenko-Gegners Viktor Babariko und weiterer politischer Gefangener erfülle ihn "mit Freude". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, die EU werde sich weiter für politische Gefangene in Belarus einsetzen. Kolesnikowa und Bjaljazki zeigten sich unmittelbar nach der Freilassung kämpferisch.

Entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl in Chile hat begonnen

In Chile hat die entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl begonnen. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren die Bekämpfung krimineller Banden und die Einwanderung.

Textgröße ändern: