Nordkorea meldet neuen Raketentest vor Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats
Kurz vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu Nordkorea hat die Regierung in Pjöngjang nach eigenen Angaben eine "neu entwickelte" Flugabwehrrakete getestet. Bei dem Test am Donnerstag sei die "bemerkenswerte Kampfeigenschaft" der Rakete überprüft worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Der Test ist der jüngste in einer Reihe von Waffentests, mit denen Nordkorea wiederholt gegen UN-Sanktionen verstieß. US-Außenminister Antony Blinken verurteilte das Vorgehen Pjöngjangs.
Das am Donnerstag abgefeuerte Geschoss verfüge über "neue Schlüsseltechnologien", meldete KCNA. Die Staatszeitung "Rodong Sinmun" veröffentlichte ein Foto, das den Start der Rakete zeigen soll. Das südkoreanische Verteidigungsministerium konnte die Angaben aus Nordkorea zunächst nicht bestätigen.
Am Dienstag hatte Pjöngjang bereits den erfolgreichen Test einer Hyperschall-Rakete gemeldet. Sollten die nordkoreanischen Angaben zutreffen, hätte das international isolierte Land eine weitere Etappe bei der Aufrüstung seines Waffenarsenals erreicht. Hyperschall-Raketen sind extrem schnell und flexibel, was ihre Zerstörung durch Raketenabwehrsysteme sehr erschwert.
Zahlreiche westliche Staaten hatten den mutmaßlichen Hyperschall-Raketentest scharf verurteilt. Das international weitgehend isolierte Nordkorea steht wegen seines Atom- und Raketenprogramms unter strikten US- und UN-Sanktionen. US-Außenminister Blinken warf Nordkorea am Donnerstag vor, durch die jüngsten Raketentests "Instabilität und Unsicherheit" zu befördern.
Am Freitag will der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung über Nordkorea beraten. Das von den USA, Großbritannien und Frankreich beantragte Treffen sollte ursprünglich schon am Donnerstag stattfinden. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen wurde es aber auf Antrag Russlands und Chinas verschoben.
Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden hat die Regierung in Washington immer wieder ihre Gesprächsbereitschaft gegenüber Pjöngjang hervorgehoben. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bekräftigte am Donnerstag aber seine ablehnende Haltung gegenüber den USA.
Die Erklärungen der US-Regierung zu ihrer Dialogbereitschaft seien ein "billiger Trick", sagte Kim laut Staatsmedien. Biden verfolge wie schon seine Vorgänger eine "feindselige Politik" gegenüber Nordkorea. Auch nach dessen Amtsübernahme habe sich nichts an der "militärischen Bedrohung" Nordkoreas durch die USA sowie deren "feindseliger Politik" gegenüber Pjöngjang geändert.
Nach Einschätzung der Nordkorea-Expertin Soo Kim will die Regierung in Pjöngjang mit ihren jüngsten Raketentests ihre Grenzen im Umgang mit den USA ausloten. Machthaber Kim wolle womöglich prüfen, "wie weit er gehen kann, bevor die Biden-Regierung anfängt, zurückzuweichen", sagte die ehemalige CIA-Analystin.
(A.Nikiforov--DTZ)