Deutsche Tageszeitung - Verdächtige im Mordfall von Kriminalreporter de Vries bleiben in Haft

Verdächtige im Mordfall von Kriminalreporter de Vries bleiben in Haft


Verdächtige im Mordfall von Kriminalreporter de Vries bleiben in Haft
Verdächtige im Mordfall von Kriminalreporter de Vries bleiben in Haft / Foto: ©

Im Fall des ermordeten niederländischen Journalisten Peter R. de Vries sind am Montag erstmals zwei Verdächtige vor einem Amsterdamer Gericht erschienen. Die beiden Männer im Alter von 21 und 35 Jahren werden des Mordes an dem bekannten Investigativ-Reporter beschuldigt. Wegen der erdrückenden Beweislast bleiben sie in Untersuchungshaft, wie das Gericht nach der Anhörung entschied.

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Der 21-jährige Delano G. soll de Vries am 6. Juli beim Verlassen eines Fernsehstudios in Amsterdam niedergeschossen haben, während der 35-jährige Pole Kamil E. den Fluchtwagen gefahren haben soll, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. De Vries erlag wenige Tage nach der Tat seinen schweren Verletzungen. Die Ermordung des 64-Jährigen, der als Berater eines Zeugen in einem wichtigen Drogenprozess tätig war, hatte in den Niederlanden und in ganz Europa Entsetzen ausgelöst.

Das Hauptverfahren beginnt voraussichtlich im Frühjahr 2022. Das Gericht lud die beiden Beschuldigten am Montag zu einer ersten Sitzung, bei der es zunächst um Verfahrensfragen ging.

Der in den Niederlanden lebende E. beteuerte am Montag bei der Anhörung seine Unschuld. "Ich habe niemanden umgebracht, ich wusste nichts von dem Mord, ich habe keine Waffe gesehen", sagte E., mittels eines polnischen Dolmetschers. Zwei ihm unbekannte Männer hätten ihm das Auto gegeben. Zudem sei ihm gesagt worden, er solle jemanden von einem Teil Amsterdams in einen anderen bringen. G. erklärte vor Gericht, er wolle sich nicht äußern.

Laut Staatsanwaltschaft gebe es eine Vielzahl von Beweisen, die auf die Schuld der beiden hindeuteten, darunter Aufnahmen von Überwachungskameras, Zeugenaussagen, Telefonaufzeichnungen und DNA-Spuren. Beide Verdächtige seien am Tatabend beim Verlassen des Wagens gesehen worden. Wenig später hätten sie in einem Treppenhaus beim TV-Studio gewartet, bis de Vries vorbeiging, und ihn dann erschossen haben.

Die Polizei hielt das Auto der Verdächtigen weniger als eine Stunde nach der Tat auf einer Autobahn in der Nähe von Den Haag an und nahm die beiden Männer fest. Vier Patronenhülsen, die am Tatort gefunden wurden, stammen mutmaßlich aus einer Waffe, die im Auto gefunden wurde und an der DNA-Spuren von G. gefunden wurden. Auch gibt es der Staatsanwaltschaft zufolge Beweise, dass E. de Vries vor der Tat ausspionierte.

De Vries hatte sich durch seine Rolle bei der Aufklärung hochkarätiger Kriminalfälle sowie als Sprecher von Opfern einen Namen gemacht. Der Reporter war zuletzt Vertrauensperson des wichtigsten Kronzeugen in einem Prozess gegen den mutmaßlichen Drogenboss Ridouan Taghi. Dieser gilt als meistgesuchter Verbrecher der Niederlande, seine Organisation wird von Staatsanwälten als "gut geölte Tötungsmaschine" beschrieben. Nach früheren Angaben von de Vries stand er auf Taghis "Abschussliste".

"Wir glauben, dass er wegen einer dieser Rollen oder zumindest wegen seiner Arbeit ermordet wurde", sagte Staatsanwältin Justine Asbroek der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe einen "Trend, dass jeder, der mit dem Prozess gegen Taghi in Verbindung gebracht werden kann, anscheinend mit seinem Leben bezahlen muss". Taghi wurde 2019 in Dubai gefasst und in die Niederlande überführt.

(V.Korablyov--DTZ)

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