Deutsche Tageszeitung - Aktivisten beklagen mangelhafte Versorgung von Asylsuchenden in Griechenland

Aktivisten beklagen mangelhafte Versorgung von Asylsuchenden in Griechenland


Aktivisten beklagen mangelhafte Versorgung von Asylsuchenden in Griechenland
Aktivisten beklagen mangelhafte Versorgung von Asylsuchenden in Griechenland / Foto: ©

Menschenrechtsorganisationen haben den griechischen Behörden vorgeworfen, Asylsuchende nicht ausreichend zu versorgen. In den Flüchtlingslagern auf dem griechischen Festland erhielten rund 60 Prozent der Bewohner keine Nahrungsmittel, erklärte ein Zusammenschluss von 26 Hilfsorganisationen am Montag. Unter den Hungernden sind demnach auch schwangere Frauen, Kinder und chronisch Kranke. "Mancherorts erhalten nicht einmal diejenigen Lebensmittel, die aufgrund von Covid-19 unter Quarantäne stehen."

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Die Menschenrechtsorganisationen gehen zum einen von einer bewussten Politik der Unterversorgung zur Abschreckung aus. Zum anderen seien Planung und Management der Behörden einfach schlecht.

Griechenland hatte vor über zwei Wochen vom UN-Flüchtlingshilfswerk die Aufgabe übernommen, EU-Bargeldhilfen an Asylbewerber in griechischen Lagern zu verteilen. Etwa 36.000 Berechtigte hätten diese Unterstützung nicht erhalten, erklärten die Organisationen. "In einem Versuch, diese Lücke zu schließen, werden Essensportionen an die Asylsuchenden ausgegeben, die Berichten zufolge von sehr schlechter Qualität und oft nicht vollständig gekocht sind."

Das Innenministerium wies die Vorwürfe zurück. Asylsuchende in Lagern auf dem Festland und auf den griechischen Inseln würden drei Mahlzeiten am Tag erhalten. Allerdings gelte dies nicht für Migranten, welche die Lager "verlassen müssen". Das Ministerium wies auch darauf hin, dass abgelehnte Asylbewerber "das Land verlassen müssen". Verzögerungen bei der Auszahlung der EU-Hilfen gebe es ebenfalls nicht, die Mittel sollen demnach bis Ende Oktober fließen.

Die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber, die sich derzeit in Griechenland aufhalten, ist nicht bekannt. Eine landesweite Zählung in diesem Monat solle dies ändern, sagte die Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks in Griechenland, Mireille Girard, vergangene Woche. Demnach wurde die Zahl zuletzt auf 96.000 Menschen geschätzt.

Allerdings wird davon ausgegangen, dass viele Asylbewerber das Land seit Antritt der konservativen Regierung in Athen verlassen haben. Seit 2019 wurden zahlreiche Leistungen gekürzt und etwa die Unterbringung in tausenden Hotelzimmern gestrichen. Auch sollen tausende Flüchtlinge in Deutschland und anderen EU-Ländern erneute Asylanträge gestellt haben, weil dort die Beschäftigungsaussichten besser sind als in Griechenland.

(P.Tomczyk--DTZ)

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